Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
Vom Netzwerk:
ein Glas Wein anbieten?«

    Â»Danke«, sagte sie. Etwas zu trinken konnte sie jetzt brauchen. »Ich habe aufs Geratewohl angehalten, weil du vielleicht die Fotos von dem Osiris-Empfang, auf dem wir waren, noch hast.«
    Â»Klar habe ich die noch. Sie sind hinten.«
    Clare nahm ihr Glas und folgte ihm ins Atelier. Am Ende des Flurs hing immer noch ihr altes Foto. Er hatte sie unvorbereitet eingefangen. Sie hatte ihm das Gesicht zugewandt, als er nach ihr rief, den Mund leicht offen, die Augen arglos, der nackte Körper zusammengerollt unter ihren langen Haaren. Er hatte es aufgenommen, kurz nachdem sie ein Liebespaar geworden waren, in dem Jahr, in dem Clare auch mit dem Studium angefangen hatte. Es war das Jahr gewesen, in dem sich Constance auf der Serenity Farm einschloss. Jakes hatte Clare mit diesem Foto von ihr zeigen wollen, dass sie schön war, dass ihr Körper heil war, makellos, dass er sie liebte. Es hatte ihn bekannt gemacht, als er es ausstellte, unter dem Titel »Die Schwester des Opfers«.
    Die Dunkelkammer war ein geordnetes Chaos, und Jakes wühlte in einem Bilderstapel. Er zog die Kontaktabzüge hervor, die Clare interessierten, und gab sie ihr. Sie rochen nach Chemikalien. Clare ging sie durch. Jakes hatte mit seinem geübten und zynischen Blick die Dekadenz des Empfangs dokumentiert.
    Â»Danke, Jakes«, sagte Clare. »Ich bringe sie dir in ein paar Tagen wieder vorbei.«
    Â»Behalte sie ruhig«, sagte Jakes. »Ich habe die Negative, und die Fotos, die ich vergrößern will, habe ich schon ausgesucht.« Er zeigte auf ein Bild, auf dem Kelvin Landman neben Otis Tohar stand. Landman legte
den Arm um Tohars Schultern. Die stark geäderte Hand ruhte auf Tohars Brust. Das wirkte auf lässige Weise heimtückisch. Tohar war groß, aber auf diesem Foto machte ihn Landmans besitzergreifende Geste klein. Es klingelte an der Tür, und Jakes zuckte in unverhohlener Vorfreude zusammen.
    Â»Ich bin schon weg«, sagte Clare.
    Â»Willst du nicht noch auf ein Glas Wein bleiben?«, fragte Jakes, als sie auf den Aufzug warteten. Er ging auf, und ihm entstieg eine blonde Versuchung aus Haar und Beinen, hohen Hacken und Zigarettenrauch.
    Â»Ein andermal, Jakes. Hallo«, sagte sie zu der jungen Frau und ging an ihr vorbei in den Aufzug.
    Â»Hi«, sagte die junge Frau zu Jakes, hielt ihm das Gesicht zum Küssen hin und legte seinen Arm um ihre nackte Taille.
    Â»Auf bald, Clare.«
    Die Aufzugtür glitt lautlos zu und brachte sie auf die Straße zurück. Sie schaltete das Licht im Auto an und ging die Bilder durch, die Jakes ihr gegeben hatte. Sie fand King auf dem dritten Blatt. Er saß an einem Spieltisch. Spielte mit Tohar und zwei anderen Männern. Einen kannte sie nicht, der andere gehörte zu Landmans Hofstaat. Zwischen ihnen herrschte eine Lockerheit, wie sie bei Männern zu finden ist, die Kameraden oder Komplizen sind. Clare blickte sich um. Die Straße war leer bis auf zwei Stadtstreicher, die apathisch die letzten Büroangestellten auf dem Heimweg anbettelten.
    Clare sah India vor sich, wie sie kalt in der Pathologie lag. Ihr wunderschöner Körper wurde nach der Autopsie für die Beerdigung wieder zusammengenäht. Im Tod gab
es keine Intimsphäre mehr. India wurde in ein Metallfach geschoben wie alle unter verdächtigen Umständen gestorbenen Toten Kapstadts. Ein Straßenkind hämmerte gegen Clares Fenster, verlangte mit ausgestreckten Händen Geld. Clare schüttelte den Kopf und ließ den Motor an. Sie zuckte zusammen, als die Kinderfaust auf den Kofferraum des anfahrenden Autos einschlug.

38
    Es war dunkel, als Clare nach Hause kam. Sie vertrieb das Gefühl der Einsamkeit aus der Wohnung, indem sie die Lampen einschaltete und die Vorhänge zuzog. Sie warf die welken Blumen aus dem Flur in den Mülleimer. Sie erwartete Riedwaan um acht. Sie wollten den Fall noch einmal durchgehen. Etwas Entscheidendes fehlte ihnen. Sie sah in den Kühlschrank. Ein Kopf Blumenkohl hatte Schimmelblüten angesetzt, aber sie wollten das Abendessen ohnehin liefern lassen. Sie nahm die Kassette, die sie aus Brian Kings Geheimversteck entwendet hatte, aus der Tasche und schob sie in den Videorekorder. Sie machte es sich auf der Couch gemütlich, mit Fritzi auf dem Schoß, und drückte auf die Abspieltaste. Der Fernsehschirm erwachte zum Leben.
    Die erste Einstellung war die Nahaufnahme von einer Frau

Weitere Kostenlose Bücher