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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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ihr.
    Â»Entschuldigung, Frau Dr. Hart. Mr. Landman bittet Sie, sich zu uns zu setzen.« Clare sah zu Landman hinüber.
Er neigte grüßend den Kopf in ihre Richtung. Clare stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass die Kellnerin entkommen war. Sie folgte Landmans Begleiter.
    Â»Hallo, Frau Dr. Hart. So sieht man sich wieder«, sagte Kelvin Landman. Er stand auf, als Clare an den Tisch kam. »Bitte, setzen Sie sich zu uns.« Ein Blick scheuchte die beiden Männer hoch, die neben ihm saßen. Clare setzte sich. »Darf ich Ihnen einen Whiskey anbieten?« Er gab ihr ein Glas, ohne ihre Antwort abzuwarten. Clare nahm das Glas, trank aber nicht.
    Â»Ein schönes Paar, Otis Tohar und Tatiana«, sagte Landman und musterte Clare abschätzend.
    Clare sah zu Tohar hinüber. »Tatiana? Das klingt russisch.«
    Â»Schon möglich. Kapstadt ist heutzutage eine internationale Großstadt.«
    Clare goss etwas Wasser in ihren Drink.
    Â»Schön, dass Sie hier sind, Frau Dr. Hart. Ich hoffe, Ihre Recherchen gehen gut voran?« Er machte eine Pause, ließ die Frage zwischen ihnen in der Luft hängen.
    Clare lächelte ihn an und hielt dabei seinen Blick fest. »Ich habe bereits mit einigen Frauen gesprochen. Ich bin gespannt darauf zu hören, was Sie zu sagen haben.«
    Â»Ich schaffe Arbeitsplätze«, sagte Landman und beugte sich vor. »In einem Land mit vierzig Prozent Arbeitslosen kann das doch nur eine gute Sache sein. Wo ich herkomme, sind die Menschen stolz auf mich. Sie haben zu essen. Ihre Kinder gehen zur Schule.«
    Clare ließ den Whiskey in ihrem Glas kreisen. Die goldene Flüssigkeit brach sich im Kristall. Sie wartete darauf, dass Landman weitersprach.

    Â»Ich biete eine Dienstleistung an. Wo Nachfrage ist, finde ich ein Angebot. Schauen Sie sich diese Mädchen an.« Er deutete auf die halb nackten Kellnerinnen, von denen etliche so jung wirkten, dass sie um diese Zeit ins Bett gehört hätten. »Wenn ich nicht wäre, hätten diese Mädchen keine Arbeit und ihre Familien nichts zu essen.« Landman lächelte. Dabei ging seine Oberlippe nach oben und entblößte seine Zähne.
    Â»Besuchen Sie doch einen meiner Clubs, Frau Dr. Hart. Kommen Sie in den Isis Club. Ich lade Sie ein. Sie können etliche meiner Mädchen kennen lernen.« Er gab ihr eine Karte. Es war eine bekannte Adresse in der Innenstadt. »Am Freitag um elf?«
    Â»Danke«, sagte Clare. »Können wir das Interview dort aufzeichnen?«
    Â»Warum nicht?«, erwiderte er. Er beugte sich zu ihr herüber und legte ihr eine manikürte Hand auf das Knie. Clare durchlief unwillkürlich ein Schauer. »Aber kein Kameramann. Kein Tontechniker. Nur Sie.« Clare schluckte. Seine physische Präsenz war beunruhigend. Sie blickte auf die Karte hinunter.
    Â»Gut«, sagte sie. Sie steckte die Karte in ihre Tasche und stand auf. »Bis Freitag um elf.« Ihr Bein war heiß, als er die Hand wegnahm.
    Otis Tohars Gäste tranken unentwegt. Er machte die Runde, klopfte sich anbiedernden Politikern auf die Schulter, machte den übergewichtigen Frauen gieriger Geschäftemacher Komplimente. Clare beobachtete, wie Tatiana unauffällig aus seiner Umlaufbahn ausscherte. Sie drehte sich um, vergewisserte sich, dass Tohar ihren Rückzug nicht bemerkte, schob dann einen schweren
blauen Samtvorhang beiseite und verschwand dahinter.
    Clare folgte Tatiana in den versteckten Flur. Er führte zu einer Wendeltreppe und hinunter in Tohars Privaträume. Clare hörte von unten ein Schluchzen. Am Fuß der Wendeltreppe kam sie in einen weiteren Flur. Unter einer Tür ganz hinten war ein Streifen Licht zu sehen. Clare machte die Tür auf und entdeckte einen Schneideraum und dahinter ein Heimkino. Tatiana saß auf einem Regiestuhl in einer Ecke des Raumes, mit dem Rücken zu einer umfangreichen Sammlung von Videokassetten, die in einem verglasten Schrank aufbewahrt wurden. Die schlanken Arme der Frau umklammerten mit soviel Kraft ihre Knie, dass die Fingerknöchel weiß waren. Der Seidenschal war ihr von den Schultern gerutscht. An den Armen hatte sie blauviolette Blutergüsse. Ihren Kopf hielt sie gesenkt, so dass sich ihre langen schwarzen Haare geteilt hatten. Auf ihrem entblößten Nacken war die Tätowierung deutlich zu erkennen: zwei Vertikale, geschnitten von einem X. Clare unterdrückte den Impuls, die Hand danach auszustrecken

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