Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
Vom Netzwerk:
geschlagen hatte, festdrückte, damit sie wieder anwuchsen.
    »Ob das hinhauen wird?«, fragte Joe beeindruckt.
    »Sieht so aus«, erwiderte Romanowski und zuckte die Achseln. »Sie sind locker, aber zwei Schneidezähne sitzen schon wieder fester und könnten mir erhalten bleiben.«
    »Solange Sie nicht essen, meinen Sie?«
    Er nickte. »Suppe ist okay. Fleischbrühe ist besser.«
    »Es gibt Zahnärzte in Saddlestring«, schlug Joe vor. »Einer könnte hierherkommen.«
    Romanowski zuckte erneut die Achseln. »So hab ich was zu tun. Außerdem weiß ich nicht, ob Barnum so hilfsbereit wäre.«
    Seine Stimme war leise und weich. Sein sarkastischer Tonfall ließ ihn ein wenig nach Jack Nicholson klingen. Joe musste sich anstrengen, um ihn zu verstehen.
    Romanowski schien es in der Zelle seltsam behaglich zu sein. Er gehört zu denen, dachte Joe, die sich in ihrer Haut vermutlich überall wohlfühlen. Er ist entspannt, selbstbewusst – und faszinierend. Und er steht unter Mordverdacht, führte er sich vor Augen.

    »Warum haben Sie Hilfssheriff McLanahan vermöbelt?«
    Romanowski schnaubte und klappte den Kragen seines Overalls herunter. Joe entdeckte zwei kleine Brandwunden am Hals, die einem Schlangenbiss ähnelten, erkannte darin die Nachwirkungen des Elektroschockers, den McLanahan am Gürtel trug, und vermutete, der Hilfssheriff habe bei ihm nicht nach dem Rechten gesehen, sondern ihn schikaniert – wohl um ihm ein Geständnis zu entlocken.
    »Ich komme direkt zur Sache«, sagte Romanowski. »Ich möchte Sie um zwei Gefallen bitten. Wenn Sie einen davon erfüllen, stehe ich schon in Ihrer Schuld. Können Sie mir beide erfüllen, schulde ich Ihnen ein Leben – mein Leben.«
    Joe schüttelte den Kopf. Was war das jetzt?
    »Erstens sollten Sie mir hier raushelfen.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich«, begann Romanowski, und Joe wusste sein Lächeln nicht zu deuten, »Lamar Gardiner nicht umgebracht habe. Vielleicht hätte ich es – auch angesichts der Umstände – getan, wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte. Ich habe von den toten Wapitis gehört. Jeder Mistkerl, der sieben davon erlegt, verdient ein paar Pfeile durchs Herz. Aber was Gardiner angeht, bin ich unschuldig.«
    »Warum erzählen Sie das nicht Ihrem Anwalt?«
    Romanowski musterte Joe. »Mein Pflichtverteidiger ist sechsundzwanzig und heißt Jason. Er hat noch Aufzeichnungen aus dem Studium in dem Notizbuch stehen, mit dem er bei mir war. Ich bin sein zweiter Klient überhaupt. Als er anfangs ein wenig Smalltalk machte, fragte er, ob ich Hip-Hop mag.«
    Joe hörte ungerührt zu.
    »Mein Pflichtverteidiger ist sechsundzwanzig und heißt Jason«, wiederholte Romanowski und sprach erstmals lauter.

    Er schien zu diesem Thema alles gesagt zu haben und zu erwarten, dass Joe ihm eilig beipflichtete. Doch das tat Joe nicht.
    »Vielleicht sollten Sie dann einen richtigen Strafverteidiger einschalten und nicht mich.«
    Romanowski setzte sich anders hin und schloss ein Auge, als wollte er Joe aus anderer Perspektive beobachten.
    »Das hab ich aber nicht getan. Ich hab Sie angerufen.«
    Nun rutschte auch Joe auf seinem Stuhl herum. Ihm war unbehaglich zumute.
    »Wie kann ich beweisen, dass Sie Lamar Gardiner nicht umgebracht haben?«, fragte er. »Die Polizei hat Ihren Bogen und die Pfeile gefunden, man hat Sie kurz nach der Tat aus den Bergen kommen sehen, und Sie haben ein Motiv. Sie müssen mir schon etwas geben, damit ich ermitteln kann.«
    Romanowski schnaubte. »Ja, ich kam damals diese Straße runter – von der Longbrake Ranch, wo ich Mrs. Longbrake ein gewisses Kleidungsstück zurückgebracht hatte.«
    »Ein gewisses Kleidungsstück?«
    »Ihren schwarzen Tangaslip. Ich hatte ihn unter einem Wacholderstrauch bei meinem Haus entdeckt. Ich schätze, er hat seit dem Sommer dort gelegen.« Romanowski hielt inne. »Mary Longbrake und ich hatten was miteinander. Wenn Bud unterwegs war, kam sie zu mir. Ich wartete immer nackt in meinem Baum auf sie. Wenn sie aus ihrem Pick-up stieg, kletterte ich runter und holte sie. Wir haben es draußen gemacht. Manchmal auf meinem Picknicktisch, manchmal am Ufer, manchmal auch im Fluss. Sie war einsam, und ich half ihr. Mann, ich hab sie ab gehen lassen!«
    Joe wusste nicht, ob er lachen oder nach Hilfssheriff Reed rufen sollte, damit der ihn wieder aus der Zelle ließ.
    »Und haben Sie das dem Sheriff erzählt?«
    »Ja.« Romanowski lächelte höhnisch. »Er hat gesagt, er habe
Mary angerufen, und sie habe

Weitere Kostenlose Bücher