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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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brauchte ihn als Unterstützung. Sie klappte ihr Handy zu, würgte seine Stimme ab, die
sie bat, eine Nachricht zu hinterlassen. Clare hatte einen schlechten Geschmack im Mund, und ihr Körper schmerzte vor Anspannung. Sie versuchte zum zweiten Mal an diesem Tag, beim Laufen locker zu werden und ihre Gedanken zu ordnen. Dichter Nebel war von Südwesten her aufgekommen, und das Nebelhorn von Green Point schickte besorgt seine Signale an die passierenden Schiffe. Nebelschwaden stiegen auch aus dem Meer auf, so dass es schwierig war, weiter als ein paar Meter vorauszusehen. Wo ist sie? Wo ist sie? Wo ist sie? Diese Frage unterlegte Clares Schritte wie ein Schlagzeug. Sie machte eine Pause und probierte noch einmal, Riedwaan zu erreichen. Sie verfluchte seine Mailbox und lief weiter.
    Laute Stimmen durchschnitten die Stille. Der Nebel war desorientierend, aber der Streit klang, als käme er von der Three Anchor Bay her, wo der See-Elefant sich ans Ufer gehievt hatte, um auszuruhen. Clare ging auf den Schein eines Feuers zu, das der Bewacher des See-Elefanten entfacht hatte, um sich warm zu halten. Clare sah den Umriss eines Mannes, der vor Erregung außer sich war. Er ging auf den Wächter los, packte ihn an der Jacke und riss ihn vom Boden hoch.
    Â»Hey!«, rief Clare und lief auf die beiden zu. Sie ging zu dem Wächter hinüber, der gegen das Geländer der Ufermauer gefallen war.
    Â»Alles in Ordnung?«, fragte sie und half ihm wieder auf die Beine. Seinen Angreifer hatte der dichte Nebel verschluckt.
    Â»Schon gut. Schon gut. Was ist bloß in den gefahren?« Der Wächter war wütend. »Er will jetzt runter ins
Bootshaus. In dieser Brandung kann doch niemand segeln.«
    Â»Wer war das?«, fragte Clare.
    Â»Ich weiß es nicht. Ein Irrer. Er war schon mal da und wollte ins Bootshaus. Andere Leute, die Boote haben, wollten das auch. Und ich erkläre ihnen dann, dass niemand dorthin darf, solange der See-Elefant da ist. Niemand. Es macht den Leuten überhaupt nichts aus. Sie freuen sich über den See-Elefanten. Bis auf den. Er sagt immer, er muss dorthin. Es ist sein Recht. Und ich sage, Quatsch. Der See-Elefant ist Tausende von Meilen geschwommen, um uns hier einen Besuch abzustatten. Er soll seine Ruhe haben, bis er wieder nach Hause schwimmt.« Der Wächter goss sich Tee aus einer Thermoskanne ein, fügte vier tröstliche Löffel Zucker hinzu und stürzte den Tee hinunter. »Der Mann hat zu mir gesagt, er ruft den Bürgermeister an. Ich habe auf das Schild gezeigt und ihm erklärt, dass der Bürgermeister angeordnet hat, den Strand zu schließen, weil der See-Elefant hier ist. Ha!« schimpfte er, immer noch wütend.
    Â»Wann war das?«, fragte Clare.
    Â»Heute Mittag, sisi . Jetzt kam er schon wieder her. Erst hat er versucht, mir Geld zu geben. Ich habe Nein gesagt. Er hat mich gefragt, ob ich noch mehr Geld will. Ich habe wieder Nein gesagt und ihn freundlich nach Hause geschickt. Daraufhin hat er mich angeschrien, hat gesagt, ich müsse ihn durchlassen. Dann hat er mich gepackt.«
    Clare ging zum Geländer und schaute hinunter. Unten waren drei Bootshäuser, deren Türen gegen den Wind verrammelt waren. In dem trüben Licht war auf der anderen
Seite der kleinen Bucht eine weitere Tür zu erkennen, auch verrammelt. Das riesige Tier lag träge auf dem Ufer. Wenn ein Autoscheinwerfer es störte, blinzelten die großen Augen. Clare sah noch einmal hinüber zu der einzelnen Tür. Sie war in der Nähe einer Slipbahn, die seit der Ankunft des See-Elefanten abgesperrt war.
    Sie wandte sich dem Wächter zu. »Haben Sie ein Fernglas?«, fragte sie. Ihr Herz schlug schneller.
    Er duckte sich in seinen kleinen Unterstand und reichte ihr seins. »Es ist ausgezeichnet. Vergrößert den Sternenhimmel viele tausend Mal.« Sie schaute auf den See-Elefanten hinunter. Sie konnte die Borsten um die Stupsnase herum ausmachen. Sie richtete das Fernglas auf die Tür. Sie war fest verschlossen, aber im Sand waren Spuren. Clare bewegte das Fernglas an der Ufermauer entlang. Der Granit war vom Meer körnig und gezeichnet. Wo die Mauer sich der Strandlinie folgend ein wenig bog, schimmerte Licht. Clare konzentrierte sich darauf. Das Licht schien aus dem Stein herauszukommen und war plötzlich wieder verschwunden. Sie gab dem Wächter das Fernglas zurück. »Danke«, sagte sie. Clare wurde vor Hoffnung flau im

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