Blutsbund 3 Michail
wir uns nicht in Luft auflösen können, ist die Planung bei uns etwas aufwendiger.« Während er das sagte, begann der Drucker bereits die entsprechende Übersicht auszuwerfen.
Michail betrachtete den sich konzentrierenden Mann. Eine kleine Falte bildete sich zwischen dessen Brauen. Der Vampir spürte eine Welle freundschaftlicher Sympathie in sich aufkommen, ebenso wie es auch schon auf dem Flur der Fall gewesen war.
»Tzzzz«, gab er über diese Gefühle überrascht von sich, legte den Kopf in den Nacken und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. ‚Der Schlächter der Werwölfe sitzt hier und empfindet Sympathie für einen Wolf?‘, hinterfragte Michail seine Emotionen.
»Ist mein Vorschlag wegen der Terminfindung nicht in Ordnung?«, hörte er Alexanders besorgte Stimme.
Michail schüttelte den Kopf. »Nein nein, klingt gut. Das ist es nicht.«
»Was ist es dann?«
Der Vampir blickte den anderen nachdenklich an und erwiderte leise: »Du weißt, wer ich bin und was ich die letzten Jahrhunderte getan habe, Alexander Voltan und doch nimmst du mich mit in dein Arbeitszimmer und trinkst mit mir?«
Alexander nahm in aller Ruhe die Blätter aus dem Drucker und begab sich ebenfalls in die Sitzecke. Er legte die Ausdrucke neben Michails Glas und setzte sich.
Der Werwolf musterte den Mann freundlich. »Michail Romanow, du wirst von meiner Rasse ‚Der Schlächter‘ genannt. Mir ist sehr wohl bewusst, was du die letzten Jahrhunderte getan hast. Vielleicht mag es in deinen Ohren komisch klingen, aber es fühlt sich richtig an, wie wir miteinander umgehen.« Er zuckte mit den Schultern, goss sich noch einen Wodka ein und sagte: »Warum auch immer, es ist einfach so.« Alexander prostete Michail zu und kippte den Inhalt des Glases in sich hinein.
Er blickte auf die Flasche, die sich bereits um einiges geleert hatte und erklärte: »Ich denke, die zu besprechenden Punkte der gemeinsamen Sitzung sollten wir festlegen, wenn ich nüchtern bin.«
»Wann warst du das letzte Mal in einer Menschenstadt?«, fragte der Vampir seinen Gesprächspartner aus dem Nichts heraus.
»Ehe wir unsere eigenen Flughäfen gebaut haben, mussten wir in euren Zonen landen. Ist also schon gut und gerne 60 Jahre her.«
Michail grinste und schlug spontan vor: »Dann kannst du dir überlegen, ob du dich mit mir in St. Petersburg oder Moskau an diese Liste setzen möchtest.«
Alexander schaute den anderen überrascht an. »Das ist eine schwere Entscheidung.«
»Wir werden sowieso mehr als einen Tag zusammensitzen. Dann nehmen wir beide Städte. In St. Petersburg ist mein Palais, in Moskau eine Wohnung von mir.«
Die Augen des Werwolfs blitzten freudig und der Vampir schmunzelte über diese Reaktion.
»Da nun neben Arbeit auch Sightseeing ansteht, würde ich vorschlagen, dass ich dich am späten Vormittag abhole, wann passt es dir?«
Alexander grinste über das ganze Gesicht und fragte: »Morgen? Oder ist dir das zu kurzfristig?«
Michail schüttelte lächelnd den Kopf. »Morgen um elf in deinem Arbeitszimmer?«
»Passt«, antwortete Alexander und bemühte sich, seine Begeisterung im Zaum zu halten.
Der Vampir stellte erstaunt fest, dass er gern noch geblieben wäre, aber er hatte das Maß an Gastfreundschaft für heute wohl bereits voll ausgelastet und alles Notwendige war besprochen.
Er stand auf, trank den letzten Rest seines Whiskys aus, griff die Unterlagen und lächelte Alexander an. »Wir sehen uns dann morgen«, sagte er freundlich.
Der Werwolf erhob sich ebenso, und als wäre es alltäglich, schüttelten sie sich die Hände, ehe der Vampir sich auflöste.
Alexander goss einen weiteren Wodka ein. ‚Ein ausgesprochen erstaunlicher Abend‘, dachte er.
Ein zaghaftes Klopfen störte seine Überlegungen. Mit seinem knappen »Ja«, öffnete sich schon die Tür und die roten Locken von Valja schauten vorsichtig hinein.
»Der Schlächter ist weg und dein Kopf sitzt noch auf den Schultern, ich bin beruhigt!«, stellte der Werwolf fest, nachdem er sich umgesehen hatte.
Er kam ganz in Alexanders Büro und Lew folgte ihm wie ein Schatten. Die beiden steuerten automatisch das Sofa an und ließen sich darauf fallen. Lew warf einen Blick auf die Gläser sowie Flaschen auf dem Tisch und zog erstaunt eine Braue hoch. Alexander sagte nichts zu diesem Gesichtsausdruck, stand auf und holte aus seiner kleinen Bar neue Gläser und goss seinen Freunden Wodka ein.
Er war kurz versucht, den Männern mit einem breiten Grinsen zu berichten,
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