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Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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»Maria « – als auch die Tiere albern findet. Aber als er sie anschaut, mustert sie ihn nur, als sei nichts geschehen, und fragt mit einem Wink hoch zur Wohnung: »Meinst du, er macht noch was? Was Ähnliches wie gestern? Jetzt, wo du endgültig abhaust?«
    Darius schüttelt den Kopf. »Glaube ich nicht.«
    Danach gehen sie gemeinsam nach oben und Darius öffnet wie seit Jahren die Tür mit seinem Wohnungsschlüssel. Wieder liegt keine Kette vor, auch das Schloss hat der Vater nicht ausgewechselt. Wie üblich hockt er auf seinem Platz in der Küche, und als Rike »Guten Tag« sagt, antwortet er nicht.
    Während sie und Darius die wenigen Möbel, den schweren Schreibtisch und die restlichen Sachen aus Darius’ Zimmer tragen, sitzt der Vater schweigend auf seinem Sofa vor dem flimmernden Fernseher, der wie gewohnt ohne Ton läuft. Er schaut nicht auf, wenn einer der beiden an ihm vorbeigeht. Nach anderthalb Stunden haben sie alles hinunter in den Hausflur getragen und dort abgestellt. Das Schweigen des Vaters lässt sie die Köpfe zwischen die Schultern ziehen und sich mehr beeilen als nötig.
    »Interessant, dein Vater.« Nachdem sie das letzte Möbelstück, eine Kommode, in die geöffnete Haustür geschoben haben, setzt sich Rike auf die polierte Fläche und nimmt zwei Dosen Red Bull und zwei Dosen Cola aus einem Beutel. Je eine bietet sie Darius an.
    »Wirklich interessant. Und wirklich seltsam. Haben wir eigentlich alles?«
    »Ja.«
    Darius trinkt langsam und überlegt dabei, wie sonderbar sich die Dinge ergeben haben und wie gut sich trotzdem eins ins andere fügt. Für Augenblicke ist e r – verschwitzt, auf der Kommode neben Rike, im noch kühlen Hausflur, der ihm seit seiner Kindheit vertraut is t – einfach nur glücklich.
    »Warum nennst du dich Rike?«
    »Fredi wär doof. Friederike? Finde ich altmodisch.«
    »Ich find’s gut«, sagt Darius. »Klingt nach Königin.«
    Sie stoßen a n – »auf die Krone! « – und Darius sagt: »Muss doch noch mal nach oben. Wegen ein paar Papieren, Geburtsurkunde und so.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Willst du?«
    »Nicht wirklich. Dein Vate r … schweigt mir zu viel.« Sie zuckt entschuldigend die Schultern.
    »Früher war er anders.«
    Darius lächelt, ein leichtes Lächeln, das wie eine Befreiung ist, ein Lächeln wie seit Tagen oder seit Wochen nicht mehr.
    Er rutscht von seinem Platz, krabbelt unter den Schreibtisch und angelt nach einer Schraube, die dort liegt. In seinem Rücken federt Rike von der Kommode.
    »Okay. Du gehst hoch und holst deine Papiere. Ich packe die Sachen, soweit es geht, schon ins Auto. Und die schweren Teile nehmen wir zuletzt.«
    Rike verlässt den Hausflur, wobei ihr ein junger Mann entgegenkommt, der sie mit Blick auf die blauen Haare grinsend grüßt. Als Darius sich aufrichtet, erkennt er Emre, der gerade in die Durchfahrt zum zweiten Hof einbiegt. Im ersten Augenblic k – Darius hat das Gefühl, er könnte in seinem Überschwang die ganze Welt umarme n – hätte er ihn fast zurückgerufen. Im nächsten Moment fragt er sich: Was will Emre ausgerechnet hier? Doch da ist die Gestalt schon in einer weiteren Tordurchfahrt verschwunden.
    Als Darius die Wohnung möglichst leise betritt, wird ihm bewusst, dass er die Räume in den nächsten Monaten, vielleicht Jahren nicht wiedersehen wird. Er geht in sein leeres Zimmer, wundert sich, dass der Vater während des Auszugs nicht protestiert hat, sieht sich um.
    Er schaut auf den Balkon, die Kiste der Kaninchen steht noch da. In einer Ecke verrotten ein paar Blätter Kopfsalat.
    Wieder durchquert er die Küche, läuft an seinem stummen Vater vorbei, geht in dessen Zimmer, wartet auf einen Einwand, eine Bemerkung, irgendein Wort, erkennt, dass der Vater die Trümmer des Schranks und seiner Sammlung nur in einer Ecke zusammengeschoben hat.
    Er bückt sich zum Nachttisch, horcht, ob der Vater sich in der Küche erhebt, er lauscht angestrengt auf Schritte, einen Laut, irgendein Geräusch, hört nichts außer dem steten Summen des Fernsehers, zieht eine Schublade auf, in der eine zerknitterte Plastikhülle voller Zettel und Papierkram liegt.
    Er sucht seine Geburtsurkunde zwischen anderen Papieren hervor. Nachts ist ihm eingefallen, dass er die Urkunde möglicherweise braucht. Als er die Hülle zurück in die Lade packen will, fällt ihm eine Benachrichtigung entgegen, die besagt, dass sein Vater mit der Miete seit Monaten im Verzug ist und ihm die Kündigung droht.
    Darius zögert. Dann schiebt

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