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Blutsbrueder

Blutsbrueder

Titel: Blutsbrueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan B. Hunt
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wann immer er alleine war. Er verlor nichts von seiner körperlichen Fitness, weil er verbissen dafür trainierte.
    Im Knastalltag verhielt er sich unauffällig und versuchte sich aus Streitereien der Mithäftlinge herauszuhalten. Seine beeindruckende Statur und sein stahlharter Gesichtsausdruck halfen ihm dabei, seine Jungfräulichkeit zu bewahren. Er war definitiv nicht der Mann, den man gegen seinen Willen in den Arsch fickte.
    Als er seine Zeit abgesessen hatte, wurde er am Tag seiner Entlassung vor den Toren der Haftanstalt von Professor Sterling und Dr. Wong erwartet. Er hatte keinen der beiden jemals zuvor gesehen.
    Nachdem sie sich vorgestellt hatten und ihr Anliegen darlegten, erbat er sich eine Woche Bedenkzeit.
    Die Visitenkarte der Ärztin in die Tasche seiner Jeans schiebend, drehte er den beiden Fremden den Rücken zu und marschierte in die Freiheit.
    Tief sog er die Luft in seine Lungen und hatte das Gefühl, dass die Luft auf dieser Seite der Mauer besser war. Mit dem bisschen Geld in der Tasche, das er sich im Gefängnis verdient hatte und einer Sportasche, in der alles war, was er besaß, stieg er in den nächsten Bus und fuhr in die Stadt.
    Was anfangen mit der lange ersehnten Freiheit?
    Thunder bemerkte, wie die Frau, die ihm gegenübersaß, mit einer Hand ihre Tasche krampfhaft festhielt. Mit der anderen umklammerte sie den Arm ihres Kindes, das ihn neugierig mit großen blauen Augen ansah.
    Das passierte ihm ständig, die Menschen hatten Angst vor ihm.
    Es störte ihn schon lange nicht mehr, schließlich konnte er gefährlich sein, wenn er wollte. Mit einer Hand würde er den Kehlkopf der Frau zerquetschen können, wenn es sein musste. Sie hätte nicht den Hauch einer Chance. Doch Thunder hatte die letzten sieben Jahre seines Lebens, Zelle an Zelle mit dem schlimmsten Abschaum verbracht, er wollte nie wieder dahin zurück.
    Diese wirklich schlimmen Jungs widerten ihn an, es waren Bestien.
    Er dagegen hatte das Pech gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Sein größter Makel war, dass er Schwarz war. Schwarzen konnte man nicht trauen, sie waren gefährlich und unberechenbar.
    Früh in seinem Leben musste er lernen, dass es ein Nachteil war, eine andere Hautfarbe zu haben, als der Großteil der Bevölkerung. An der erstbesten Haltestelle stieg er aus und aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie die Frau erleichtert aufatmete. Er hatte vor, einen alten Kumpel aufzusuchen, der ein Tattoostudio betrieb. Als er in die Straße einbog, wo Karos Studio Sweet Pain sein musste, stellte er fest, dass an dieser Stelle jetzt ein kleiner Buchladen war.
    »Shit, was jetzt?« Laut fluchend wandte er sich um und steuerte das nächste Café an. Karo war der Einzige, zu dem er hätte gehen können, zumindest für ein, zwei Nächte, aber das hatte sich hiermit ja erledigt.
    Als er das kleine Café betrat, das um diese Tageszeit nur wenig Gäste hatte, wusste er noch nicht, dass die nächste Demütigung nicht lange auf sich warten ließ.
    Die Bedienung, eine kleine, dicke Frau mit fettigen Haaren und Pickeln im Gesicht, kam lustlos an den Tisch, an den er sich gesetzt hatte. »Was soll es sein?«
    Sie sah angewidert auf ihn herab.
    »Cappuccino mit Milchschaum«, bestellte er. Sein Ton war höflich. Die ungepflegte Frau gab seine Bestellung in den Handcomputer ein und drehte sich weg, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
    Sie rief dem Mann hinter dem Tresen zu »Cappuccino mit Milchschaum für den da«, und deutete auf ihn.
    Thunder sah, wie der ebenso fette ungepflegte Mann ihn kurz taxierte. Dann rief er laut durch das ganze Café. »Wir haben keinen Cappuccino für einen Scheißnigger. « Er spie das Wort regelrecht aus.
    Ein Stuhl wurde zurückgeschoben und ein Mann stand auf. Er war groß, ebenso groß und breit wie Thunder, hatte langes, schwarzes Haar, trug schwarze Lederhosen und ein schwarzes Shirt. Sein Gesicht war das, was man als schön bezeichnen konnte. Thunder dachte sich in dem Moment – so muss der Erzengel Raphael aussehen.
    Neben dem Erzengel stand ein weiterer Mann auf, nicht minder schön, nur dass er blond war. Der Bursche sah aus wie aus einem Hollywoodfilm entsprungen.
    Beide waren weiß.
    Gespannt beobachtete er, was die beiden vorhatten.
    »Wenn dieser Mann keinen Kaffee bekommt, dann werden wir auch gehen.« Der Mann mit den schwarzen Haaren ging entschlossen zur Tür und Blondie folgte ihm.
    Thunder war ebenfalls aufgestanden und schloss sich den beiden an. Er war neugierig geworden

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