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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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und das Tattoo anzufassen.
    Â»Entschuldigung, Tatiana«, sagte Clare leise. »Was ist mit Ihnen?«
    Tatianas Kopf fuhr hoch. Sie hielt eine Videokassette in der Hand. In ihren gerade noch ausdruckslosen Augen flammte Zorn auf. Sie warf sich die Stola über die Schultern und schob sich an Clare vorbei nach draußen.
    Clare sah, dass die auf dem Tisch zurückgebliebene Videohülle leer war. In dem Schrank, vor dem sie nun stand, befanden sich reihenweise Bänder, aber er war abgeschlossen.
Auf jeder Videohülle klebte das Isis-Logo. Das Schloss sah nicht sehr stabil aus. Clare versuchte, es aufzubrechen, aber ehe sie es geschafft hatte, hörte sie Stimmen. Sie schlüpfte mit klopfendem Herzen in den Flur zurück. Als sie halb oben auf der Treppe war, hörte sie jemanden in den Flur treten und die Tür schließen, die sie weit offen gelassen hatte.
    Clare schlug den Vorhang zurück und stand direkt vor Otis Tohar. So nahe, dass sie seine Lüsternheit unter dem teuren After-Shave förmlich riechen konnte.
    Â»Frau Dr. Clare Hart. Haben Sie sich verlaufen? Auf der Suche nach etwas Unterhaltsamem?«, fragte er und zog sie von dem Vorhang weg. Der Arm, der sich um ihre Taille legte, duldete keinen Widerstand. Sie ließ zu, dass er sie zur Bar zerrte.
    Â»Ich habe nach Ihnen gesucht. Mein Freund Kelvin Landman hat mir gesagt, dass Sie ihn für Ihren neuesten Film interviewen wollen. Erzählen Sie mir davon. Ich interessiere mich sehr für Filme.«
    Â»Ich recherchiere für einen Dokumentarfilm über den Handel mit Frauen und Kindern und die damit verbundenen Geschäfte«, sagte Clare.
    Â»Wie verdienstvoll«, sagte Tohar. »Ich nehme an, Sie wissen, dass wir alle Isis Clubs neu gestaltet haben?«
    Â»Wir?«, fragte Clare.
    Â»O ja, ich habe etliche der Gebäude erworben, in denen Isis Clubs untergebracht sind. Und die Grundstücke, auf denen die neuen Isis-Safari-Hotels gebaut worden sind – abgelegen, exklusiv. Vielleicht haben Sie Interesse daran, einen Bericht darüber zu drehen. Die Hotels entsprechen überhaupt nicht den Klischeevorstellungen,
die über solche Etablissements existieren. Bereitwillige Frauen. Zufriedene Gäste.« Sein Blick wanderte über ihren Körper. Tohar legte den Arm um Landman, der neben ihm aufgetaucht war.
    Â»Es ist eine Wachstumsbranche, stimmt’s, Kelvin?«
    Landman nickte. »Wir müssen nur unsere kühnsten Träume verwirklichen und dabei lediglich im Auge behalten, dass das Geld flüssig bleibt.« Seine Stimme klang honigsüß, unterlegt mit einer Drohung.
    Tohar wandte sich wieder Clare zu. »Wir interessieren uns beide sehr für das Filmgeschäft. Es wird bestimmt äußerst spannend, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Frau Dr. Hart.«
    Â»Bestimmt«, sagte Clare. »Aber ich drehe keine Werbung.«
    Â»Ein lobenswertes Prinzip«, sagte Tohar. »Entschuldigen Sie mich jetzt, ich muss mich um meine Gäste kümmern.«
    Die beiden Männer gingen auf die Spieltische zu, die in einer Ecke des Salons aufgestellt worden waren und an denen großer Andrang herrschte. Clare schob das Eis in der Magengrube auf Hunger, nicht auf Angst. Sie machte sich auf die Suche nach Jakes und nach etwas zu essen.

18
    Der Junge ging voraus. Die engen Hosen betonten seine Pobacken, das T-Shirt klebte an seinem schmächtigen Brustkorb. Der Weg über den Strand zum Meerwasserpool
war rutschig vom vorangegangenen Regen und vom Seetang, den die zurückweichende Flut abgeladen hatte. Der Junge suchte den Windschatten, den Schutz der Mauer, hinter der das offene Meer lag. Wellen schlugen über die schwarzen Felsen, warteten auf die Rückkehr des abgeflauten Sturms. Der erste richtige Wintersturm, dachte der Junge, versuchte sich abzulenken von dem, was ihm bevorstand. Eine Viertelstunde, in der er da war, ohne da zu sein, und er hatte das Geld, das er unbedingt brauchte.
    Der Mann – etwa fünfzig und unter dem Bauch noch muskulös – lehnte sich gegen den rauen Beton und öffnete den Reißverschluss seiner Hose.
    Â»Ausziehen.«
    Der Junge zögerte.
    Der Mann zerrte ihn zu sich her. »Ausziehen. Und hinknien.« Der Junge kapitulierte. Was machte es schon, wenn er eine Weile fror, ihm Muschelschalen in die Knie schnitten? Es ging ja so schnell vorbei. Der Junge legte die Kleider ab und bekam in der Kälte sofort eine Gänsehaut. Der

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