Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Jenks nickte.
»Runter mit ihm!«, schrie Glenn, dann folgte wieder ein Schlag.
Einen Moment herrschte Stille, anschließend hörte ich Glenn leise fluchen. »Keine Bewegung.«
Es folgte ein Uff , und Glenn lachte. Es war kein freundliches Geräusch. »Los, Eloy. Mir ist inzwischen völlig egal, ob du lebst oder stirbst.« Ich hielt den Atem an und stellte mir die Situation vor, bis Glenn flüsterte: »Gute Wahl.«
Eine männliche Stimme rief nach Glenn. Ich hörte Eloy mit gedämpfter Stimme fluchen. »Alles unter Kontrolle«, sagte Glenn. Sein Ton verriet mir, dass es vorbei war – wenn denn Jennifers leises Weinen wirklich ein Hinweis war. »Löscht das Feuer. Jemand soll das Feuer löschen! Ich brauche hier noch einen Zip Strip. Sofort! Können wir mal Licht haben?«
Nicht weit entfernt hörte ich Chris knurren: »Halt die Schnauze!«, und Jennifers Schluchzen wurde leiser.
Ich hörte ein Schleifen. Ich vermutete, dass Glenn Eloy hochgerissen hatte, und es folgte das vertraute Knarren eines Zip Strips. »Sind Sie sicher, dass er es ist?«, fragte jemand. »Er könnte verkleidet sein.«
Ich griff nach dem Mikrofon und flüsterte: »Kontrollier es mit dem Amulett, Glenn.«
»Heiliger Dreck, Rachel!«, rief Glenn. »Du hast mich erschreckt. Ich habe vollkommen vergessen, dass du mithörst.«
Ich grinste Jenks an, der vor Aufregung silbern funkelte. Ich war froh, dass sie sie erwischt hatten. Punkt für das FIB. Jennifer bettelte um ihre Freiheit, aber niemand beachtete sie. Es sah aus, als wäre alles vorbei, aber trotzdem bewegte ich mich nicht. Noch nicht.
»Ja, er ist es«, sagte eine neue, tiefe Stimme, und Jenks klapperte mit den Flügeln. »Gott sei Dank haben wir sie erwischt, bevor sie noch jemanden entführen konnten.«
»Verdammt, Rache!«, fluchte der Pixie. »Sie haben es geschafft!«
»Und zwar ohne uns«, sagte ich leise. Ich fühlte mich vernachlässigt. Ich konnte hören, wie Rechte verlesen und ignoriert wurden. Jennifer weinte, Chris fluchte und ich hatte das Gefühl, dass Gerald bewusstlos war. Eloy hatte noch nichts gesagt, was nicht allzu ungewöhnlich war. Trotzdem konnte ich mir die Szene gut vorstellen. Er stand wahrscheinlich mit hinter dem Rücken gefesselten Händen und hängenden Schultern da. Seine Haare wären zerzaust und er hätte Kratzer im Gesicht von seinem unsanften Kontakt mit dem Boden. Er suchte schweigend nach einem Fluchtweg, während seine Augen durch den Raum schossen. Ich kannte Eloy nicht gut, aber ich kannte diesen Typ – meinen Typ. Es gab immer einen Ausweg.
Über Funk wurden die Vans gerufen. Und immer noch blieb ich sitzen. Wartete. Meine Anspannung stieg. Eloy sprach nicht. Eloy hatte einen Fluchtweg. Ich wusste es einfach.
»Steh auf, Eloy«, sagte Glenn plötzlich über den Funkverkehr hinweg. »Arme nach vorne.«
Okay, dann stand er eben noch nicht, aber trotzdem konnte ich ihn fast vor meinem inneren Auge sehen, wie er langsam aufstand und nach einer Lücke forschte, während sie ihn durchsuchten. Er würde fliehen.
»Hey!«, sagte jemand. »Schaut mal, was ich bei ihm gefunden habe! Was glaubst ihr ist das?«
Ein zweiter Mann lachte. »Ein Deospray?«, meinte er, dann schrie er: »Ziel damit nicht auf mich, du Trottel! Es könnte Magie sein!«
Ich griff nach dem Mikrofon, um Glenn zu bitten, es mir zu beschreiben, lehnte mich dann aber wieder zurück, als eine tiefe, fast ausdruckslose Stimme, die ich nicht erkannte, sich mit einem »Entschuldigung!« einschaltete und anscheinend den Gegenstand an sich nahm. Dann murmelte sie: »Verdammte Narren. Kein Wunder, dass sie nicht mal in einem Sturm ihren eigenen Hintern finden können.«
Sie , dachte ich und sah Jenks an. Er hatte es auch gehört. Wer war mit Glenn da unten, der nicht zu seinen üblichen Leu ten gehörte? Aber solange Eloy es nicht hatte, konnte es warten, was auch immer es war. Wahrscheinlich war es eine Dose Haftseide, um Jenks abzuwehren.
Ich war immer noch nicht bereit, meine Stellung aufzugeben. Ich hörte, wie jemand in die Hände klatschte, dann schrie Glenn: »Okay, wir haben sie. Der Raum ist gesichert. Alle können kommen. Gut gemacht, Leute.«
Leiser Jubel erklang im Funkgerät, sowohl in dem Raum selbst als auch von den Außenposten. Nur ich blieb sitzen. Und wartete.
»Jetzt ist MegPaG nicht mehr so glücklich, hm?«, fragte Jenks. Sein Staub war um einiges heller und beleuchtete fast schon fröhlich den Tunnel.
»Ja«, sagte ich leise und drehte nachdenklich
Weitere Kostenlose Bücher