Blutsbrueder
und wollte wissen, was die beiden dazu veranlasst hatte, sich ihm gegenüber solidarisch zu verhalten.
Vor der Tür blieben die drei Männer stehen, Blondie grinste etwas gequält und holte eine zerknitterte Schachtel Zigaretten aus der Tasche seiner Lederhose. Lässig nahm er eine Kippe zwischen die Lippen und schnippte mit den Fingern. Thunder glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als zwischen dessen Fingern eine kleine Flamme entsprang, wie aus einem Feuerzeug. Ungerührt zündete sich der große Blonde seinen Glimmstängel an und die Flamme erlosch.
Eine große Hand legte sich auf seine Schulter. »He, Mann, lass uns ein Stück laufen, ich bin Thorn, und das«, er deutete auf Blondie, »ist Storm, mein Bruder.«
Thunder verkrampfte sich unter der Hand des Fremden.
Er konnte körperliche Nähe nicht so gut ertragen, was daran lag, dass er die letzten Jahre im Knast jeden Tag seine Jungfräulichkeit verteidigen musste.
Der Große musste es gespürt haben und nahm seine Hand weg.
Die beiden Fremden setzten sich in Bewegung und Thunder folgte ihnen.
»Sag mal, was ist das für ein Trick mit dem Feuer?«
Storm blickte ihn an und schwieg.
»Na, eine große Plaudertasche scheinst du ja nicht zu sein, und überhaupt, wieso seid ihr Brüder? Ihr seid so verschieden wie Himmel und Hölle.«
»Wir sind keine Brüder im genetischen Sinn, sondern Waffenbrüder, Brüder im Herzen, Brüder auf Leben und Tod. Was uns verbindet, ist stärker als Blutsbande.«
Die drei Männer hatten eine kleine Seitenstraße erreicht und Thunders neue Freunde steuerten auf einen mattschwarz lackierten Geländewagen zu.
Er pfiff durch die Zähne. »Wow, alle Achtung, das Baby ist heiß.«
»Steig ein«, Thorn setzte sich hinters Steuer und Storm auf den Beifahrersitz. Thunder nahm im Fond Platz, seine Tasche mit den wenigen Habseligkeiten neben sich werfend.
Er hatte natürlich keine Ahnung, wo sie ihn hinbrachten, aber irgendwie war er neugierig geworden auf die Brüder, wie sie sich nannten.
»Ok, Jungs, ich hab sowieso gerade nichts anderes vor, fahrt, wohin ihr wollt.« Thorns Blick in den Rückspiegel war belustigt.
Storm schnippte seine Kippe aus dem Fenster, während Thunder sich im Wagen umsah.
Feinstes schwarzes Leder, und soweit er sehen konnte, alle technischen Raffinessen. Der Motor schnurrte kraftvoll.
Er lehnte sich zurück und erwartete voller Spannung, wie sein erster Tag in Freiheit sich noch entwickeln würde. Zumindest versprach er, interessant zu werden.
Und das wurde er in der Tat. Thorn verließ die Stadt und fuhr in eine Gegend, die Thunder gänzlich unbekannt war. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass er sieben Jahre weggesperrt gewesen war.
Sie passierten ein großes Tor und fuhren auf ein riesiges Gelände, auf dem ein Helikopter-Landeplatz lag. Hallen, in denen Allradfahrzeuge standen und ein Betongebäude, auf das sie zusteuerten.
Storm drehte sich zu ihm um. »Du wirst hier ein Angebot erhalten, über das du gut nachdenken solltest. Entscheidest du dich dafür, gibt es kein Zurück.«
»Und wenn ich nicht darauf eingehe?«
Thorn war ausgestiegen und öffnete ihm die Tür.
»Das solltest du aber, Angebote wie diese bekommt man nur einmal im Leben.«
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17. Kapitel
Lili saß steif im Wohnzimmer, ihr gegenüber Caio, der sie nicht aus den Augen ließ. Aber er sah sie freundlich an. Sie hatte keine Angst vor ihm.
Sie wusste, dass der große schwarze Mann sie gerettet hatte, aber sie wusste nicht, weshalb der Chinese sie verschleppt hatte.
Außerdem machte sie sich große Sorgen um ihre Mutter. Sicher, ihr Mutter - Tochter - Verhältnis war nicht das Beste. Sie hatten kaum Kontakt gehabt in den letzten Jahren, trotzdem war sie die Frau, die Lili geboren hatte.
Außer ihr und ihrer Großmutter hatte sie keine Familie. Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt.
Als die anderen beiden Männer das Zimmer betraten, sah sie auf. Jeder von ihnen war groß und muskulös, sie sahen furchteinflößend aus und machten finstere Gesichter.
Der mit den Tattoos am Arm und im Gesicht, kam nun und löste endlich den Knebel, den ihr die Entführer in den Mund gesteckt hatten. Sie hustete und holte tief Luft. Als er dann auch noch die Fesseln zerschnitt, die ihre Hände hinter dem Rücken zusammenhielten, konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Sie schluchzte, rieb sich die Handgelenke und dicke Tränen liefen ihr die Wangen hinab.
Caio, der beim Eintreten der Krieger seine Wachsamkeit aufgegeben hatte, robbte
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