Blutsbund 1 Tristan (German Edition)
einer Berührung überwunden. Dass Sergej nun einfach fort war, erschütterte und verletzte ihn zutiefst.
Der Vampir hämmerte ohne Gnade auf den Sandsack in seinem Trainingsraum ein. Obwohl es sich bei diesen um Sonderausführungen handelte, die seiner Kraft mühelos widerstehen sollten, hatte er jetzt bereits den Dritten aufhängen müssen. Die anderen beiden Säcke hatten seiner Wut nicht standhalten können.
Erschöpft ließ er seine Hände sinken, unterbrach die Schwingungen des Sandsacks und lehnte seine Stirn dagegen. Was war nur los mit ihm? Empfindungen für einen Menschen?
Er schnaufte ungläubig.
Das Ziehen in seiner Brust, weil er Sehnsucht hatte, Tristan zu berühren und in seiner Nähe zu sein, stachelte seine Wut erneut an. Seine Fänge drückten sich in die Unterlippe.
„Das kann nicht sein!“, knurrte Sergej laut in den Raum.
Er gab dem Sandsack erneut Schwung, um auf diesen einzuschlagen. Er wollte es nicht wahrhaben, aber er sorgte sich um Tristan, weil er ihn einfach so zurückgelassen hatte. Der Russe fragte sich, wie es diesem ging, er hatte ihn schließlich nicht bezirzen und das Geschehene aus seinem Gedächtnis beseitigen können. Tristan wusste nun nicht nur, dass es Vampire gab, sondern auch, dass Sergej einer war. Aber Gefahr ging davon, seiner Meinung nach, nicht wirklich aus, wer würde Tristan schon glauben, wenn er das Erlebnis erzählte? Niemand.
Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf. Tristan, der ihn an sich zog, wie er vor ihm kniete und unendlich verletzt zu ihm hinauf schaute. Wieder hielt Sergej den Sandsack fest und suchte mit der Stirn halt an diesem.
Was sollte er nur tun? Die Gedanken kreisten in seinem Verstand, ohne eine Lösung zu bieten. Sergej fragte sich, ob er nicht doch nachsehen sollte, wie es Tristan ging. Erneut wallte Wut in ihm hoch, denn diese Idee war eindeutig inakzeptabel. Er nahm sich vor, diesen Menschen einfach so schnell wie möglich zu vergessen und aus seiner Erinnerung zu verbannen.
Der Hüne gab dem Sandsack Schwung und ließ seinen Emotionen freien Lauf.
Mühsam rappelte Tristan sich auf die Beine und schwankte ins Bad. Seine Gedanken kreisten darum, dass er sich nicht getäuscht haben konnte. Der Biss war eindeutig zu spüren gewesen, ebenso, dass der andere sein Blut getrunken hatte.
Er stand vor dem Badezimmerspiegel und schaute durch tränenverhangene Augen auf seinen Hals. Die Haut schien unberührt. Keine Male eines Bisses, keine Rötung, einfach nichts, was darauf hinwies, dass Sergej dort Blut aus seinem Körper gesaugt hatte.
Tristan schüttelte ungläubig den Kopf und schüttete sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er sich aus und legte sich auf sein Bett. Er hatte sich den Biss nicht nur eingebildet.
Am meisten erinnerte er sich aber an das Gefühl, das sich dabei in ihm ausgebreitet hatte und nun schmerzliche Leere in ihm hinterließ. Wieder bahnte sich eine Träne ihren Weg. Verzweifelt kreisten die Gedanken in Tristan, dass er augenscheinlich etwas für einen Vampir übrig hatte, einen Mann. Als wenn es nicht schon reichen würde, dass sich sein Begehren eindeutig in der Hose abgezeichnet hatte, er wollte Sergej nicht gehen lassen, ihn küssen und überall spüren.
Das gleiche Geschlecht war für ihn nie ein Thema gewesen. Der Student kam auf die Idee, dass es sich um einen Trick handeln müsste, mit dem Vampire Menschen gefügig machen würden. Dieser Gedankengang schenkte ihm etwas mehr Ruhe und Tristan dämmerte ein.
Abgetaucht
Tristan ging in der kommenden Woche wie ein Schatten seiner selbst in die Uni. Die Arbeit in der Klinik fiel ihm auch wesentlich schwerer, als er es kannte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, sprach aber nur das Notwendigste. Seine Gedanken waren immer noch von dem Erlebnis mit Sergej eingenommen. Vergessen konnte er das Geschehene nicht, so sehr er sich auch bemühte. Jedes Mal, wenn Tristan sein Loft betrat, wurde ihm mulmig, weil Sergej beim letzten Mal einfach aus dem Nichts aufgetaucht und auch wieder verschwunden war.
Er unterdrückte die Panik, die bei diesem Gedanken in ihm aufkommen wollte. Letztendlich war er soweit, dass er den Schreibtisch umstellte. Dieser fand seinen Platz in einer Ecke, damit der Student den ganzen Raum im Überblick hatte. Er fixierte sich aufs Lernen, um seinen Verstand in eine gerade Linie zu bringen. Er wollte nicht, dass Sergej ihm ständig durch den Kopf spukte.
Tristan lernte bis zum Umfallen,
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