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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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garantiert Nate Romanowski gewesen. Und, hatte Longbrake hinzugefügt, Romanowski sei ein seltsamer Heiliger – ein Einsiedler, der all sein Fleisch mit Pfeil und Bogen erjagte und auch Raubvögel aufzog und zur Jagd abrichtete.
    Unvermittelt fiel Joe wieder ein, woher er den Namen kannte. Romanowski hatte ihm einen Antrag auf Ausstellung einer Falknerlizenz geschickt. Nie zuvor hatte er einen solchen Antrag bearbeitet.

6
    Nate Romanowski lebte in einem Steinhaus am nördlichen Zulauf des Twelve Sleep River. Am gegenüberliegenden Ufer stieg ein steiles rotes Kliff fast zwanzig Meter hoch auf. Es war mit niedrigem Wacholdergebüsch bewachsen, auf dem an diesem Morgen vierzig Zentimeter gefrorener Schnee lasteten. Die Sonne ließ das rote Kliff erglühen.
    Im Haus warf Romanowski nach dem Mittagsschlaf seine Decken ab. Die Wände waren kalt, nur ein dünner Balken Licht, der sich an den Fensterläden vorbeischmuggelte, sorgte für etwas Helligkeit. Er öffnete die Läden, und der grelle Schnee ließ ihn blinzeln. Nachdem er im Ofen ein Holzfeuer entzündet hatte, zog er einen Thermo-Overall und hohe schwarze Gummistiefel an, band sich das blonde Haar mit einer Lederschnur zum Pferdeschwanz zusammen, setzte seinen Cowboyhut auf und kochte sich ein spätes Mittagessen aus Pronghornsteak, Eiern und Toast.
    Nach dem Essen trat er in den tiefen, von der Sonne leicht angetauten Schnee hinaus, der leise knirschte, als er hindurchstakste. Die Winter in den Rocky Mountains sind ganz anders, als die meisten Leute glauben, dachte er. In den Vorbergen und Ebenen blieb der Schnee nicht – wie im Nordosten oder im Mittleren Westen – den ganzen Winter über liegen, sondern fiel, wurde verweht, schmolz und fiel erneut. In den Bergen war die Lage anders.
    Er glaubte, in der Ferne einen Motor zu hören, blieb stehen und neigte den Kopf zur Seite. Er war zu weit von der Landstraße entfernt, um den Verkehr dort mitzubekommen. Also bedeutete Motorenlärm, dass jemand sich verfahren hatte, festsaß – oder zu ihm wollte.

    Da der Fluss an diesem Tag laut rauschte, hörte er das Geräusch nicht wieder.

    In der Stallung, in der die Vögel lebten, mischten sich Eiskristalle unter den Staub, der in den Sonnenstreifen schwebte. Wanderfalke und Rotschwanzbussard saßen reglos in gegenüberliegenden Winkeln des Stalls auf Stangen. Ein schmaler Schaft Sonnenlicht lief ihnen über die Brust.
    Romanowski zog einen Schweißerhandschuh an und streckte den rechten Arm aus. In einem Lederbeutel für die Falkenjagd, der ihm am Gürtel hing, flatterten zwei Tauben. Der Bussard verließ seine Stange und schlug die Krallen in das verwitterte Leder des Handschuhs. Romanowski musterte den Vogel und drehte langsam den Arm, um die Schwanzfedern zu inspizieren. Sie waren noch immer glatt abgebrochen, wuchsen aber nach. In zwei Monaten würde der Bussard wieder fliegen können. Er sah nun ganz anders aus als damals, als er ihn lädiert im Graben der Landstraße gefunden hatte – benommen und reglos, nachdem er gegen die Windschutzscheibe eines Rindertransporters geflogen war. Der Bussard hatte gut gefressen und einiges an Gewicht zugelegt; seine Augen waren wieder kalt, schwarz und scharf, doch das Tier war noch nicht außer Gefahr. In den ersten sechs Wochen der Genesung hatte Romanowski ihm die Lederhaube nicht von den Augen genommen, damit es ruhig blieb. Dunkelheit bedeutete Ruhe. Erst kürzlich hatte er dem Vogel die Haube für jeweils kurze Zeit abgenommen. Erst hatte der Bussard verstört reagiert und hysterisch gekrächzt. Langsam aber gewöhnte sich das Tier ans Licht und die Außenreize.
    Nate tastete im Sack nach einer Taube und zog das flatternde Tier heraus. Er fing diese Vögel in Scheunen und in den
Dachstühlen alter Lagerhäuser in Saddlestring. Nun schob er unter den aufmerksamen Augen des Bussards den Hals der Taube zwischen seine behandschuhten Finger. Kaum war das geschehen, beugte der Bussard sich vor und biss ihr den Kopf ab.
    Der Raubvogel fraß die komplette Taube einschließlich Federn, Knochen und Krallen, und seine Kehle schwoll zur Größe einer Kinderfaust an. Als das Tier verschlungen und Schnabel und Kopf des Bussards mit blutigen Daunen verfilzt waren, setzte Romanowski den Vogel auf eine Stange vor dem Stall. Dann schwang sich der Wanderfalke auf seine Faust.
    Romanowski trug ihn in die trockene Kälte hinaus und hielt ihn dabei an langen Lederstreifen, die ihm um die Krallen gebunden waren. Die zweite Taube lag reglos

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