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Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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sich bei dem Treffen ihrer Kumpel zwar alles wieder beruhigt: viel Bier, viel Aufschneiderei, wie üblich, »aber ich hab drüber nachdenken müssen, im Prinzip die ganze Zeit. Und als du dich gemeldet has t …«
    Sie stellt ihr Bier mit einer abrupten Bewegung auf den Tisch.
    »Warum hast du das eigentlich getan?«
    Darius spürt ein nervöses Kribbeln im Nacken. Er weiß nicht, ob alles stimmt, was Rike ihm erzählt hat. Und er ist sich nicht ganz sicher, ob er sich wirklich mit ihr hätte treffen solle n – auch wenn er sich vorkommt, als hätten ihn Hakan und die anderen einfach weggeworfen.
    Nicht mal Alina hat sich bei mir gemeldet, denkt Darius. Und Tomtom auch nicht, der gegen den Cousin, dieses Monster, keine Chance gehabt hätte. Kein Wort, obwohl er sonst andauernd so solidarisch tut.
    »Warum bist du gekommen?«, fragt er rasch.
    »Weil ich oft an dich denken musste. Nicht nur an euer Verhalten in der S-Bahn, auch an dich.«
    Sie sieht ihn geradeheraus an.
    »Jetzt du.«
    »Wei l … weil es mir ähnlich ging.«
    Stimmt das?, fragt sich Darius sofort. Un d – halte ich sie eigentlich auch für eine Nazibraut? Seine Finger fahren am Rand ihres Bierglases entlang und erzeugen einen seltsam singenden Ton.
    »Und weil ich mit jemandem reden wollte«, fügt er leise hinzu.
    Danach fixiert er Rike kurz.
    Sie weicht seinem Blick nicht aus, sondern mustert ihn überraschend warm und nachdenklich.
    »Weil ich«, sagt Darius zögernd, »mit jemandem reden musste . Weil ich kurz davor war, mit einem Messer auf meinen Vater loszugehn. Weil ich in ein paar Tagen volljährig sein werde. Weil ich mich darauf gefreut habe. Weil ich darauf hingelebt habe. Weil ich mir das immer völlig anders vorgestellt habe: wie eine Befreiung, wie einen Aufbruch, einen Aufbruch mit meinen Freunden in eine schönere Welt. Klingt kitschig, oder? Aber so hab ich’s mir ausgemal t – ganz anders, als es jetzt ist.«
    Darius hört auf zu sprechen, weil er merkt, wie ih m – trotz aller Mühe, es zu vermeide n – Tränen in die Augen treten, und weil er nicht möchte, dass Rike ihn weinen sieht. Aber er lässt es zu, dass sie ihm eine Hand auf den Unterarm legt, während er schluckt und den Blick über den Tisch wandern lässt.
    Nach wenigen Sekunden sieht er sie an, nickt, als müsse er einen einmal gefassten Entschluss bekräftigen, und bestellt bei der Inderin, die schön ist wie aus einem Bollywood-Film, einen weiteren Espresso und zwei Bier, eins für Rike und eins für sich. Dann beginnt er zu reden.
    Erzählt nicht alles, aber genug, um sie die Situation in groben Zügen begreifen zu lassen. Erzählt auf eine Weise, wie es ihm bisher selten, vielleicht nie gelungen ist. Redet nachts in einer Kneipe, in der die indische Bedienung in der Küche mit einer Köchin kichert, die aus Afrika kommt und anscheinend erst seit wenigen Wochen hier ist. Darius kehrt sein Innerstes nach außen, öffnet sic h – ausgerechnet Rike.
    Als er mit seiner Erzählung endet, schaut sie ihn lange an und sagt: »Das klingt gar nicht gut.«
    Sie trinkt den letzten Schluck Bier, lässt sich von Darius die Hälfte seines Biers in ihr Glas gießen, stößt mit ihm an und nuschelt: »Ich würde erst mal richtig umziehen, ganz und gar. Ein Problem weniger.«
    »Und wie soll ich das machen?«
    »Mit mir. Kann ein Auto besorgen. Und schleppen kann ich auch.«
    »Und warum solltest du mir helfen?«
    »Du kannst gut schießen.« Sie grinst. »Und gut küssen. Und reden kannst du auch, zumindest manchmal.«
    Sie leert ihr Glas in einem Zug, lächelt ein Lächeln, das ihr Gesicht leuchten lässt, wartet nicht ab, bis er ebenfalls austrinkt, sondern rückt ihren Stuhl vom Tisch weg in den Raum.
    »Wann?«, fragt Darius.
    »Morgen Vormittag. Um zehn.«
    »Ich hab Schule.«
    »Gehst du nicht hin.« Sie grinst schon wieder.
    Bevor er sich vom Tisch erhebt, ist sie aufgestanden. Und ehe sie sich abwendet, küsst sie ihn, ein Hauch nur, auf den Mund.
    Am folgenden Vormittag parkt Rike mit einem Pritschenwagen, einer Sackkarre und Tragegurten (übertrieben, findet Darius) pünktlich um zehn vorm Haus, wo Darius seit wenigen Minuten auf sie wartet. Während sie neben dem Auto im Rinnstein sitzen, die von ihm besorgten Brötchen essen und einen Kaffee to go trinken, wird es allmählich warm. Darius erzählt ihr von seinen Kaninchen, die er gestern in der Kneipe nicht erwähnt hat.
    Er ist sich nicht sicher, ob sie kurz schmunzelt, weil sie sowohl die Name n – »Andrea«,

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