Blutsbund 3 Michail
Alexander nickte.
Er griff sich einen Ordner, der neben seinem Schreibtisch stand, und nahm seinen Mantel vom Sofa. Der Vampir hatte zwar beim Eintreten bereits gesehen, dass Alexander einen Anzug trug, aber als dieser nun Aufstand und zur Sitzecke ging, musste er neidlos zugestehen, dass der Mann fantastisch darin aussah.
Alexander drehte sich um und bemerkte den Blick des anderen. Er schaute an sich hinab und fragte ernst: »Irgendetwas daran nicht in Ordnung?« Für unpassend hielt er seine Kleidung eigentlich nicht, denn der Vampir trug ebenfalls einen Anzug und einen Wintermantel über dem Arm.
Michail zog die Brauen hoch. »Alles bestens, ich sehe nur die Frauen St. Petersburgs reihenweise in Ohnmacht fallen.«
Der Werwolf lachte leise und sagte anerkennend: »Michail Romanow, hast du heute schon mal in den Spiegel geschaut?«
Michail räusperte sich über die gerade untereinander ausgesprochenen Komplimente. »Wollen wir?«, fragte der Vampir.
Als der Werwolf nickte, setzte er sich in Bewegung und fasste ihm auf die Schulter. Alexander blickte den Mann perplex an, doch ehe er sich über die Berührung wundern konnte, fand er sich bereits in einem riesigen Eingangsbereich wieder.
Alexander blinzelte erstaunt. »Du hättest mich ruhig vorwarnen können.«
Michail sah den anderen an und lächelte warm. »Das hätte den Überraschungseffekt verdorben.«
Ihm wurde klar, dass seine Hand noch immer auf der Schulter des Mannes ruhte und er empfand das Gefühl als angenehm. Sich seiner Gedanken bewusst werdend, drückte Michail einmal kurz zu und nahm seine Finger dann schnell und leicht verlegen fort.
Alexander hatte Michails Blick und dessen Reaktion bemerkt. Er stellte fest, dass zwischen den beiden heute eine merkwürdig vertraute Atmosphäre herrschte. Es störte ihn nicht im Geringsten, sondern verwunderte ihn nur ein wenig. Er lachte leise auf, als er an das Zwinkern des Vampirs und Galinas Vertreibung denken musste.
Michail spannte sich umgehend an und schien etwas verlegen. Alexander schoss in den Kopf, dass der Mann seine Gedankengänge nicht nachvollziehen konnte und sein Lachen womöglich falsch aufgefasst hatte.
Aus einem Impuls heraus legte er Michail die Hand auf den Rücken und erklärte lächelnd: »Mir kam nur gerade Galinas Flucht in den Sinn.«
Die Anspannung des Vampirs löste sich umgehend auf. Dieser zwinkerte und stellte fest: «Jederzeit wieder, das ist allemal effizienter als Mitleidsbekundungen. Komm, lass uns deine Unterlagen in mein Büro bringen. Anschließend machen wir St. Petersburg unsicher.«
Alexander nickte und folgte Michail. Als sie das Arbeitszimmer des Vampirs erreichten, lächelte der Werwolf. »Wie ich sehe, hast du auch eine Schwäche für Bücher?«
Der Raum, den sie betreten hatten, glich mehr einer Bibliothek als einem Arbeitsplatz. Ein Diener stapelte gerade Holz in den vorhandenen Kamin. Als der Angestellte die beiden eintreten sah, stand er auf und verbeugte sich.
»Möchtest du noch etwas trinken, oder gleich los?«
»Die Stadt lockt, ich gebe es zu«, erwiderte Alexander mit einem entschuldigenden Blick.
Der Vampir schmunzelte und sagte an den Diener gerichtet: »Abendessen für zwei gegen 20.00 Uhr.«
Er schaute auf den Ordner des Werwolfs und fragte: »Ich hoffe, mein Angebot die Unterlagen hier zu lassen ist in Ordnung, oder möchtest du sie lieber mitnehmen?«
Statt einer Antwort ging Alexander wie selbstverständlich zu Michails Schreibtisch und legte den Ordner dort ab.
Der Vampir nickte. »Komm, auf ge ht' s .«
Wenige Minuten später stand Alexander sprachlos in der Tiefgarage des Palais und pfiff begeistert. Vor ihm war ein Fuhrpark aufgereiht, der sein Herz ins Stolpern brachte.
»Eine kleine Schwäche von mir«, sagte Michail gelassen, freute sich aber insgeheim, dass Alexander anscheinend seine Begeisterung teilte. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als er den Mann beobachtete, der an seinen Autos vorbei schlenderte. Ihm fiel auf, wie zärtlich Alexander die eine oder andere Motorhaube berührte. Michail kniff kurz die Augen zusammen, anschließend schüttelte er den Kopf über das, was in ihm stattfand und fragte sich, was in ihn gefahren war.
»Und, entschieden, womit wir los wollen?«, fragte er Alexander und grinste ihn spitzbübisch an. Ein weiteres Mal spürte Michail Romanow ein warmes Flackern in der Magengegend.
»Am liebsten mit Allen, aber da sich das wohl nicht realisieren lässt und draußen Schnee liegt,
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