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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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verriet, da es nie richtig hell geworden und pausenlos Schnee niedergegangen war.
    Joe hatte anrufen wollen, aber nur die automatische Ansage
gehört, Nates Telefon sei außer Betrieb. Da erst fiel ihm ein, dass es bei der Durchsuchung des Hauses zerstört worden war und die Reste auf dem Küchentresen gelegen hatten. Er fluchte, als er mit der Schaufel unter der Vorderachse grub, um den Schnee zu entfernen, der ihn erneut zum Halten gezwungen hatte. Er hasste die Zeitverschwendung, die es bedeutete, sein festgefahrenes Auto freizuschaufeln. Jede Stunde, die verstrich, ließ den Aufbruch der von Strickland und Munker befehligten Angreifer in die Berge näher rücken.
    Joes Plan, den er sich nach seinem Besuch bei Cobb zurechtgelegt hatte, war es, Nate zu fragen, ob er mit ihm zum Lager hochfahren wolle. Joe wusste aus Erfahrung, dass Verstärkung in unberechenbaren Situationen unverzichtbar war. Weil er bei seinem Savage-Run-Abenteuer keine Verstärkung gehabt hatte, wäre er fast gestorben; andere hatten tatsächlich den Tod gefunden. Er hatte gelobt, sich nie wieder ohne Unterstützung in so eine Zwangslage zu begeben. Und Nate und seine Kanone mochten genau das bieten.
    Endlich bekam Joe den Pick-up wieder flott, durchbrach die Schneewehe und überwand den Anstieg zum Fluss.
    Nates Haus lag dunkel und tief verschneit da, und sein Jeep war verschwunden. Das völlige Fehlen von Reifenspuren ließ darauf schließen, dass er seit mindestens einem Tag nicht mehr zu Hause war.
    Joe fluchte erneut und schlug wütend mit der Hand auf den Sitz. Dann zog er sein Notizbuch aus der Tasche, schrieb Nate eine Nachricht und befestigte sie mit einem verrosteten Taschenmesser, das er im Handschuhfach gefunden hatte, an der Haustür. Daneben heftete er seine Visitenkarte mit Handy – und Festnetznummer.

    Nate:
    Sie haben mir Hilfe angeboten. Jetzt brauche ich sie.
    Joe Pickett
     
    »Danke für alles, Nate«, knurrte er, wendete und fuhr in seinen Reifenspuren zurück.

28
    Für Sheridan Pickett war normalerweise nichts herrlicher und befreiender, als wegen starken Schneefalls schulfrei zu haben. Die Ankündigung über die Klassenlautsprecher war mit unverhohlenem Jubel und Begeisterungspfiffen quittiert worden, ehe Bücher und Pausenbrote in die Rucksäcke gepfeffert wurden.
    Doch Sheridan konnte die Begeisterung ihrer Mitschüler nicht teilen. Jetzt, da ihre Schwester April verschwunden war, bedeutete ihr ein Tag Schneefrei nichts.
    Draußen hatte schon die kleine Schulbusflotte mit laufendem Motor und riesigen Auspuffwolken bereitgestanden.
    Nun saß Sheridan warm und geborgen zu Hause, hatte sich in ihrer Jogginghose aufs Sofa gekuschelt und las eine Einführung in die Falknerei, die am Vortag in einem an sie adressierten Umschlag im Briefkasten gelegen hatte. Auf der Rückseite eines ausländischen Bierdeckels, der mit einer Büroklammer am Umschlag befestigt war, hatte gestanden:
    Sheridan:
    Man sucht sich die Falknerei nicht aus wie einen Sport oder ein Hobby. Die Falknerei wählt sich diejenigen, die sich mit ihr beschäftigen. Nachdem ich Dich kennengelernt habe, glaube ich, dass Du zu diesen Menschen gehören könntest. Bitte lies dieses Buch sorgfältig. Wenn Du danach noch Interesse an der Falknerei hast, kann ich Dich unterrichten. Nate Romanowski
    Schon zum vierten Mal an diesem Nachmittag schnüffelte sie an dem Bierdeckel. Er roch noch immer ein wenig nach Bier.
Sie versuchte sich vorzustellen, woher er ihn haben mochte. Der Aufdruck war auf Englisch und Arabisch.
    Sie öffnete das ramponierte alte Buch und studierte die Fototafeln der Falken, Bussarde und Adler. Die Vögel faszinierten sie.
    Als das Telefon klingelte, eilte Missy aus dem Flur herein und nahm den Hörer ab, als ihre Enkelin schon danach griff. Sheridan fixierte ihre Großmutter verärgert.
    Missy gab ihr das Telefon. »Da ist ein kleines Mädchen für dich dran.«
    Als Sheridan den Hörer nahm, beugte Missy sich zu ihr runter. »Ich erwarte einen Anruf von Bud Longbrake. Mach also nicht so lange.«
    Sheridan schnitt eine Grimasse und wandte sich ab.
    »Sherry?«
    Eine Art Stromschlag durchfuhr sie. Anders als Missy erkannte sie sofort, wer sich da mit schwacher, weit entfernt klingender Stimme meldete.
    »April?«
    »Na?«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll!« Sheridan blickte sich um. Ihr fiel ein, dass ihre Mutter gesagt hatte, sie wolle sich um ihre Pferde kümmern. Lucy saß in ihrem Zimmer und schminkte sich zum Zeitvertreib vor ihrem

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