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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Otis Tohar hatte das Erbe konsolidiert und dabei, so jedenfalls der Werbetext, »auf dem großartigen humanitären Vermächtnis seines Vaters« aufgebaut. Clare war skeptisch. Sierra Leone war bekannt für Blutdiamanten und Kindersoldaten, nicht für humanitäre Errungenschaften.
    Das Mädchen auf dem Foto wurde nicht erwähnt; eine Schwester, vermutete Clare, als sie sich die dichten
Brauen und das gleichermaßen volle Haar beider Kinder auf dem Bild ansah. Sie war ein paar Jahre älter und legte den Arm um den verlegenen kleinen Jungen. Tohars Mutter hatte ihn nach Otis Redding genannt. »Sitting on the Dock of the Bay« hatte sie an ihre Jugend in Sea Point und an ihre Spaziergänge auf der Promenade erinnert. Das sei, so wurde in der Broschüre geschwärmt, der Auslöser dafür gewesen, dass Otis Tohar an den Ort zurückgekehrt war, den seine Mutter in ihrer Jugend hatte verlassen müssen.
    Tohar hatte offensichtlich seit seiner Ankunft in Kapstadt sehr gute Geschäfte gemacht. Er schien im Geld zu schwimmen. Ein Art-déco-Haus nach dem anderen war an ihn verkauft worden. Die alten Gebäude wurden jedoch sofort dem Erdboden gleichgemacht, damit an ihrer Stelle Giganten aus Stahl und Glas hochgezogen werden konnten. Tohars letzte Grundstückserwerbung war ein großes Gelände gegenüber der Three Anchor Bay, auf dem bereits eine riesige Baugrube ausgehoben wurde. Damit er Gewinn machte, musste sich eine solche Investition schnell für ihn rentieren. Und der Stadtrat von Kapstadt, nicht gerade bekannt für die schnelle Abwicklung von Genehmigungsverfahren, handelte in diesen Fällen in einem geradezu unanständigen Tempo und wischte alle Einwände vom Tisch.
    Die Türklingel unterbrach sie in ihren Gedanken. Fritzis Augen verengten sich empört zu Schlitzen, als Clare sie von ihrem Schoß schob und nach ihrer Tasche und dem Cape griff.
    Jakes Kani hielt direkt vor ihrer Tür, aber ihre Strümpfe und Schuhe wurden trotzdem nass. »Es gießt wie aus
Kübeln«, kommentierte Jakes ihren besorgten Blick auf die Füße, beugte sich herüber und küsste sie auf die Wange. Er gab ihr ein Handtuch, mit dem sie sich trocken rieb. »Du siehst umwerfend aus, Clare«, sagte er.
    Â»Du hältst dich für dein Alter aber auch nicht schlecht«, gab sie zurück.
    Er lachte, fuhr sich mit der Hand über die kahle Stelle am Kopf. »Hey, Clare, du weißt doch, dass ich etwas gegen Tritte unter die Gürtellinie habe.« Er ließ den alten Mercedes an und fuhr holpernd die Bordsteinkante hinunter.
    Â»Was weißt du über Otis Tohar?«, fragte Clare.
    Â»Nicht viel«, sagte Jakes. »Eigentlich nichts Konkretes, außer dass er die gesellschaftlichen Leitern in Kapstadt innerhalb kürzester Zeit hinaufgeklettert ist. Aber wer genug Geld hat, schafft das mit links.«
    Â»Komm schon, Jakes, Fotografen für die Regenbogenpresse wie du hören doch das Gras wachsen«, sagte Clare. »Erzähl mir, welche Leitern das sind und wie er es geschafft hat. Ich möchte unbedingt wissen, warum er mich eingeladen hat.«
    Â»Er ist mediengeil, verrückt nach Berühmtheiten. Das ist wohl die Erklärung.« Jakes sah sie von der Seite an. Sie sah immer noch sehr gut aus und hatte sich als Dokumentarfilmerin einen Namen gemacht. Vielleicht war das der Grund. Aber Jakes teilte Clare seine Gedanken nicht mit. Eigentlich hatte er das Gefühl, dass sie für Tohar ein bisschen zu alt war. »Ich weiß, dass die Geburtstagsparty des Bürgermeisters auf Tohars Jacht stattgefunden hat, der Isis.«
    Â»Liegt sie im Hafen von Waterfront vor Anker?«

    Â»Ja«, sagte Jakes. »Ich habe außerdem gehört, dass Tohar und Kelvin Landman dick befreundet sind.«
    Â»Ein entzückendes Paar.«
    Â»So schnell wie Landman ist meines Wissens noch niemand in einer Bande von Cape Flats ganz nach oben aufgestiegen«, sagte Jakes.
    Â»Wie hat er das geschafft?«
    Â»Er ist schlau, hat einen Riecher fürs Geschäft. Und er brachte Ordnung in die Sache: Wer nicht parierte, war tot. Wer parierte, wurde reich. Nach einer Weile haben das alle kapiert.«
    Â»Aber er gibt sich nicht nur mit der hiesigen Szene ab«, sagte Clare. »Nach meinen Informationen ist der Menschenhandel, über den ich momentan recherchiere, bestens organisiert. Er hängt da ganz sicher mit drin, bloß lässt

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