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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Fahrerhauses hüllte sie sofort ein. Sie wollte ihm ihren Namen nicht sagen, und er fragte nicht.
    Sie fuhren durch das erwachende Farmland und die Satellitenstädte, aus denen Autos nach Kapstadt strömten, und bogen kurz vor Atlantis auf die N7 ein. Whitney sah das Hinweisschild im letzten Moment, sie war fast eingeschlafen. Sie setzte sich auf. »Kann ich gleich nach der nächsten Ausfahrt aussteigen?«, fragte sie.
    Â»Wo genau willst du hin?«, fragte Johan.
    Whitney beschloss, die Wahrheit zu sagen. »Ich suche die Serenity Farm.« Ihre Hand fuhr über den Umriss von Clares Buch in ihrem Rucksack. »Kennen Sie die?«
    Â»Ja, ich habe das Schild gesehen. Das ist doch diese Farm für Verrückte? Lauter Bekloppte, hey?« Whitney sagte nichts. »Warum willst du dorthin?«, fragte er.
    Â»Eine Freundin von mir lebt dort«, sagte sie.
    Â»Oh.« Er warf ihr einen Blick zu, sagte aber nichts. Sie fuhren schweigend weiter, bis zu der Stelle, an der das kleine Holzschild in eine dunkle Allee zeigte. Johan hielt am Straßenrand. »Viel Glück, hey«, sagte er.

    Â»Danke«, sagte sie, als sie ausstieg.
    Â»Du solltest mehr lächeln, du bist ein hübsches Mädchen, wenn du lächelst. Könntest du mir für den Sprit einen blasen?« Whitney erstarrte. Ihre Hand ging zur Tasche. »Hey, hab nicht gleich Angst. Ich habe doch bloß gefragt. Man kann ja nie wissen, ob man mal Glück hat. Mach’s gut.«
    Whitney lächelte tatsächlich, als sie unter den Bäumen entlangging, die sich einladend über ihr wölbten. Sie hatte den Rucksack wieder geschultert. Der Revolver berührte ihren Rücken. Er lag ganz unten im Rucksack. Sie sah ihn vor sich: stumm, grau, glatt. Er hatte in dem Farmhaus auf sie gewartet, in dem Dinah und sie gestern zum Putzen gewesen waren, hatte ihr aus dem Schrank des Farmers zwischen Socken, Kondomen und Kleingeld zugewinkt. Er hatte genau in die tiefe Tasche ihres Kapuzenshirts gepasst. Und jetzt machte er ihr Mut, als sie unter den nicht enden wollenden schwarzen Bäumen hindurchging.
    Clare hatte in ihrem Buch über Constance Dinge geschrieben, von denen Whitney geglaubt hatte, nur sie habe sie erlebt. Durch das Buch hatte sie erfahren, dass es auch andere gab, die mit qualvollen Erinnerungen und niemals versiegenden Schmerzen weiterlebten. Whitney musste Constance unbedingt finden. Sie ging den Pfad entlang, auf dem ihre Schritte in der Morgenstille knirschende Geräusche hinterließen, zu dem abgelegenen Cottage. Sie klopfte leise. Die Tür ging auf, als wäre sie erwartet worden. Constance schaute Whitney an, erschrocken, aber ohne Furcht. Whitney fasste die ältere Frau an den mageren Schultern und drehte sie um. Sie
schob Constances weißes Hemd nach oben und entblößte das Narbengewebe auf ihrem Rücken. Whitney befeuchtete sich den Zeigefinger mit der Zunge und fuhr an den Narben entlang wie eine Zeichnerin, die einem Muster folgt, das sie sich eingeprägt hat.
    Â»Du kannst es lesen?«, fragte Constance. Whitneys Atem war warm auf Constance’ Nacken, als sie sich vorbeugte und die Narben küsste. Dann nickte sie. Constance nahm Whitneys Hand, zog sie ins Cottage und schloss die Tür hinter ihnen ab.

41
    Clare zog sich den Hausmantel über und ging hinunter an den Briefkasten, um die Cape Times zu holen. Es machte ihr jetzt doch etwas aus, dass Riedwaan mitten in der Nacht einfach weggegangen war. Es wäre schöner gewesen, neben ihm aufzuwachen. Vor allem, nachdem sie das Video angeschaut hatte, fühlte sie sich alleine unwohl. Und angerufen hatte er auch nicht, obwohl er wusste, wie zeitig sie aufstand.
    Â»Konnte nicht schlafen. Bis morgen früh. Riedwaan.« Sie fand den Zettel auf der Arbeitsfläche in der Küche, als sie hineinging, um sich einen Kaffee zu machen. Clare zerknüllte ihn und wartete darauf, dass das Wasser kochte. Das Telefon klingelte, als sie ins Schlafzimmer zurückging.
    Â»Ja?« Sie balancierte die Tasse und stieg zurück ins Bett. »Falls das ein Spiel sein soll, sind wir jetzt quitt.«

    Â»Clare? Hier ist Piet Mouton«, lautete die verwirrte Antwort. »Ich habe die Testergebnisse.«
    Clare war froh, dass er nicht sehen konnte, wie sie rot anlief. »Entschuldigung, Piet. Ich habe Sie für jemand anderen gehalten.«
    Â»Offenbar. Wollen Sie die Ergebnisse hören?«
    Â»Ja, natürlich will ich

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