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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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und war ernsthaft überrascht. »Hast du nicht immer gesagt, Sex macht dir keinen Spaß, wenn deine Mutter unter dem gleichen Dach schläft?«
    »Ich muss darüber wegkommen«, erwiderte Marybeth und hob die Brauen. »Gut möglich, dass sie eine ganze Weile bleibt.«
    »Das ist nicht dein …«
    »Joe, komm ins Bett.«
    Und er gehorchte.

Zweiter Teil:
Schneeblind

9
    Das Weihnachtsfest verlief angenehm beengt, und Joe und Marybeth merkten, wie klein ihr Haus angesichts der größer werdenden Kinder – und mit einem Gast – geworden war.
    Joe briet Fasan und Raufußhuhn, während Marybeth und ihre Mutter eine Wildreiskasserolle, Kartoffelbrei, frisches Brot, Gemüse und Pecan Pie zubereiteten. Die Mädchen waren natürlich früh aufgestanden und hatten ihre Geschenke ausgepackt, mit ihnen gespielt, sie anprobiert und sie im Wohnzimmer verstreut. Wegen ihrer knappen Mittel knauserte Marybeth das ganze Jahr über, um den Kindern richtige Weihnachtsüberraschungen zu bereiten, während Joe und sie einander nur spärlich beschenkten. Diesmal bekam er von ihr eine neue Weste zum Fliegenfischen und revanchierte sich mit einem Paar Watson-Wildlederhandschuhen aus Kanada, die mit dünnem Vlies gefüttert waren und die Marybeth liebte. Sie sagte, sie seien geschmeidig genug, um die Pferde beim Reiten zu zügeln, dabei aber so solide, um damit ausmisten und andere Stallarbeiten verrichten zu können.
    Missy verbrachte den Großteil des Nachmittags bei geschlossener Tür in Joes Büro und telefonierte mit ihrem Mann. Als sie heraustrat, wischte sie sich Tränen aus den Augen. Gut möglich, dass sie noch etwas bleiben müsse, erklärte sie. Mr. Vankueren war angeklagt worden und durfte bis auf weiteres nicht über sein Vermögen verfügen, und Missy war sehr verärgert über ihn. Marybeth bot ihr Unterstützung und das Schlafsofa an. Joe reagierte auf diese Nachricht mit jener geheuchelten Unerschrockenheit, die er an den Tag zu legen
hoffte, wenn der Arzt ihm sagte, er habe noch einen Monat zu leben.

    Am Abend des ersten Weihnachtstags saß Joe mit Marybeth auf dem Sofa und hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt. Die schwermütigen Stunden, in denen die Mädchen still wurden, weil das Fest fast vorbei war, waren überstanden. Sie tranken Rotwein im Lichterglanz des Christbaums und genossen einen seltenen Moment der Ruhe. Die Kinder waren am anderen Ende des Flurs und richteten sich zum Schlafen her, und Missy hatte sich kurz hingelegt.
    »Joe, machst du dir noch immer Gedanken über Lamar Gardiner und Nate Romanowski?«, fragte Marybeth.
    Er wollte schon verneinen, merkte dann aber, dass sie Recht hatte. »Ja«, erwiderte er. »Es ist schwer, sich diese Ereignisse einfach aus dem Kopf zu schlagen.«
    Sie nickte und schmiegte sich enger an ihn.
    »Und um die Dinge noch komplizierter zu machen«, fuhr er fort, »ist auch Jeannie Keeley wieder in der Stadt. Und …«
    Er unterbrach sich.
    »Und was?«, fragte sie und verzog dann das Gesicht. »Ach ja – meine Mutter.«
    »Nicht dass sie so schlimm wäre wie …«
    »Pst, Joe.«
    Er trank einen Schluck Wein und wünschte, er hätte das Thema nicht aufgebracht. Zum Glück schien Marybeth geneigt, nicht weiter darauf einzugehen.
    »Könnten wir doch eingeschneit bleiben«, flüsterte sie. »Mit der ganzen Familie unter unserem Dach. Und nichts und niemand kann uns erreichen.« Ihre Stimme verlor sich.
    Sie saßen schweigend da und hörten nur Missy leise atmen
und das Holz im Ofen knacken. Joe leerte sein Glas und dachte dabei über Marybeths Worte nach.
    »Wir können die Geschehnisse nicht kontrollieren«, sagte er leise. »Wir können nur aufmerksam und vorbereitet sein. Und das bedeutet, das Wichtigste zuerst zu erledigen: Wir müssen rausfinden, was Jeannie Keeley vorhat.«
    Marybeth blickte auf. »Wie?«
    »Ich werd sie fragen«, erwiderte Joe. »Vielleicht machen wir uns ganz unnötig Sorgen.«
    »Das wäre zu schön. Hast du gemerkt, wie glücklich April heute war? Sie hat gestrahlt wie nie zuvor.«
    Joe nickte. »Ich werde Jeannie ganz einfach fragen«, sagte er beinahe zu sich selbst. Das bedeutete, dass er die bunt zusammengewürfelte Schar von Männern und Frauen besuchen musste, die sich an Heiligabend in der Ersten Gebirgskirche von Saddlestring versammelt hatte.
    »Alles in Ordnung bei euch?«, fragte Sheridan, die plötzlich in ihrem neuen Flanellpyjama in der Tür stand. Joe und Sheridan tauschten einen speziellen Blick. Sie hatte viel mitgemacht und schien

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