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Blutsbrueder

Blutsbrueder

Titel: Blutsbrueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan B. Hunt
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Lebenssaft an einen Ständer. Anscheinend war tatsächlich alles vorhanden, was sie brauchte. In dem Medikamentenschränkchen hatte sie schon gefunden, was für die Narkose und die anschließende Wundbehandlung nötig war.
    Sie arbeitete mit kühlem Kopf und einer Fingerfertigkeit, die Thorn staunen ließ. Er reichte ihr hin und wieder ein Instrument, und obwohl er nicht gläubig war, begann er still zu beten. Nicht auszudenken, wenn Thunder das nicht überlebte.
    Storm, der sich anscheinend ein wenig beruhigt hatte, war ebenfalls gekommen. Nichts auf der Welt hatte ihn aufhalten können. Rock hielt ihn zwar auf Abstand, aber er ließ Lili nicht aus den Augen.
    Als er sah, wie routiniert und gleichzeitig sanft sie mit Thunder umging, entspannte er sich ein wenig. Er konnte es jedoch nicht lassen sie anzuknurren, als sie sich kurz zu ihnen umdrehte.
    »Wenn er stirbt, bist du tot.«
    Unbeirrt setzte sie ihre Arbeit fort.
    Drei schweißtreibende Stunden später zog sie die Gummihandschuhe aus und drückte den Rücken durch. Sie rieb sich die schmerzende Stelle und sah die Männer an.
    »Jetzt muss er zeigen, wie stark er ist. Er braucht jetzt Zeit und Ruhe.«
    Thorn konnte nicht anders, unwillkürlich empfand er großen Respekt vor dieser zarten Person. Sie hatte die letzten Stunden regelrecht in Blut gebadet. Ohne Unterlass hatte sie an Thunder operiert, seine Wunden schließlich verbunden und nun hatte sie wirklich eine Pause und ein wenig Freundlichkeit verdient.
    Er bat sie in die Küche. Dankbar kam sie mit ihm.
    »Kaffee?«
    Sie schien geradezu verzückt über die Aussicht auf eine Tasse starken, heißen Kaffee.
    »Oh ja gerne, das ist genau das, was ich jetzt brauche.«
    Rock kam herein und setzte sich an die Frühstückstheke neben Lili.
    »Storm wacht an Thunders Bett, er ist durch nichts davon abzuhalten«.
    Er sah die junge Frau an, die großartig gearbeitet hatte und der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. »Danke«. Sie nippte an dem Kaffee, den Thorn vor ihr hingestellt hatte, und schloss genüsslich die Augen.
    »Es ist entscheidend, wie er die nächsten vierundzwanzig Stunden übersteht, er ist stark und jung, aber ich will euch nicht belügen.« Sie sah erst Rock, dann Thorn in die Augen, bevor sie weitersprach. »Ein kleines Wunder wäre nicht schlecht.« Die Brüder schätzten ihre ehrliche Art. Sie schien mehr Herz zu haben als ihre Mutter, doch anscheinend hatte sie die gleiche fachliche Kompetenz. Anders als Dr. Wong hatte sie keine Probleme mit Thunders Hautfarbe. Ohne Berührungsängste oder gar Ekel hatte sie einfach getan, was getan werden musste. Was für ein Glück.
    Rock bot ihr an, sich ein wenig in eines der leeren Zimmer zurückzuziehen, was sie dankbar annahm.
    Während er sie nach oben begleitete, schickte ihm Thorn seine Gedanken.
    Ich mache mir Sorgen um Cara, ich muss zu ihr.
    Rock öffnete eine der vielen Türen und ließ Lili den Vortritt. Das Zimmer war praktisch eingerichtet, ohne unnütze Dekoration. Ein breites Bett stand unter dem Fenster, ein Schrank, ein gemütlich aussehender alter Ledersessel mit einem kleinen Tischchen davor.
    Hinter der Tür, die sich auf der rechten Seite des Zimmers befand, vermutete Lili ein Bad.
    »Hier kannst du dich erst einmal duschen und ein wenig hinlegen. Ich werde sehen, dass wir dir etwas zum Anziehen besorgen.«
    Mit diesen Worten ließ Rock sie alleine und schloss die Tür. Lili entledigte sich ihrer Kleidung. Sie trug seit ihrer Entführung durch Chan Kos Leute eine schmal geschnittene schwarze Hose und ein einfaches Shirt. Sie warf alles auf das Bett und entdeckte hinter der Badezimmertüre einen flauschigen weißen Morgenmantel, der ihr viel zu groß war. Sie beschloss trotzdem, ihn nach einer heißen Dusche anzuziehen. Nachdem sie das Wasser aufgedreht hatte und es so heiß, dass sie es gerade noch aushielt, auf sie herunter prasselte, seufzte sie wohlig. Eine Operation war immer Schwerstarbeit. Ihre verkrampften Muskeln entspannten sich ganz allmählich.
    Ihre Mutter war also tot. Sie war über sich selbst erstaunt, dass sie es so emotionslos aufgenommen hatte. Jetzt, wo sie alleine war, gestattete sie sich zu weinen. Es gab nie eine innige Beziehung zwischen den beiden Frauen, Lili hatte immer das Gefühl gehabt, nicht gut genug zu sein für ihre perfekte Mutter. Dabei war sie eine herausragende Ärztin geworden. Ihre Gabe half ihr, Menschenleben zu retten, auch wenn es manchmal hoffnungslos erschien.
    Sie würde auch

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