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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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April schien das nicht wirklich begriffen zu haben.
    Joe schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen und sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren. Er entsicherte seine Flinte und bemühte sich, den empfohlenen Abstand zu den Kriminalpolizisten links und rechts von ihm zu wahren, während sie sich auf den Hügelkamm zubewegten. Ein verschneites Pyramidenpappelwäldchen bot die einzige »Deckung«, die er ausmachen konnte.
    Er näherte sich dem Kamm, wie er es bei der Jagd oder auf Patrouille getan hätte – Zentimeter für Zentimeter. Er sah erst das schneebedeckte Dach des Steinhauses, dann das Verdeck des Jeeps auftauchen. Über beidem erhob sich die blutrote Klippe am anderen Ufer des Flusses.
    Dann hatte er den Kamm weit genug erstiegen, um etwas Überraschendes und Irritierendes zu entdecken: Nate Romanowski wartete gut sichtbar neben einem geschindelten Stall. Der Verdächtige stand aufrecht und mit leeren, abgespreizten Händen da. Er war der Schützenlinie zugewandt, als hätte er ihr Kommen erwartet.
    Joe musterte Romanowski und war von seiner Größe und Ruhe beeindruckt und zugleich eingeschüchtert. Nate hielt sich vollkommen reglos, nur seine Augen wanderten von einem zum anderen Mann in der Kette. Joe bemerkte keine Sorge und nichts Bedrohliches an dem Verdächtigen – nur diese stählerne Ruhe.
    Aus den Augenwinkeln sah er Barnum und Brazille mit gezogener Waffe rechts und links auftauchen. Romanowski bemerkte sie ebenfalls und hob gemächlich die Hände.

    Dann löste sich die Schützenlinie auf, und im nächsten Moment waren sie bei ihm und zielten mit sechs Waffen auf die Brusttasche seines Overalls. Brazille drückte dem Verdächtigen mit der einen Hand die Pistole an die Schläfe und tastete ihn mit der anderen Hand nach Waffen ab. Als er die leere Umhängetasche erreichte, riss er sie ihm von der Schulter und warf sie auf den Boden. Barnum bellte einen Befehl, und der Verdächtige legte die Hände hinter den Kopf und verschränkte die Finger.
    Nun drängten sich die Ordnungshüter um Romanowski. Joe senkte die Flinte und folgte ihnen. Zwei Kriminalpolizisten lösten sich von der Gruppe und marschierten zum Haus.
    »Wollen Sie sofort gestehen oder damit bis zu meinem netten, warmen Gefängnis warten?«, fragte Barnum heiser.
    Romanowski seufzte tief und betrachtete den Sheriff.
    »Ich staune bloß, dass die hiesigen Trampel mitgekommen sind«, sagte er. »Meinen Sie nicht, Sie sind zu wenige?«
    Sheriff Barnum wusste mit Romanowskis Bemerkung nichts anzufangen. Joe auch nicht. Sie musterten Brazille, doch der zuckte nur die Achseln.
    Joe versuchte, aus Nate Romanowski schlau zu werden. Er zeigte keine Angst, was allein schon unnatürlich – und verdächtig – erschien. Joe bemerkte fröstelnd, dass er sich mühelos vorstellen konnte, wie Romanowski einen Bogen nahm, zwei tödliche Pfeile auf den unbewaffneten Gardiner abschoss und ihm anschließend die Kehle durchschnitt, während sein Opfer ihn mit großen Augen anstarrte.
    »Sie sollen angeblich mit Pfeil und Bogen jagen«, sagte Barnum.
    Plötzlich drang aus dem Stall erst ein Rascheln, dann ein Krächzen. Hilfssheriff McLanahan fuhr auf dem Absatz herum
und feuerte aus seinem auf Automatik eingestellten Sturmgewehr eine solide Salve in das Gebäude, das daraufhin in einer Wolke aus Staub und Federn zusammenbrach. Es roch streng nach Kordit, und von den Klippen hallte das Donnern der Schüsse wider. Der Schnee war mit dampfenden Hülsen aus Messing übersät.
    »Gute Arbeit«, stieß Romanowski mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie haben gerade meinen Rotschwanzbussard umgebracht.«
    Doch wundersamerweise war das Tier unverletzt geblieben. Mit verärgertem Krächzen befreite es sich aus den Trümmern, hüpfte auf die Spitze des Haufens, erhob sich mit einigen schweren Flügelschlägen mühsam in die Luft und begann zu steigen.
    McLanahan hob die Waffe, doch Joe ergriff seinen Lauf.
    »Was soll das?«, fragte er verärgert.
    »Lass das«, befahl Barnum seinem Hilfssheriff, der sich daraufhin beruhigte, Joe aber einen grimmigen Blick zuwarf, bevor er seine Waffe erneut auf Romanowski richtete.
    Von den Schüssen alarmiert, kam ein Kriminalpolizist aus dem Haus gestürzt, nahm Haltung an und wandte sich an Brazille: »Wir haben drinnen einen Verbundbogen und einen Köcher voller Pfeile gefunden. Und das hier …« Er hob ein ledernes Schulterholster hoch, in dem ein riesiger Edelstahlrevolver mit langem Lauf steckte. Joe

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