Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
hatte in Schwierigkeiten gesteckt und Marshal war gegangen. Ich hielt ihm das nicht vor. Mit einer gebannten Hexe auszugehen hätte dafür gesorgt, dass auch er gebannt wurde. Ich hatte ihm erklärt, ich hätte die Situation unter Kontrolle. Er hatte mir geglaubt. Ich hatte geschwindelt, und das Ganze war schiefgelaufen. Er war verschwunden. Keine Vorwürfe von niemandem. Aber das jetzt wieder aufwärmen? Nein. Ich machte ihm keine Vorwürfe, aber er war gegangen.
Jenks schwebte vor mir, während ich den Topf ausspülte. Auf seinem kantigen Gesicht lag ein teuflisches Lächeln. Hinter ihm auf dem Fensterbrett lag geschützt unter einem umgedrehten Brandyglas der Schmetterlingskokon, den Al mir letztes Silvester geschenkt hatte. »Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel«, sagte er. Ich drohte ihm mit dem Schwamm.
»Lass gut sein«, sagte ich und tauchte den ausgewaschenen Kessel ins Salzwasser, um auch die letzten Reste von Magie zu neutralisieren. »Ich komme gut damit klar, dass Ivy mit Glenn ausgeht, Glenn beißt, was auch immer mit Glenn treibt.«
»Und Daryl?«, stichelte der Pixie. »Ist mit Daryl auch alles klar, Rache?«
Ich versteifte mich, und Ivy sagte hinter mir: »Wo ist der Kleber? Und deine Katze, Jenks?«
Jenks schnaubte nur. »Als könnte dieser orangefarbene Fellball mich fangen.« Aber er stieg ein wenig höher.
Glenn wirkte verlegen, als ich mich wieder umdrehte. Er trat von einem Fuß auf den anderen. Ich sammelte die getrockneten Amulette ein. »Ich werde schauen, was ich hinkriege, und schicke sie so bald wie möglich zum FIB. Es dauert vielleicht einen Tag, aber wie Ivy so schön festgestellt hat, führen sie euch inzwischen wahrscheinlich sowieso nur zu einem leeren Gebäude.«
Glenns Blick huschte von den Amuletten zu mir. »Ähm, wann immer du es hinkriegst. Das wäre toll«, sagte er und trat doch tatsächlich einen Schritt zurück. »Danke. Rachel, ich möchte, dass du hierbleibst …«
Hierbleiben? Aufgebracht schlug ich mit der Hand auf den Tresen. Jenks schoss überrascht in die Höhe, aber Ivy lachte nur und wanderte zum Kühlschrank, um mir genug Raum für meinen Wutanfall zu geben. »Du wirst mich nicht zum Küchenchef ernennen, der nie das Schiff verlassen darf«, rief ich. »Ich werde an dieser Operation aktiv teilnehmen!«
Ivy tauchte hinter der Kühlschranktür auf und hob salutierend eine Orangensaftflasche, um mir ihre Unterstützung zu signalisieren. »Wir haben das bereits besprochen.«
»Also versuch nicht mal, ihr zu erklären, dass sie zu Hause bleiben soll«, fügte Jenks grinsend hinzu, während ich den FIB-Agenten böse anstarrte, der den Blick einfach mit geschwellter Brust erwiderte. Pluster dich auf, so viel du willst, FIB-Detective. Du wirst mich nicht zur Bibliothekarin machen.
Ivy goss sich mit dem Rücken zu uns ein Glas voll. Ich wusste, dass sie nicht durstig war. Sie versuchte, ihre Sinne zu beschäftigen, während ich die Luft mit meiner Wut schwängerte. »Wir sind gut darin, auf sie aufzupassen.«
Glenn trat einen Schritt zurück, um Jenks besser sehen zu können. »Gegen Irre, die Rosewood-Syndrom-Konduktoren entführen, um künstliches Dämonenblut zu erzeugen? Rachel, ich weiß, dass du einen Bodyguard hast und alles, aber wie klug ist es, dich in eine Position zu bringen, wo sie dich erwischen können?«
»Sie hat doch schon gesagt, dass sie vorsichtig sein wird.« Ivy lehnte sich gegen den Tresen und sah dabei aus wie der Inbegriff von Sex. Sie trank ihren Saft und ihre zarte, bleiche Kehle bewegte sich langsam.
Ich unterdrückte einen Schauder und wandte mich ab. »Ich gehe nur an sichere Tatorte«, erklärte ich leise, schlug mein Zauberbuch zu und ging in die Hocke, um es wegzuräumen. Das war ein schreckliches Durcheinander, und zwar nicht nur die Küche. Die I. S. hatte mich um meine Hilfe gebeten. Das FIB brauchte sie dringend. MegPaG hängte die Opfer öffentlich auf, um mich zu verhöhnen. Sie wussten, dass ich hatte, was sie wollten – und wofür sie momentan Leute verstümmelten. »Versprochen.«
Ich schob das Buch an seinen Platz und warf einen wütenden Blick auf die Dämonentexte daneben. Plötzlich war ich doppelt entschlossen, weder dem FIB noch der I. S. eine Liste der Flüche zu geben, die ich winden konnte. Sie konnten einen Praktikanten einstellen und sich alles in der Bibliothek zusammensuchen – ich würde ihnen nicht den Strick drehen, mit dem sie mich aufhängen konnten.
Ich hätte nie vermutet, dass mein
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