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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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die Mäntel ab, ohne ihnen in die Augen zu sehen. Als sie sich abwandte, um die nächsten Gäste am Aufzug zu begrüßen, sprang ihr kurzes Wickelkleid ein wenig auf, und ein Tattoo wurde sichtbar. Clare starrte es an, erschrocken darüber, wie vertraut es ihr inzwischen war. Die junge Frau spürte, dass sie gemustert wurde, und drehte sich um. Ihr Hostessenlächeln verschwand für einen Moment, und sichtbar wurde ein leeres Gesicht mit ausdruckslosen Augen. Dann kümmerte sie sich um den Mann, der eben aus dem Aufzug trat. Er prüfte die Festigkeit ihres Hinterteils, wie man einen Pfirsich befühlt, bevor man ihn isst. Clare folgte Jakes in den Salon, der für den heutigen Abend in einen prunkvollen Pharaonenhof verwandelt worden war.
    Â»Geschmack kann man eindeutig nicht kaufen«, sagte Jakes leise, während er jemandem auf der anderen Seite des Salons zuwinkte. Clare machte mit Jakes die Runde, verblüfft über seine gesellschaftliche Gewandtheit. Ihn umringten schon mehrere leicht verblühte Models, die darum wetteiferten, von ihm fotografiert zu werden.
    Â»Schnepfenmagnet!«, bemerkte Clare zynisch, zwinkerte ihm zu und machte sich dann auf die Suche nach einem Drink.
    Ein fetter Politiker, dessen Inkompetenz im umgekehrt proportionalen Verhältnis zu der Zahl der Unternehmen
stand, die ihn nach eigener Aussage unbedingt im Aufsichtsrat haben wollten, verwickelte Clare an der Bar in ein Gespräch. Clare konnte sich ihm erst entziehen, als er von einer tief dekolletierten Kellnerin abgelenkt wurde, die ihm Häppchen auf einer reich dekorierten Platte anbot.
    Clare ging zum Fenster hinüber. Sie war überrascht, dass sie ihre Wohnung von hier oben sehen konnte. Sie hatte sie vom ersten Honorarscheck für das Buch gekauft, das sie über die Bandenvergewaltigung ihrer geliebten Zwillingsschwester geschrieben hatte. Julie hatte das Honorar Blutgeld genannt. Clare hatte es geteilt. Eine Hälfte für sie, eine Hälfte für Constance, die mit ihrem Anteil ihr gemeinsames Elternhaus unterhielt.
    Sie starrte auf die Uferpromenade, auf der Charnay Swanepoels Leiche gefunden worden war. Das Ermittlungsteam war der Aufklärung des Mordes an Charnay nicht näher gekommen, obwohl das kriminaltechnische Labor die DNS-Spuren auf der Leiche analysiert hatte und es danach aussah, als suchten sie nach zwei Männern. Die Blutgruppe der Hautpartikel unter den Fingernägeln des toten Mädchens war eine andere als die der Spermaspuren. Riedwaan schloss nicht aus, dass es mehrere Täter gewesen sein könnten. Clare glaubte das nicht. Die posthumen Verstümmelungen deuteten für sie auf einen einzelnen Mann hin. Nichts war aufgetaucht. Kein Handymitschnitt, kein Zeuge. Nichts von der Videoüberwachung. Die Polizei hatte bei der Überprüfung herausgefunden, dass die Kamera, die diesen Straßenabschnitt hätte überwachen sollen, defekt war. Clare überkamen Schuldgefühle, weil aus den Tagen
seit dem Mord an Charnay erst eine Woche und dann eine zweite geworden war. Und jetzt war wieder ein Mädchen verschwunden. Clare wünschte sich plötzlich, sie wäre zu Hause.
    Sie wandte sich wieder dem riesigen, mit blauem Samt ausgeschlagenen Salon zu. Er füllte sich schnell. Sie begrüßte einen ranghohen Polizisten mit einer teuer aussehenden Frau am Arm. Clare hatte ihn im Zusammenhang mit einem Gesetzesentwurf gegen Menschenhandel interviewt. Er verlagerte unbehaglich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, als er Clare erkannte, denn er konnte sich offenbar nicht an ihren Namen erinnern.
    Otis Tohar war noch nicht da, aber Kelvin Landman. Er lümmelte sich auf der größten Couch, umgeben von seinem Hofstaat. Clare trat näher, blieb jedoch stehen, als eine Kellnerin der Runde eine Flasche Single-Malt-Whiskey brachte. Einer der Männer zog die Kellnerin auf seinen Schoß und malträtierte ihre kleinen Brüste. Landman sah amüsiert zu.
    Vom Eingang her durchzog ein Raunen den Raum und überlagerte die allmählich verstummenden Gespräche. Otis Tohar, groß und auffällig, blieb genau so lange stehen, bis er sicher war, dass sich alle Blicke auf ihn gerichtet hatten. Er hatte eine Frau im Schlepptau, deren exotische Schönheit etwas Maskenhaftes hatte. Clare fuhr zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf ihren Arm legte. Einer von Kelvin Landmans Begleitern stand hinter

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