Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
»›Das Blutbild aller Opfer zeigt erhöhte Werte, bei jedem Opfer ein wenig höher‹«. Sie blinzelte und ihre Augen wurden dunkler, als sie mein Entsetzen spürte. »Ist das wichtig?«
Ich nickte. »Wenn sie mit jemandem angefangen haben, der sowieso schon erhöhte Werte dieses Enzyms hatte, ginge alles schneller. Steht dort auch, ob sie Träger des RosewoodSyndroms waren?«
Jenks erzeugte mit den Flügeln ein durchdringendes Geräusch und Ivy schüttelte den Kopf. Sie biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, als sie noch einmal genauer nachsah. »Du glaubst …« Ihre Stimme verklang, als ich nur nickte.
Rosewood-Syndrom. Ich war keine Konduktorin. Ich war Überlebende. Ich hatte die doppelte Menge Enzyme, mehr als alles, womit sie im Moment herumspielten. Dreck auf Toast .
Glenns Stuhl knarzte, als er sich zurücklehnte. Sorgenfalten gruben sich in seine sonst so glatte Stirn. »Bist du nicht …«, setzte er an.
»Rache!«, kreischte Jenks und hob in einer Wolke aus gelbem Staub ab, der dann über den Tresen rieselte und zu Boden fiel. »Du kannst diesen Auftrag nicht annehmen! Mir ist egal, ob du schon zugesagt hast! Sie fordern dich heraus. Sie wollen dein Blut! Wenn sie es kriegen, haben sie, was sie brauchen, und … Dreck, Rache! Was sollen wir tun?«
Ich packte den Tresen fester, bis meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Mein Kopf war gesenkt und ich konnte den kleinen Zauberkessel mit dem noch nicht aktivierten Trank darin sehen. »Meinst du, du könntest kontrollieren, ob die Opfer das Rosewood-Syndrom in ihrer Familie haben, Glenn?«, fragte ich schließlich.
Ivy stand auf. Ich bemühte mich, mein Unbehagen zurückzudrängen, damit ich weitermachen konnte. Aber an ihrer besorgten Miene konnte ich ablesen, dass ich wahrscheinlich schrecklich aussah.
Glenn stand ebenfalls auf und zog ein schmales Handy aus dem Gürtel. »Ich kümmere mich sofort darum«, sagte er. »Entschuldigt mich einen Moment.« Schon auf dem Weg durch den Flur drückte er die ersten Tasten, dann ging das Licht im hinteren Wohnzimmer an. Mehrere Pixiekinder folgten ihm.
Jenks landete auf meiner Schulter und der kalte Luftzug seiner Flügel jagte mir einen Schauer über den Rücken. »Alle wissen, dass du ein Dämon bist.«
»Stimmt«, sagte ich knapp, schnappte mir meine leeren Amulette und ordnete sie in einer geraden Reihe auf dem Tresen an. »Aber wenn sie mich gewollt hätten, hätten sie mich inzwischen entführt, Bodyguard hin oder her«, fügte ich hinzu. »Außerdem habe ich ein ureigenes Interesse daran, dafür zu sorgen, dass das hier richtig läuft.« Vorsichtig vermischte ich die feuchten Zutaten mit den trockenen und trug den fertigen, aber noch nicht aktivierten Trank auf die sieben Holzscheiben auf. Sie zogen ohne den leisesten Hinweis auf Rotholzgeruch ein, aber der sollte ja auch erst kommen, wenn sie aktiviert wurden.
Verdammt, was, wenn sie tatsächlich versuchten, mich zu entführen? Ich wollte das Armband nicht abnehmen. Es schmiegte sich an mein Handgelenk wie ein Rettungsanker. Ich wollte nicht, dass Al erfuhr, dass ich noch am Leben war. Er hatte alles riskiert, um mich am Leben zu erhalten, und als Gegenleistung hatte ich das Jenseits kaputtgemacht, einen Dämonenpsychopathen in sein Wohnzimmer verbannt und die Elfen vor der Ausrottung bewahrt, nachdem die Dämonen seit fünftausend Jahren versuchten, sie vom Erdboden zu tilgen. Al war pleite und musste doch für alles geradestehen, was ich angerichtet hatte. Nicht nur wäre er ziemlich sauer, wenn er rausfand, dass ich noch lebte, er würde mich auch dazu zwingen, die Realität für immer zu verlassen. Diesmal hatte ich nichts, womit ich handeln konnte. Ich würde Ivy, Jenks und meine Mom nie wiedersehen.
Ich schaute hoch, als sich um mich herum Schweigen ausbreitete. Ivy stand mit verschränkten Armen jenseits der Kücheninsel. »Jenks hat recht. Es würde nicht schaden, wenn du dich einmal raushältst.«
Mit einem Stirnrunzeln stach ich mir in den Finger und massierte drei Tropfen Blut auf das erste der fertigen Amulette. Möglichst unauffällig schnupperte ich nach dem Duft von Rotholz, aber da war nichts. Es roch einfach nur wie nasses Holz. Verdammt. Entweder hatte ich etwas falsch gemacht, oder mein Blut war zu weit von der Hexennormalität entfernt, um den zu aktivieren.
Missmutig warf ich das jetzt kontaminierte Amulett mit so viel Wucht in meine Salzwasserwanne, dass Wasser auf die Schränke spritzte. Ich musste jemand anderen
Weitere Kostenlose Bücher