Blutsbund 3 Michail
ihrer üblichen Stammecke sitzen und gesellte sich zügig zu ihnen.
»Na Alexander, alles überstanden?«, fragte ihn Lew mit einem mitleidigen Blick.
Der Werwolf schnaufte nur und war dankbar, als die Bedienung ungefragt einen Wodka vor ihm abstellte.
Er musste vor seinen zwei besten Freunden nichts verheimlichen, denn sie kannten ihn mitunter besser als er sich selbst und waren so gut wie immer an seiner Seite. Sie hatten sich mit ihm haltlos betrunken, als er von der Zweckehe erzählte, und hielten ihn bei Laune.
Valjas Kopf rückte näher an Alexander heran. Verschwörerisch fragte dieser: »Was gibt es Neues von den Blutsaugern?«
Alexander lachte leise auf. »Valjuscha, deine Neugier in Ehren, aber in den letzten drei Stunden, die wir uns nicht gesehen haben, hat sich nichts Neues ergeben. Ihr zwei werdet alles als Erste erfahren, das weißt du doch.« Er zerzauselte liebevoll die roten Locken seines Freundes.
Valja gab ein theatralisches Seufzen zurück. Sie unterhielten sich über allgemeine Dinge, als ein Bote die Halle betrat und direkt auf Alexander zusteuerte. Nach einer knappen Verbeugung reichte Mann ihm einen versiegelten Umschlag und verschwand.
Der Werwolf stellte fest, dass der Brief mit dem Familiensiegel versehen war, somit konnte das Schreiben nur von seinem Vater sein. Er öffnete das Kuvert, überflog die Zeilen und schnappte nach Luft.
»Na das wird ein Tanz werden«, merkte er zähneknirschend an.
Er legte das Blatt Papier in die Mitte, damit seine Freunde ebenfalls einen Blick darauf warfen.
Lew las die Zeilen, stand auf und ging an den Tresen. Während Valja noch mit Unglauben auf den Brief schaute, stellte er eine Flasche Wodka und Gläser auf den Tisch.
Die Werwölfe schwiegen angespannt und erst nach dem dritten Wodka auf ex sagte Lew leise: »Ein Treffen mit dem Schlächter, wenn das Mal kein guter Start für die Zusammenarbeit ist.«
Alexander holte tief Luft, wollte etwas sagen, goss sich und seinen Freunden stattdessen aber erneut einen Klaren ein. Er hätte wirklich mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er sich mit einem der unter den Werwölfen gefürchtetsten Vampire zusammensetzen sollte. Michail Romanow wurde von seiner Rasse als ‚Der Schlächter‘ bezeichnet. Kein anderer Vampir hatte so viele Wölfe auf dem Gewissen und der Ruf des Mannes wurde von Kaltblütigkeit und Hass begleitet. Alexander hielt sich bei Weitem nicht für einen Feigling, aber der Schlächter sorgte selbst bei ihm für leichtes Unbehagen.
Valja räusperte sich und sagte: »Ihr könnt mir sagen, was ihr wollt, aber der kommt bestimmt nicht freiwillig.«
Alexander schnaufte. »Umso schlimmer, nicht wahr? Es wird das reine Vergnügen, sich mit jemandem zusammenzusetzen, der uns lieber tot sehen würde, statt vereint.«
Lew tätschelte seinem Freund beruhigend den Arm und erklärte: »Alexander, es geht nur noch um die Rahmenbedingungen unserer gemeinsamen Existenz. Selbst wenn Romanow uns gern zerstückelt auf dem Schlachtfeld sehen möchte, so hat auch er sich daran zu halten. Er vertritt die Blutsauger und muss in deren Sinne handeln, was er persönlich davon hält, dürfte keine Rolle spielen.«
Alexander erwiderte nickend: »Dann hoffe ich, dass du recht hast, mein Freund.«
Die Gläser füllten sich erneut.
»Wo werdet ihr euch treffen?«, fragte Valja.
Alexander zuckte hilflos mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich denke mal, Romanow wird einen einigermaßen neutralen Ort wählen. Er wird bestimmt nicht unangekündigt in mein Büro springen.«
Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, drangen vom Gang her laute Stimmen zu ihnen herein. Ehe er sich versah, stand der Schlächter persönlich in der Halle. Unter den knapp zwanzig in der Trinkhalle anwesenden Männern breitete sich abruptes Schweigen aus. Alle Augen richteten sich auf den eingetroffenen Vampir, als wäre dieser ein Geist, einer mit dem bösartigsten Grinsen, dass Alexander je gesehen hatte.
»Macht Feierabend!«, befahl Alexander mit fester Stimme.
Das Scharren von Stühlen war zu hören, und die Wölfe verließen fluchtartig den Raum, den anwesenden Vampir dabei nicht aus den Augen lassend.
Alexander sah seine beiden Freunde an. »Ihr zwei auch.«
Sie nickten ihm nur zu und machten sich ebenso aus dem Staub. Der Werwolf stand auf, ging gelassenen Schrittes hinter den Tresen, nahm eine Flasche Wodka und zwei Gläser, um sie anschließend in der Mitte der Halle auf einen freien Tisch zu stellen. Während er
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