Blutsbraeute
das. Was haben Sie herausgefunden? Passen meine Fasern zu denen, die Sie auf Indias Leiche gefunden haben?« Clare schlug die Zeitung auf, überblätterte die banalen Körperverletzungen und andere Gewaltdelikte vom Vortag.
»Das ist etwas seltsam«, sagte Piet. »Sie passen nicht zusammen. Doch ich habe alles noch mal überprüft und festgestellt, dass etliche der Fasern zu denen passen, die ich auf Indias Bluse gefunden habe. Aber es sind eben nur ein paar identisch.«
»Woran sieht man das?«, fragte Clare. Sie griff nach dem Wirtschaftsteil, der auf den Boden gerutscht war. Eine dicke Schlagzeile verkündete das Ende des Immobilienbooms.
»Die Fasern sind sehr ähnlich, beide Kaschmir. Aber es sind verschiedene Färbemittel. Eins ist synthetisch, das andere ein viel teureres natürliches Färbemittel.«
»Welche haben zu denen gepasst, die ich Ihnen gebracht habe?«, fragte Clare. Sie saà auf dem Bettrand und merkte nichts von der Kälte.
»Die synthetisch gefärbten. Es waren nur wenige. Sie waren unter den natürlich gefärbten.«
»Und wo haben Sie die synthetisch gefärbten gefunden?«
»An den Schultern und im Nacken. Als hätte ihr jemand den Arm um die Schulter gelegt«, sagte Piet.
»Aber sind das eindeutig Spuren von zwei Personen?«
»Ja, eindeutig.«
»Danke, Piet.« Sie beendete die Verbindung und rief sofort Riedwaan an.
»Clare, tut mir leid«, sagte er.
»Ist nicht so wichtig, Riedwaan. Piet Mouton hat mich eben wegen der Fasern angerufen, die ich bei ihm abgegeben habe. Sie passen zu etlichen auf Indias Bluse. Es sind die, die ich von Kings Mantel abgezupft habe.«
»Und die anderen?«
»Weià ich nicht«, sagte Clare. »Laut Piet ein anderes Färbemittel.«
»Vielleicht hat er ja nur seine Tochter kurz in den Arm genommen, bevor sie ausging.«
»Ein Mädchen mit einem Riegel innen an der Zimmertür lässt sich von ihrem Stiefvater umarmen, bevor sie ausgeht?«
»Der Punkt geht an dich«, sagte Riedwaan. »Ich sollte ihm noch einen Höflichkeitsbesuch abstatten und herauskriegen, wann er sie zum letzten Mal gesehen hat.«
»Sag mir, wie es gelaufen ist«, sagte Clare.
»Willst du mitkommen?«, fragte Riedwaan.
»Danke, aber ich glaube, ich besuche unseren Freund Otis Tohar«, sagte Clare. Sie faltete den Wirtschaftsteil nachdenklich zusammen. »Ich nehme an, er könnte ein bisschen gestresst sein.« Sie steckte die Zeitungsseiten in ihre Tasche.
»Warum?«
»Bloà so ein Gefühl. Landman und er stecken dauernd
zusammen und hecken etwas Neues aus. Und ich habe Fotos von Brian King auf dem Osiris-Empfang gesehen. Es könnte sich lohnen, ihr gemeinsames Interesse an Filmen unter die Lupe zu nehmen.«
»Wo hast du die Fotos gesehen?«, fragte Riedwaan.
»Jakes hat sie gemacht.«
»Ich habe nicht gewusst, dass du dich regelmäÃig mit ihm triffst.«
»Tu ich doch auch nicht. Sei nicht paranoid«, sagte Clare. »Ich habe bei ihm vorbeigeschaut, weil mir etwas keine Ruhe gelassen hat, und er hat mir die Fotos von Tohars Empfang gezeigt.«
»Bevor ich bei dir war?«
»Ja. Riedwaan, warum verhörst du mich? Bist du eifersüchtig?«
»Nein. Ich frag ja bloÃ.«
»Bitte, lass das. Es geht dich sowieso nichts an.«
»Ich melde mich später wieder.« Riedwaan trennte die Verbindung. Clare zog gereizt ihre Laufschuhe an. Sie musste nach drauÃen. Es war ein klarer Morgen, die Sonne spiegelte sich in den Regenpfützen. Clare ging eine Zeit lang völlig in dem regelmäÃigen Rhythmus ihrer Beine auf dem Asphalt auf. Sie kam mit einem viel klareren Kopf nach Hause. Es war schon neun, als sie in Tohars Büro anrief und sich von seiner Sekretärin einen Termin geben lieÃ. Sie duschte, zog sich schnell an und war um zehn am Sea Point Tower. Die Sicherheitszentrale im Eingangsbereich, in der normalerweise ein Wachmann Dienst tat, war leer. Clare drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage und wartete. SchlieÃlich fragte eine Stimme, was sie
wünsche. »Hier ist Clare Hart. Ich habe einen Termin mit Mr. Tohar.«
Die Tür ging auf, und Clare trat ein. Der verspiegelte Aufzug stand offen. Sekundenschnell brachte er sie in das Penthouse. Tohars Sekretärin wartete schon auf Clare. Das maÃgeschneiderte Kostüm saà perfekt.
»Hallo, ich
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