Blutsbund 3 Michail
der Werwolf: »Bist du noch fit genug, um die Punkte für die Sitzung heute noch einmal durchzugehen?«
Michail nickte überrascht.
Alexander holte Luft und fragte gequält: »Können wir das zufällig auch in St. Petersburg oder Moskau machen? Wegen meiner auch in Sibirien, nur bitte nicht hier?«
Lew und Valja konnten sich ein Lachen nicht verkneifen und auch Michail grinste. »Na dann pack mal deine Sachen und wir treffen uns in fünfzehn Minuten in deinem Büro ok?«
Alexander nickte seinen Freunden zu und machte sich aus dem Staub. Der Vampir trank mit den beiden Verbliebenen noch ein Glas, verabschiedete sich höflich und ging dann langsam zum Arbeitszimmer des Werwolfs. Dieser saß bereits am Schreibtisch und wartete auf ihn. Ohne Umschweife fragte Alexander ihn: »Kennt dein Bruder die Wohnung in Moskau?«
Michail sah ihn erstaunt an, schüttelte aber den Kopf und erwiderte: »Diese Wohnung kennt niemand von meinen Leuten.«
»Können wir dann nach Moskau?«
»Sicher, wohin du willst. Ich habe dort allerdings kein Gästezimmer«, warf der Vampir ein.
»Letzte Nacht habe ich auch keines gebraucht«, antwortete der Werwolf knapp.
Sie griffen sich die Unterlagen und im nächsten Moment standen sie in der Moskauer Wohnung.
Der Mann im Wolf
Michail ging automatisch vom Flur in das Wohnzimmer. Als er sich umdrehte und seinen Freund fragen wollte, ob dieser etwas trinken möchte, stutzte er. Alexander Voltan hatte sich gewandelt. Der Wolf streckte sich, fiepte leise und trottete aus dem Zimmer. Michail folgte verwirrt und war sprachlos, dass das Tier neben seinem Bett saß und eindeutig auf ihn wartete.
»Ich mach nur das Licht aus«, erklärte er und verschwand.
Nachdem er wieder ins Schlafzimmer zurückkam, zog er sich aus. Ihm entging nicht, dass der Wolf ihn dabei neugierig musterte. Als der Vampir das Haarband löste und seine schulterlangen schwarzen Haare zerstruwelte, sah er, wie der Wolf den Kopf schräg legte und ihn noch intensiver ansah.
Es bedrückte Michail, dass Alexander sich gewandelt hatte, ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln.
Er legte sich ins Bett, drehte sich auf die Seite und schaute den Wolf ernst an. »Weißt du, ich bin ein Vampir und kein Hellseher. Wenn du dich gleich wandelst, ohne irgendetwas zu sagen, weiß ich nicht recht, was Sache ist. Hast du festgestellt, dass du doch zu müde bist, um die Unterlagen durchzusehen und das hier ist deine Antwort darauf, dass ich kein Gästezimmer habe? Oder hast du dich sofort gewandelt und hierher zurückgezogen, weil du aufgrund des miesen Abends ein paar Streicheleinheiten vertragen könntest?«
Der Vampir drehte sich auf den Rücken und starrte gedankenverloren an die Decke. »Wenn es an dem sein sollte, wäre es dir sehr zuwider, wenn ich das Bedürfnis habe, dem Alexander Voltan auf zwei Beinen Trost zukommen zu lassen? Du weißt, dass ich deine Wolfsgestalt schätze und dass es mir genauso gut tut, meine Hände in deinem Fell zu vergraben. Doch ich hätte gerade lieber dich als Menschen neben mir liegen und würde gern deinen Rücken streicheln und mich mit dir unterhalten.«
Michail holte tief Luft. »Entschuldige meine Ehrlichkeit. Kein einfaches Thema und ich habe mich wohl gerade um Kopf und Kragen geredet, aber ich musste es los werden.«
Kaum waren die letzten Worte verklungen, stand Michail wieder auf und ging ins Wohnzimmer. Er goss sich einen Wodka ein und schaute aus dem Fenster. Der Vampir fragte sich, wie er auf die absurde Idee gekommen war, sich Alexander so zu offenbaren? Diese Aktion war förmlich ein Aufruf für den anderen, die neu gewonnene Freundschaft zu beenden. Dass Alexander sich so abrupt gewandelt hatte, sorgte dafür, dass er Sehnsucht nach dem Mann empfand, und zwar so sehr, dass er die Worte nicht unausgesprochen lassen konnte.
Seinem Freund war es möglich sich zu wandeln, ihm die Nase unter die Hand zu schieben und so an Liebkosungen kommen. Aber Michail fehlten gerade heute dabei die Reaktionen, ein Lächeln, dass ihm Wärme schenkte und ein Blick in die Augen, die nicht von Fell umgeben waren, sondern mit Alexanders Haut.
Furcht zog durch seine Eingeweide, ob er mit seiner Ehrlichkeit zu weit gegangen war. Dennoch dachte er sich, dass er lieber jetzt offene Worte sprach, als dann, wenn ihm der andere noch wichtiger geworden war.
Während Michail das Schlafzimmer verlassen hatte, wandelte sich Alexander und schaute ihm, mit völligem Chaos in sich, hinterher. Der Vampir hatte ihn
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