Blutsbraeute
Wohnzimmer, und Clare schürte das Feuer im Kamin, während Riedwaan Platz für seine Akten machte. Er verteilte die Fotos auf dem Tisch und legte die endgültigen Autopsieberichte daneben. Das nachgelegte Holz fing knisternd Feuer, machte das Zimmer gemütlich und zog Fritzi von der Couch neben den Kamin.
Clare ging in ihr Arbeitszimmer und holte ihre Notizen und Fotos. Sie legte beides neben Riedwaans Unterlagen. »Das ist der Stoff, den ich für meinen Film über Menschenhandel gesammelt habe. Alles kreist um Kelvin Landman«, sagte Clare. »Ich weiÃ, dass du dich auf den Serienmörder konzentrieren willst, aber ich bin
überzeugt davon, dass es eine Verbindung gibt. Landman streckt seine Tentakel überallhin aus. Er ist wie ein Krebsgeschwür, befällt alles, was mit ihm in Berührung kommt.«
»Du hast schwer gearbeitet.« Riedwaan massierte mit einer Hand vorsichtig Clares verspannten Nacken. Sie entspannte sich nicht, rückte aber auch nicht weg. Die Präsenz der drei toten Mädchen bedrückte sie. Er las über ihre Schulter das Profil, an dem sie gearbeitet hatte. »Sieht nach einer Person aus, obwohl er einen Komplizen haben könnte. Nimmt seine Opfer ins Visier. Sie sehen ähnlich aus, sind in einem ähnlichen Alter, allein unterwegs, deshalb verletzlich. Hinweise darauf, dass er sich vorher schon mit ihnen getroffen hat, vorhanden. Das würde bedeuten, dass die ersten beiden freiwillig mitgegangen sind. Die dritte nicht. Hat ein Auto. Extremes Bedürfnis nach Kontrolle. Sehr präzise Planung erforderlich, damit er seine Fantasien umsetzen kann. Das trifft genau auf Landman zu, Clare. Aber er macht sich nicht gern die Hände schmutzig. Er lieÃe sich zuarbeiten.«
»Es könnte auch auf Brian King zutreffen oder auf den Kunden des Strichjungen, Da Cunha.«
»Wir haben eine DNS-Probe von India, eine gute. Auf der Leiche war Sperma, und das ist analysiert worden. Es passt zu der Probe von dem Mädchen, das in Johannesburg vergewaltigt wurde. Das sich umgebracht hat.«
»Gott, Riedwaan, wie hast du es nur geschafft, das Labor so unter Strom zu setzen? Normalerweise machen die doch gar nichts, bis der Fall vor Gericht kommt.«
»Sagen wir mal, da war mir jemand noch einen Gefallen
schuldig, und dadurch ist unser Fall ganz nach vorne in der Warteschlange angekommen.«
»Hast du etwas Passendes in deinen Akten gefunden?«
»Nichts. Es ist keins von den Arschlöchern, die wir in den Akten haben.«
»Dann müssen wir weitersuchen«, sagte Clare. »Hast du DNS-Material von Landman?«
»Nein. Aber die beiden verschiedenen Blutgruppen â das deutet auf zwei Männer hin.«
»Wir könnten King zum Verhör vorladen. Er hätte uns etliches zu erklären«, sagte Clare. »Es könnte durchaus nur eine Person sein â etwa zwanzig Prozent der Männer haben eine andere Blutgruppe als die, die das Sperma aufweist.«
»Er war im Isis Club, genau wie er gesagt hat«, sagte Riedwaan. »Ich habe auÃerdem die Frau überprüft, mit der er die Nacht verbracht hat. Ich mag ihn nicht, aber bis jetzt ist sein Alibi absolut dicht.«
»Ich habe ein grauenhaftes Video aus seinem Haus mitgehen lassen«, sagte Clare. »Einen Film, in dem er die Gruppenvergewaltigung seiner Frau dirigiert.«
»Wird sie Anzeige erstatten?«, fragte Riedwaan.
»Ich bezweifle es«, sagte Clare.
»Es ist nicht viel zu machen, wenn sie ihn nicht anzeigt«, sagte Riedwaan. Clare griff nach der Fernbedienung. »Zeigâs mir nicht«, sagte Riedwaan. Er zog sie weg vom Videorekorder. »Mir reichtâs für heute.« Er fuhr mit dem Finger seiner rechten Hand unter ihrem Kinn entlang, über die weiche Biegung ihres Nackens. Clare lehnte sich an ihn.
»Bleibst du hier?«, fragte sie.
»Ja.« Riedwaan zog sie auf die Beine. »Eine Weile. Gehen wir ins Bett. Ich bin zu müde zum Essen.«
Er schlief, als Clare aus dem Bad kam. Sie schlüpfte neben ihn, nicht daran gewöhnt, dass sie in ihrem Schlafzimmer leise sein musste. Er griff nach ihr, ohne aufzuwachen. Es war leichter, ihren Körper dem Schlaf auszuliefern, wenn jemand neben ihr atmete.
39
Um kurz nach vier schreckte Clare schweiÃgebadet auf. Sie hatte geträumt, sie sei in einen riesigen Spiegelsaal hineingestolpert. In jedem Spiegel sah sie sich selbst, die Augen weit
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