Blutsbund 3 Michail
eiskalt erwischt. Der Abend war wirklich der pure Albtraum für ihn gewesen und in ihm brannte die Sehnsucht nach liebevollen Blicken und der warmen Hand des Mannes, die eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte. Legitime Berührungen, wenn er als Wolf vor dem Vampir stand. Aber Michails Offenbarungen, dass er ihm lieber in seiner menschlichen Form Trost spenden wollte, lösten Scham und Nervosität in ihm aus. Scham, weil er ein Mann war und ein Teil ihn ihm zu diesem Vorschlag laut ‚Ja‘ gerufen hatte.
Er konnte seine Gefühle für den anderen nicht abstreiten, denn die Sehnsucht pochte mit einer Gewalt in seiner Brust, wie er es noch nie zuvor verspürt hatte. Er genoss Michails Nähe, brauchte und wollte sie und hoffte, dass der Vampir nach den offenen Worten nicht geflüchtet war.
Michail hörte, wie Alexander leise auf zwei Beinen das Wohnzimmer betrat. Seine Angst vor dem Moment der Wahrheit sorgte dafür, dass er sich automatisch anspannte. Der Vampir schloss die Augen und atmete tief ein, als könnte es seine Furcht vertreiben. Er fühlte, wie der andere direkt hinter ihm stehen blieb und der warme Atem des Werwolfs streifte seine Wirbelsäule. Eine Gänsehaut breitete sich auf Michails Körper aus. Gerade, als er dachte die Anspannung nicht länger ertragen zu können, spürte er federleicht Alexanders Fingerspitzen über seine nackte Haut gleiten. Dann umarmte ihn der Mann behutsam und lehnte die Stirn an seinen Rücken. Michail stellte sein Glas auf der Fensterbank ab, drehte sich zu Alexander um und schloss ihn fest in die Arme. Er hörte, wie der Werwolf zittrig aufatmete.
So standen sie geraume Zeit da, bis Michail die Umarmung löste und Alexander an der Hand ins Schlafzimmer führte. Während er überlegte, wie er den Mann ohne Kleidung mit ins Bett nehmen könnte, ohne aufdringlich zu erscheinen, nahm ihm der die Entscheidung ab und zog sich aus. Der Vampir bezwang seine Neugier den anderen dabei zu beobachten, drehte sich um und steuerte gemächlich das Bett an.
»Komm her zu mir«, forderte er sanft auf, als Alexander nur noch in Shorts im Raum stand. Ein wenig verlegen bewegte sich der Werwolf auf ihn zu und legte sich dann neben den Vampir, der sie zudeckte. Anschließend drehte er sich auf die Seite, um Michail ins Gesicht blicken zu können.
Der Ausdruck, den Alexanders Mimik vermittelte, war verhalten und leicht schüchtern. Michail ergriff die Initiative und strich sanft über die Wange des Mannes.
»Schließ die Augen, Sascha«, flüsterte Michail zärtlich.
Dieser kam umgehend der Aufforderung nach. Der Vampir rutschte ein kleines Stück näher an den anderen heran und begann mit den Fingerspitzen die Konturen des Gesichtes nachzufahren. Dann ließ er seine Hand behutsam über dessen Schulter, hinab zum Rücken gleiten. Er streichelte die warme Haut sanft, bis Alexander sich zusehends mehr entspannte. Ohne die Augen zu öffnen, rückte der Wandler auf einmal ganz nah an Michail und legte einen Arm um dessen Taille. Der Vampir liebkoste ihn unbeirrt weiter und genoss die Nähe. Als Alexander einen Moment später das gleiche wohlige Brummen von sich gab, wie es auch der Werwolf immer tat, lachte Michail leise und drückte seine Lippen auf dessen Haare.
»Als ich heute mit Galina im Schlafzimmer war, habe ich versucht, mich zu konzentrieren und mir irgendwas vorzustellen. Es hat nicht geklappt. Jedes Mal, wenn ich die Augen geschlossen habe, hatte ich dich und den Kuss von dir im Sinn. Ich konnte sie einfach nicht anfassen, es war mir mehr zuwider, als je zuvor. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Männer waren für mich nie ein Thema. Frauen allerdings auch nicht so wirklich. Ich merke nur, dass etwas zwischen uns ist, das ich nicht leugnen kann«, flüsterte Alexander.
Michails Hand wanderte ein Stück hinauf und begann sacht den Nacken des anderen zu kraulen. »Ich weiß, was du meinst«, erwiderte der Vampir leise. »Ich ... die Situation ist für mich ebenso neu. Ich hätte dich gestern gerne länger geküsst, aber ich dachte schon, mit der kurzen Berührung viel zu weit gegangen zu sein. Aber wenn du so davon sprichst, bin ich es nicht, oder?«
Alexander antwortete nicht direkt, sondern Michail spürte nur, wie dessen Kopf sich schüttelte. Der Werwolf veränderte die Position ein wenig und blickte dem Vampir dann unmittelbar ins Gesicht. Michail war von dem Anblick des anderen gefesselt. Die graublauen Augen sahen ihn voller Sehnsucht an und gleichzeitig lag darin ein
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