Blutsbrueder
Seine Familie wurde auf brutale Weise ermordet, als er gerade achtzehn war. Er hatte sich in der Stadt aufgehalten und dringende Behördengänge erledigt, als es passierte. Seine kleine Schwester, die gerade erst zwölf geworden war, hatten sie mitgenommen. Sie töteten sie erst, nachdem sie Elena stundenlang vergewaltigt hatten.
Storm fand seine Eltern auf der Veranda liegend, beide auf brutalste Weise mit unzähligen Messerstichen getötet. Abgeschlachtet wie Vieh.
Panisch suchte Storm nach seiner Schwester Elena und stellte fest, dass sie verschwunden war.
An diesem Tag wurde aus dem Teenager ein Mann. Als er zwei Tage später Elena fand, veränderte das sein Leben völlig.
Nichts war mehr wie vorher. Storm verschwand nach der Beisetzung seiner Familie. Sein Elternhaus verfiel und die Menschen in dem kleinen Ort vergaßen ihn nach einer Zeit.
Die Suche nach den Mördern seiner Familie blieb ergebnislos. Fieberhaft ging er allen Hinweisen nach, doch die Bestien waren wie vom Erdboden verschwunden.
Danach versuchte er, seinen Kummer in Alkohol zu ertränken und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Eines Tages traf er dabei auf Dr. Wong.
Er hatte gerade einmal wieder einen schlecht bezahlten Job an einer Tankstelle. Sie war ihm schon mehrmals aufgefallen. Schließlich war es nicht üblich, dass jemand sieben Tage in der Woche sein Auto in die Waschanlage fuhr.
Am vierten Tag sprach sie ihn an. »Junger Mann, ich hätte einen Job für Sie, der mit Sicherheit lukrativer ist, als das, was Sie hier tun müssen. Denken Sie darüber nach und rufen Sie mich an, wenn Sie aus dieser Einöde raus wollen.« Sie drückte ihm ihre Visitenkarte in die Hand, stieg in ihr Cabrio ein und brauste davon.
Storm sah die Karte in seiner Hand nachdenklich an und steckte sie schulterzuckend ein. Mal sehen, vielleicht würde er sie ja wirklich anrufen, was hatte er schon zu verlieren?
Schon zwei Tage später hielt er die kleine Karte erneut in der Hand. Er hatte wirklich nichts zu verlieren, seit seine Eltern bestialisch ermordet worden waren und seine Schwester gequält und ebenfalls getötet wurde. Er war nicht mehr der unbeschwerte junge Mann, der er vorher gewesen war. Tagsüber trug er eine Maske, die alle Menschen, denen er begegnete abschreckte. Sein Blick war furchteinflößend und seine Miene zeigte niemals eine Regung. Schmerz ertrug er, ohne mit der Wimper zu zucken.
Aber wenn er nachts auf einer Pritsche in einem billigen Motel lag und nach endlosem Hin- und Herwälzen endlich eingeschlafen war, kamen die Alpträume.
Er hörte seine Eltern und Elena schreien und um Gnade betteln – wieder und immer wieder.
Meist wachte er schweißgebadet auf und eine eiskalte Hand umklammerte sein Herz.
Er würde nie mehr wieder unbeschwert sein. Das Leben hatte mit voller Härte zugeschlagen und hielt ihn fest im Griff. Von einem Münzautomaten aus wählte er die Nummer von Dr. Wong.
Nach dem dritten Klingeln, als er schon wieder auflegen wollte, nahm sie ab. Er räusperte sich, »Sie haben mir Ihre Nummer gegeben, aber wahrscheinlich war es keine gute Idee, Sie anzurufen.«
»Stopp, legen Sie nicht auf.« Die Stimme der Frau am anderen Ende klang hart. »Treffen wir uns in dieser kleinen Bar, genau gegenüber der Tankstelle, an der Sie arbeiten, heute Abend zwanzig Uhr. Ich weiß was Sie durchgemacht haben und kann Ihnen helfen«.
Sie hatte aufgelegt. Storm sah den Hörer an und verarbeitete ihre Worte. Was konnte sie schon von ihm wissen? Und die Frage war doch, wie glaubte sie, ihm helfen zu können?
Um Punkt zwanzig Uhr betrat Storm Jimmys , die Bar, in der sie verabredet waren.
Die Bedienung warf ihm einen flüchtigen Blick zu, als er die kleinen Tische umrundete und an den Tresen ging.
Sie war schon da und saß auf einem Barhocker. Ihr dunkelblaues Kostüm saß wie angegossen, ihr langes schwarzes Haar war zu einem Knoten geschlungen und im Nacken hochgesteckt.
»Hallo.« Sie saß da, kein Lächeln aus ihrem perfekt geschminkten Mund, die Augen wachsam auf ihn gerichtet und die Gesichtszüge hart.
Dr. Wong war nicht die Sorte von Frauen, mit denen man Spaß haben wollte.
»Ich wusste, dass Sie kommen würden.« »Vielleicht bin ich auch gleich wieder weg. Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie etwas über mich wissen, geschweige denn, mir helfen können.«
Die Asiatin saß kerzengerade und sah ihn mit ihren Mandelaugen an.
»Ich kenne die Geschichte Ihrer Familie ...«
»Woher
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