Blutsbrueder
langsam näher. Er winselte, stand plötzlich vor ihr und leckte mit seiner Zunge die Tränen von ihrem Gesicht. Sie umfasste seinen massigen Kopf und streichelte ihn, was ihm sichtlich gefiel. Thorn und Rock sahen sich erstaunt an. Caio hatte mehr als einmal bewiesen, dass er Fremden gegenüber besonders misstrauisch war und solche Liebesbezeugungen hatte er bisher nur den Brüdern vorbehalten. Rock räusperte sich. »Du bist also Lili, Dr. Wongs Tochter?«
Sie sah ihn an.
»Woher kennt ihr mich, was hat das alles zu bedeuten?«
»Nun«, Thorn mischte sich ein. »Wir müssen dir leider etwas Trauriges mitteilen.«
Hilflos sah er zu Rock, der zuckte mit den Schultern.
»Deine Mutter ...«, er brachte es einfach nicht über sich und suchte die richtigen Worte.
»Was ist mit meiner Mutter, wo ist sie?«
Sie sah sich hilflos um, dann ging ein Ruck durch ihren Körper.
»Was. Ist. Mit. Meiner. Mutter.«
Lili richtete sich auf und sah die Männer herausfordernd an. »Ich will endlich die Wahrheit wissen.«
Storm kam ins Zimmer, er sah schrecklich aus. Wütend funkelte er die junge Frau an.
»Deine Mutter ist tot. Und mein Bruder, der dich gerettet hat, liegt im Sterben, wegen dir, deiner Mutter und all diesen gottverdammten gelbgesichtigen Schlitzaugen.«
Thorn trat auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Doch Storm war so furchtbar wütend und verzweifelt. Er pfiff auf die Gefühle dieser jungen Frau. Die Angst um Thunder krallte sich in seinem Kopf fest und er war kurz davor ihr an die Kehle zu gehen. Sein Bruder hielt ihn zurück.
Lili sah die drei Männer an und stand auf.
»Bringt mich zu ihm.« Ihre Stimme ließ nicht erkennen, wie hart die Worte sie getroffen hatten. Kein Wort über den Tod ihrer Mutter und nicht einmal ein Zucken wegen der Beleidigungen von Storm.
»Nun bringt mich schon zu ihm, ich bin Ärztin, ich kann ihm helfen.«
Die Brüder sahen sich an. Hoffnung keimte auf, wenn es auch nur eine winzig kleine Chance gab, dann mussten sie es versuchen.
Thorn deutete ihr an mitzukommen.
Rock musste Storm zurückhalten, der in seinem Schmerz die Worte gar nicht richtig wahrgenommen hatte und nun wie von Sinnen brüllte.
»Ihr werdet dieses Schlitzauge nicht zu Thunder lassen, sie rührt ihn nicht an.«
Lili drehte sich an der Tür noch einmal um. »Wenn ihn irgendjemand retten soll, dann musst du mich zu ihm lassen. Wenn du es nicht ertragen kannst, stirbt er.«
Sie verließ das Zimmer und folgte Thorn. Er führte sie in den Raum, in dem Thunder schwer verletzt und immer noch bewusstlos lag.
»Wir haben hier fast alles, ein Krankenhaus in Miniformat sozusagen.«
Mit geübtem Blick überschaute sie die Situation und stand schon am Waschbecken um sich die Hände einzuseifen. Es war wirklich alles da, was sie brauchte.
Einweghandschuhe, Ständer für die Blutkonserven, sogar ein Überwachungsmonitor für ein EKG. Sie rollte die Ärmel ihres Shirts hinauf, und nachdem sie sich gründlich bis zu den Ellbogen gewaschen hatte, desinfizierte sie Hände und Arme. Dann zog sie sich Gummihandschuhe über.
An Thorn gewandt gab sie knappe Anweisungen.
»Du musst hier bleiben, ich brauche jemanden der mir assistiert. Gibt es Blutkonserven mit seiner Blutgruppe?«
Thorn nickte.
»Gut hol mir, was du auftreiben kannst, er hat viel Blut verloren«. Sie trat zu Thunder und hob eines seiner Augenlider an. »Und mach schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Thorn machte sich daran, das Gewünschte zu besorgen. Währendessen brüllte Storm im Wohnzimmer immer noch wie von Sinnen und Rock hatte Mühe ihn daran zu hindern das Krankenzimmer zu stürmen.
Lili war ganz Profi, mit ruhigen Bewegungen untersuchte sie Thunder. Die Kugel in seinem Oberschenkel war hinten wieder ausgetreten, ein glatter Durchschuss also.
Das machte ihr keine Sorgen. Anders sah es allerdings aus mit dem Bauchschuss. Das Geschoss hatte gewütet und mehrere innere Organe verletzt. In seiner Hüfte steckte ebenfalls noch eine Kugel. Wie viel Schaden sie angerichtet hatte, konnte Lili noch nicht beurteilen.
Wichtig war, dass er Blut bekam und die Blutungen gestoppt wurden.
Dieser Mann hatte sie gerettet und jetzt würde sie ihn retten. So einfach war das. Thorn brachte mehrere Beutel mit Blut und versicherte ihr, dass die Blutgruppe stimmte. Sie hätte auch gar keine Zeit eine Blutgruppenbestimmung durchzuführen, es zählte jede Minute.
Geübt setzte sie ihm eine Kanüle und hing den Beutel mit dem dunkelroten
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