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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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gefunden?«
    Â»In Indias Zimmer, auf ihrem Bett. Sie muss sich ein Video angeschaut haben.«
    Clare überlief es eiskalt. »Was hat sie sich angeschaut?«, fragte sie, in der Gewissheit, dass sie die Antwort kannte.
    Â»Es ist grauenhaft, Clare. Es ist ein Film, in dem sie selbst mitspielt. Sie, ihr Mann und drei Männer mit Kapuzen. Sehr brutal und sehr pervers. Aber etwas ist seltsam.« Rita zögerte, war sich ihrer Intuition nicht ganz sicher.
    Â»Was?«

    Â»Das Band ist kurz vor dem Abspann gestoppt worden. Das muss Cathy King gewesen sein, weil die Fernbedienung neben ihrer Hand lag. Und dann habe ich noch einmal hingeschaut. Das Bild genauer …«
    Â»Was haben Sie gesehen?«, unterbrach Clare sie ungeduldig.
    Â»Da ist noch ein Mann dabei. Er führt wahrscheinlich die Kamera. Aber ganz am Ende kann man ihn sehen, er spiegelt sich in der Fensterscheibe. Ich glaube, ich habe ihn schon mal irgendwo gesehen, aber ich weiß seinen Namen nicht. Darf ich Ihnen das Band jetzt vorbeibringen? Ich habe so ein Gefühl, dass Sie mit diesem Mann auch reden sollten. Über India. Es ist so schrecklich, was der Mörder mit ihren Augen gemacht hat.«
    Â»Ich habe dieses Band gesehen und eine Kopie bei mir«, sagte Clare und atmete tief durch. »Danke, Rita, danke.«
    Clare war schon im Wohnzimmer, suchte im Videostapel auf dem Fernseher. Da war es, das Band, das sie aus Brian Kings Arbeitszimmer hatte mitgehen lassen. Sie schob die Kassette ein, ließ die qualvolle Erniedrigung Cathy Kings schnell durchlaufen. Jetzt kam es, kurz vor dem Ende. Der Mann mit der Kamera spiegelte sich tatsächlich kurz in der Fensterscheibe, mit schlaffem Mund, während er filmte, gleichzeitig aber zuschaute, völlig hypnotisiert davon, wie Cathy King gefesselt wurde. Die Kamera zoomte unerbittlich, bis Cathys Gesicht den Bildschirm ganz füllte. Dann waren nur noch ihre Augen zu sehen, die vor Entsetzen erweiterten Pupillen. Und dann, nur einen Sekundenbruchteil lang im Bild und nur, wenn man aufmerksam hinschaute,
war ein später produzierter Spezialeffekt zu sehen: ein roter Blitz, dann tröpfelnde Flüssigkeit, als eine blaue Iris zerschnitten wurde.
    Clare rief Riedwaan an, aber er nahm nicht ab. Sie mussten sich beeilen, wenn sie Theresa Angelo lebendig finden wollten. Durchsuchungsbefehle und Formalitäten brachten nichts bis auf eine tödliche Verzögerung, deshalb rief sie nicht auf dem Revier an. Clare griff nach den Schlüsseln und einem warmen Jackett. Sie manövrierte ihr Auto durch den anwachsenden Strom der Leute, die den See-Elefanten sehen wollten, und fuhr in die Beach Street. In der Penthousesuite des alten Sea Point Tower brannte Licht. Clare betete, das möge heißen, dass Tohar zu Hause und Theresa noch am Leben war.

48
    Clare war ausgestiegen, noch bevor der Wachmann aus seinem warmen Aufenthaltsraum mit den Überwachungskameras herauskam. »Ich bin mit Mr. Tohar verabredet.« Clare drückte dem verblüfften Mann ihre Karte in die Hand. Sie sah an ihm vorbei in die Garage. Tohars Auto war nicht da. »Es ist egal, wenn er nicht da ist. Dann spreche ich mit seiner Frau.«
    Â»Seine Frau!«, schnaubte der Wachmann angewidert. Clare wusste dennoch, dass sie gewonnen hatte. »Seine Frau…! Ich frage nach, ob jemand zu Hause ist.« Er rief im Penthouse an. »Sie ist da.« Der Wachmann gab den
Code ein, und der Aufzug brachte Clare in Tohars Suite. Clare betrat den plüschigen Teppich. Es war still bis auf ein leises Geräusch weiter hinten im Flur.
    Die Tür war nur einen Spalt weit offen, aber Clare sah eine Frau, die rasch zwischen Schrank und Bett hin- und herging. Sie packte mit der Effizienz eines Menschen, der daran gewöhnt ist, schnell das Quartier zu wechseln und seinen ganzen Besitz in einem einzigen Gepäckstück bei sich zu haben.
    Clare klopfte. Die Frau ließ einen Stapel Blusen fallen. Ihr Gesicht wurde weiß.
    Â»Tatiana?«, sagte Clare. Sie hob einen kostbaren Seidenschal auf und fuhr mit den Fingern darüber. »Verreisen Sie?«
    Â»Nein«, flüsterte sie.
    Clare berührte das schöne Gesicht, dessen Konturen verschwommen, verschwollen waren. »Was ist Ihnen zugestoßen?«, fragte sie.
    Â»Nichts, es ist nichts. Ich muss zu Ende packen.«
    Â»Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Clare. Sie schrieb eine Telefonnummer und eine Adresse auf. »Ich

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