Blutsbund 3 Michail
ihn arbeiten.«
Michail löste seine Hand von Sergejs Kehle und spukte eisig aus: »Verschwinde Sergej und lass dich hier nicht mehr blicken!«
Er drehte sich um und ging auf den Werwolf zu. Alexander sah, dass Sergej sich umgehend in Luft auflöste.
Michail hockte sich vor das Tier und streichelte es beruhigend: »Ich will ihn nicht entschuldigen, aber du darfst seinen Hass nicht persönlich nehmen. Es ist noch nicht lang her, da hat Sergejs Liebe einem Werwolf den Vorzug gegeben.«
Michail presste seine Lippen auf die Stirn des Tieres und erhob sich. »Ich brauche eine Dusche, einen Kaffee und Frühstück, wie sieht es mit dir aus?«, fragte er, aufgewühlt über das Geschehene.
Der Wolf schnaufte und Alexander stand wieder im Raum. Adrenalin pumpte in einer Menge durch seine Adern, wie er es ewig nicht erlebt hatte. Er zitterte und wusste, dass sein Blick lodernder als jedes Feuer war.
Michail ging langsam auf den Mann zu und legte ihm sanft eine Hand an die Wange.
»Es ist schon lange her, dass ich so viel Hass zu spüren bekommen habe«, versuchte der Werwolf mit rauer Stimme zu erklären.
Der Vampir strich mit seinem Daumen über Alexanders Haut und blickte direkt in dessen Augen. Michail lehnte sich ein Stück vor, sodass ihre Gesichter sich näher als je zuvor waren, und flüsterte: »Und dafür könnte ich ihn töten.«
Der Vampir überbrückte die letzten Zentimeter und gab dem Mann einen warmen aber kurzen Kuss. Dann löste er sich schlagartig, drehte sich um und verließ den Raum. »Ich gehe Duschen, Treffen wir uns in dreißig Minuten im Esszimmer?«, fragte Michail im Hinausgehen.
Alexander brachte lediglich ein brüchiges »Sicher« heraus. Noch immer spürte er die Lippen des Vampirs auf seinen nachhallen und schaute auf die Tür, durch die Michail gerade gegangen war. Der Werwolf fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und schüttelte den Kopf. Er versuchte den Kuss, den der andere ihm gegeben hatte, einzuordnen, aber es gelang ihm nicht. Seine Nervenbahnen standen durch den Auftritt Sergejs noch immer unter Hochspannung und in dem Glauben, dass es sich um eine freundschaftliche Geste gehandelt haben musste, ging auch Alexander ins Badezimmer.
Als sie sich kurze Zeit später im Esszimmer trafen, war die Stimmung noch immer aufgewühlt. Sie ignorierten diesen Zustand, als wäre es abgesprochen gewesen.
»Was für eine Geschichte war das bei deinem Bruder?«, fragte Alexander den gegenübersitzenden Vampir.
»Im Detail kenne ich die Sachlage nicht, mein jüngster Bruder, Dimitrij, hat mir nur eine grobe Zusammenfassung gegeben. Aber das war wahrscheinlich besser so. Soweit ich weiß, hat Sergej sich in einen Menschen verliebt – in einen Mann. Dieser Typ hatte auch Kontakt zu einem Werwolf. Mein Bruder ist vor Eifersucht völlig aus dem Ruder gelaufen. Er ist so rasend geworden, dass er den Menschen im Affekt umgebracht hat. Dimitrij hat den Mann gewandelt, sodass er zu einem Vampir wurde. Sergej hat wohl alles Erdenkliche probiert, um diesen Tristan wieder für sich zu gewinnen, der hat sich aber für den Werwolf entschieden. Seither ist Sergej wie wandelnder Sprengstoff.«
Michail schwieg einen Moment und schaute gedankenverloren auf seine Tasse. »Ich schätze, König Viktor weiß nicht, in welcher Verfassung Sergej ist, sonst hätte er ihn wohl kaum geholt. Obendrein interessiert es mich, was mein Bruder hier machen soll.«
»Kannst du nicht einfach fragen?«, hakte Alexander nach.
Michail schüttelte den Kopf. »Viktor und ich kommen gut miteinander aus, aber eine Frage dieser Art, darf nicht mal ich stellen. Also heißt es nur abwarten.« Der Vampir beendete das Thema damit und sagte stattdessen: »Ich werde heute den Sitzungspunkten den letzten Schliff geben. Es wäre gut, wenn du noch einmal einen Kontrollblick darauf wirfst. Soll ich dir die Liste heute Abend vorbeibringen, oder per Fax schicken?«
Alexanders Brauen zuckten nach oben über die Art der Fragestellung. Wieso stellte der Vampir zur Wahl, ob er ihn sehen wollte oder nicht? Was für einen Grund sollte er haben, einem Fax den Vorzug zu geben? Alexander schoss der Kuss in den Sinn. Er schaute den Vampir nachdenklich an und fragte sich, ob Michail Romanows Berührung nicht nur freundschaftlicher Natur gewesen sein könnte. Dieser Kuss hatte ihn zwar verwirrt, aber weder fühlte er Abscheu über das Geschehene noch Unwillen. Die Lippen des anderen hatten ihm in diesem Moment gut getan, fingen ihn und seine
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