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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Mann stieß ihn nach unten, umklammerte den schmalen, braunen Hals des Jungen. Erst bewegte er den Kopf des Jungen langsam, dann schneller. Der Junge gehorchte den kurzen, harschen Befehlen, fühlte sich jetzt wie ein Stück Treibholz. Das Bewusstsein war verschlossen, die Augen waren – auf Befehl – offen. Als der Mann ihn zum letzten, ihn würgenden Stoß zu sich heranzog, sah er sie zwischen den Felsen liegen. Der Mann war fertig, schob ihn beiseite, genoss es, den Jungen dabei zu beobachten, wie er die ausgehandelten Scheine zusammenraffte, die er ihm
hinwarf. Dann war er auch schon fort. Ging zum Abendessen zu seiner Familie.
    Der Junge zog seine Sachen an, den Blick auf den bleichen Mädchenkörper gerichtet. Er ging vorsichtig zu ihr hinüber. Ein Schauer überlief ihn, weil sie so reglos war. Er streckte die Hand aus und zog ihr das hauchdünne, teure Top über die entblößten Brüste und legte Seetang über ihr Gesicht, um die geblendeten Augen zu verdecken. Sie fühlte sich eisig an. Ihm war übel, als er zurück zur Straße rannte, weg von dem Mädchen. Er schaute sich noch einmal um, als er stehen blieb, um sich das Geld in die Hosentasche zu stecken, dann winkte er ein Taxi heran und fuhr nach Hause.
    Er hörte, wie die sanften Worte seiner Mutter seinen tobenden Stiefvater beruhigten, während er die Treppe hinauf in sein Zimmer ging. Er wartete, bis der Streit beendet war und sich die Haustür hinter seinem Stiefvater schloss, der sich auf den Weg in seine Stammkneipe machte. Dann ging er hinunter in die Küche, wo seine Mutter das Abendessen für ihn aufwärmte. Er hatte keinen Hunger, aß aber ihr zuliebe ein paar Bissen und ließ sich über seinen Schultag ausfragen. Trotz seiner Ungeduld blieb er bei ihr am Küchentisch sitzen, das Reden lenkte ihn von dem toten Mädchen ab. Erst viel später ging er wieder in sein Zimmer hinauf.
    Die Vorhänge waren offen. Er trat ans Fenster und blickte auf die Lower Main Road, jetzt verlassen und nass, die nach Salt River führte. Er schloss die Augen, aber er sah immer nur das Mädchen, allein und tot auf den Felsen. Bald würde ihr langes Haar in der Flut treiben. Der Junge machte die Augen wieder auf, aber sie
war immer noch da, die so seltsam zusammengebundene rechte Hand angewinkelt wie die einer winkenden Ballerina, ein stummes Flehen.
    Er musste ihr helfen, aber es war ausgeschlossen, dass er die Polizei anrief. Er griff nach seinem Handy, überprüfte, ob es noch geladen war. Für eine SMS reichte es. Er stöberte in den Papierstapeln auf seinem Schreibtisch. Ganz unten lag der Schnellhefter aus dem Kurs über Dokumentarfilme, den er in den Ferien belegt hatte. Dr. Clare Hart. So hieß sie. Sie hatte ihm ihre Karte gegeben, als er nach der Vorführung eines ihrer Filme mit ihr gesprochen hatte. Er hatte in der Zeitung gelesen, dass sie an den Ermittlungen beteiligt war, die in Zusammenhang mit dem Mordfall an dem anderen Mädchen liefen. Seine Finger rasten über die winzigen Tasten, gaben die verknappte Nachricht ein. Er drückte auf Senden, das Symbol huschte über das Display, und dann war die SMS weg. Der Junge seufzte erleichtert: Das tote Mädchen war er los. Sie war jetzt das Problem anderer.
    Er zog die Vorhänge zu und tastete dann oben auf dem Schrank hinter dem ausrangierten Tennisschläger nach dem Holzkästchen. Es war noch da. Darin war alles, was er brauchte, um bis zum nächsten Tag durchzuhalten. Er nahm die Spritze heraus, bewunderte ihre schlanke Form, als er die Nadel einsetzte. Der Brenner war angezündet, das Pulver löste sich bereits im Löffel auf, dann zog er die Spritze auf. Die Vene in seinem Schenkel gierte nach der Nadel. Er mied die Innenseiten der Arme. Dort schaute ein neugieriger Lehrer zuerst nach, und es hätte seine Kunden misstrauisch gemacht.
Sie zogen seine Unschuld lieber selber in den Dreck. Er schlüpfte unter die Decke und sank in einen abgrundtiefen Schlaf.

19
    Clare holte Jakes eben aus einer Frauenrunde heraus, als die Textnachricht ankam. Die Angst, die immer unter der Oberfläche lauerte, stieg in ihr auf, als das Handy gellend klingelte. Sie klappte es auf. Mädchenleiche. Graaffs Pool. Sie erstarrte. Sie suchte nach dem Absender der Nachricht. Ihr Display zeigte an: »Unbekannt«.
    Â»Was ist los?«, fragte Jakes, der ihre Aufgewühltheit spürte. Sie hob die

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