Blutsbund 3 Michail
Moment spürte er, wie Anna begann zu zittern. Sein Gesicht musste Bände gesprochen haben, als er diesen Gedanken nachging. Er kam zu sich, griff an ihren Hinterkopf, löste die Schnallen und nahm ihr den Knebel aus dem Mund. Der Atem der Frau bebte ebenso wie ihr Körper, doch sie wagte es nicht, etwas zu sagen. Michail ging zur Wand und ließ die Ketten ein Stück absinken, anschließend befreite er sie von allen Fesseln.
»Komm zu mir ins Wohnzimmer, ich will noch von dir trinken, ehe du gehst«, sagte er im Hinausgehen.
Er goss sich einen weiteren Whisky ein und starrte auf all die Lichter, die das dunkle Moskau erhellten. Er hörte, wie Anna den Raum betrat und wusste, dass sie sich erneut vor den Sessel gekniet hatte. Der Vampir drehte sich um, ging langsam auf sie zu und stellte sich direkt hinter sie. Dann beugte er sich vor, griff ihr in die Haare und zog sie zu sich hinauf. Ohne jede Zärtlichkeit tauchten seine Fänge in ihre Ader. Er trank nur das Nötigste und versiegelte anschließend die kleinen Einstiche. Michail löste sich von der Frau und fand sich wieder vor dem großen Fenster ein.
»Ich melde mich bei dir«, sagte er leise.
Wenige Momente später hörte er, wie die Tür ins Schloss fiel. Er schnaufte und Wut flackerte in ihm auf, weil er sich so schlecht im Griff hatte. Es war, als wenn eine Flamme die nächste reizte, bis ein wildes Feuer in ihm loderte. Seine Laune hätte nicht gefährlicher sein können.
Ein Geistesblitz sorgte für ein kaltes Lächeln auf seinem Gesicht und eine Idee keimte in ihm, die seinen Abend vielleicht noch retten konnte.
Gewitter
Alexander rollte sich von seiner Ehefrau, gleich aus dem Bett heraus und ging ins Badezimmer. Gott, wie er das hasste, auf dieses Weib steigen zu müssen. Erneut hallte die Stimme seines Vaters in seinen Ohren: »Du wirst Galina heiraten und Nachwuchs zeugen. Die Vereinigung beider Rudel ist eine diplomatische Angelegenheit und es handelt sich um deine Pflicht. Du nimmst bald meinen Platz ein und wirst dann das Oberhaupt aller russischen Werwölfe werden, da ist ein starkes und so einflussreiches Rudel im Rücken notwendig.«
Die Hochzeit war gerade mal eine Woche her, und seither bemühte er sich, jeden Abend seinen ehelichen Pflichten nachzukommen. Alexander hoffte inständig, dass er seine frisch Angetraute schnell schwängern würde, um seine Ruhe zu haben. Er verabscheute Galina und es kostete ihn ein hohes Maß an Fantasie, um überhaupt eine Erektion, geschweige denn, den benötigten Orgasmus zu erreichen. Noch nie hatte er eine so hagere Werwölfin zu Gesicht bekommen. Die Frau war nicht mehr das, was man als schlank hätte bezeichnen können, sondern Alexander glaubte, lediglich Haut auf Knochen vor den Augen zu haben.
Jeden Abend, seit er seine Frau bestieg, jammerte sie, er solle doch vorsichtiger sein. Er hasste es. Was würde Galina nur tun, wenn er den gleichen breiten und wuchtigen Körperbau anderer Wölfe besessen hätte? Alexander war selbst von schlanker Statur, aber trainiert und ausgesprochen definiert. Seine Ausdauer und Geschicklichkeit sorgte dafür, dass er den meisten seiner Rasse überlegen war. Ihn begleitete schließlich nicht umsonst der Ruf, einer der gefährlichsten unter ihnen zu sein. Er hatte sich in Kriegen bewiesen, seinem Rudel und den Werwölfen Ehre und Ruhm verschafft.
Alexander schnaufte, denn letztendlich war das Ergebnis von allem, dass er einen Albtraum heiraten und begatten musste, und sich hinter diplomatischen Papierstapeln wieder fand.
Er stand unter dem heißen Wasserstrahl der Dusche und schäumte jeden Zentimeter seines Körpers ein, um den Geruch seiner Frau von sich zu waschen. Ihm war klar, dass Galina sich über diese erzwungene Verbindung freute und ihm ohne Frage auch eine Menge Gefühle entgegenbrachte, aber das beruhte auf Einseitigkeit. Es war ihm zuwider, wenn sie ihn berührte und er vermied es, sie mehr als notwendig anzufassen. Den einzigen Kuss, den er ihr je gab, war der bei der Eheschließung. Selbst da hatte er sich zusammenreißen müssen, um sich nicht angewidert mit der Hand über den Mund zu fahren. Ein frustriertes Knurren entwich seiner Kehle.
Als er angezogen aus dem Badezimmer kam, war er dankbar zu sehen, dass Galina bereits schlief. Schnellen Schrittes verließ er das Schlafzimmer und machte sich auf den Weg in die im Keller befindliche Trinkhalle der Festung, um sich mit seinen Freunden noch ein wenig Ablenkung zu gönnen.
Er sah Valja und Lew in
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