Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
Vom Netzwerk:
geschworen, nie von mir gehört zu haben. Als sie mit Barnum telefonierte, hat sie gerade die Koffer für eine Kreuzfahrt um die Welt gepackt, die monatelang dauern soll. Sie lügt, was uns beide angeht, und das verstehe ich. Das mit der Kreuzfahrt dagegen stimmt. Bud würde sie zu Brei schlagen, wenn sie die Wahrheit sagt.«
    »Gut«, erwiderte Joe. »Was ist mit dem Bogen und den durchschlagsstarken Bonebuster-Pfeilen?«
    Romanowski nickte. »Ich hab mit einem Bogen gejagt, und mir gehören Pfeile dieser Marke. Aber das ist nicht meine bevorzugte Waffe. Sogar für Abschaum wie Gardiner würde ich meine Lieblingswaffe benutzen.«
    »Nämlich?«
    »Meine .454er Casull«, sagte Romanowski lächelnd. »Ein Revolver mit fünf Schuss von Freedom Arms in Freedom, Wyoming – die stärkste Handfeuerwaffe der Welt; viermal stärker als eine .44er Magnum.«
    Joe erinnerte sich, von dieser Waffe gehört und sie in einem Holster in Romanowskis Haus bemerkt zu haben.
    »Und was ist mit Ihrem Motiv?«, fragte er.
    »Ich sagte ja schon, dass ich Gardiner angesichts der Umstände wohl umgelegt hätte, doch ich war nicht da. Er war ein kleiner bürokratischer Scheißer und hat Zufahrten in Gebiete sperren lassen, wo ich Raubvögel fange, und den Bürgern dieses Bezirks Prinzipien und Verbote auferlegt, die bedrückend, ja diktatorisch sind. Dieser Mistkerl war mir zutiefst unsympathisch, doch irgendwelche Leute haben ihn vor mir erwischt. Gut für sie.«
    Überzeug damit mal die Geschworenen, dachte Joe. Auch der Rhythmus von Nates Worten war seltsam – eine Abfolge kurzer, nervöser Impulse. Joe wusste nicht recht, ob er Romanowski glaubwürdig fand.

    »Als wir zu Ihnen kamen«, sagte er, »schienen Sie uns zu erwarten.«
    Romanowski nickte.
    »Doch als Barnum und Strickland Sie des Mordes an Lamar Gardiner bezichtigten, waren Sie verwirrt. Seh ich das richtig?«
    »Absolut«, erwiderte Romanowski nickend. »Absolut.«
    »Erklären Sie mir das bitte.«
    Nate seufzte und schaute weg. »Sagen wir einfach, ich hatte vor anderthalb Jahren in Montana ein wenig Ärger. Ich weiß, dass es einen Haftbefehl gibt, aber ich wusste nicht, wann sie mich aufstöbern würden. Als dann die ganzen Fahrzeuge auftauchten, dachte ich, nun müsste ich wieder nach Montana zurück.«
    »Was haben Sie da oben ausgefressen?«
    Romanowski zuckte zusammen. »Ich wüsste nicht, was es nützen soll, Ihnen das zu sagen.«
    »Da haben Sie vermutlich Recht«, erwiderte Joe. »Aber Sie bitten mich, Ihnen zu trauen. Wie soll ich das tun, wenn Sie mir nicht die ganze Wahrheit sagen?«
    Es dauerte ein wenig, ehe ein Lächeln an Romanowskis Mundwinkeln zerrte. Joe wartete.
    Nate wandte sich ihm wieder zu. »Ich war in einer Spezialeinheit, die es offiziell nicht gibt. Sollten Sie danach recherchieren, werden Sie nichts finden. Ich war an mehreren Einsätzen im Ausland beteiligt. Einige Länder waren uns freundlich gesonnen, die meisten jedoch nicht. Es waren Undercovereinsätze, und sie waren hässlich.
    Doch ich hatte Streit mit einer Vorgesetzten«, fuhr er fort und wog jedes Wort, um – wie Joe vermutete – seine Geschichte zu erzählen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. »Mit Autoritäten komme ich nicht gut klar, besonders dann nicht,
wenn es philosophische Differenzen über die Prinzipien gibt und ich zum Beispiel losgeschickt werde, um Menschen Dinge anzutun, die bloß der Karriere einer Vorgesetzten, nicht aber meinem Land dienen – meiner Meinung nach jedenfalls.«
    Joe nickte, damit Romanowski fortfuhr.
    »Also bin ich ausgestiegen, was gar nicht einfach war. Zuvor aber hab ich ein paar Briefe über meine Vorgesetzte verschickt, in denen ich die Dinge beim Namen nannte und verriet, wo einige Leichen liegen. Das hat mich bei meinen Oberen nicht eben beliebt gemacht, und sie haben mich aufgespürt. Ich wusste, dass es ihnen irgendwann gelingen würde.«
    Er schaute zur Decke und zögerte. Dann senkte er seinen scharfen Blick, bis er Joe wieder in die Augen sah.
    »Die Leute, die sie mir nachsandten, hatten in Montana Ärger. Oben bei Great Falls. Ein Autounfall oder so. Jemand erzählte den Behörden vor Ort, ich sei womöglich in die Sache verwickelt oder wisse vielleicht etwas. Doch sie konnten mich nicht finden, weil ich Montana schon verlassen hatte.«
    Joe schwieg, als Romanowski fertig war, und versuchte, das Gehörte zu beurteilen. Nate war ein überzeugender Redner, obwohl sein Bekenntnis, er komme »mit Autoritäten nicht gut klar«, ihm gewiss

Weitere Kostenlose Bücher