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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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Miststück«, sagte Romanowski. »Aber sie hat sich schon gebessert. Sie weiß bloß noch nicht, wem sie trauen kann.«
    »Das kommt mir bekannt vor«, erwiderte Joe und dachte an sein Dilemma.
    Nate lächelte verständnisvoll und etwas angeschlagen.
    »Kennen Sie einen Wade Brockius? Oder Leute, die sich Souveräne Bürger der Rocky Mountains nennen?«, fragte Joe und beobachtete Romanowski aufmerksam.
    »Von denen hab ich gehört«, gab Nate entspannt zurück. »Ich kenne keinen von ihnen, aber ich habe mitbekommen, wie die Hilfssheriffs von einem Lager in den Bergen gesprochen haben.«
    Joe nickte und wollte sich schon umdrehen, um Reed Bescheid zu geben, doch dann fiel ihm ein, dass eine Frage noch offen war. »Warum haben Sie ausgerechnet mich angerufen?«
    Romanowski nickte. »Ich kenne Sie ein bisschen. Ich habe Sie beobachtet, hab die Sache mit den Miller-Wieseln verfolgt, und was am Savage Run Canyon geschah.«

    Joe schwieg. Es verunsicherte ihn zu hören, dass man ihn beobachtet hatte.
    »Sie operieren gern im Verborgenen«, sagte Romanowski und sah ihm erneut in die Augen. »Wenn Sie etwas bemerken, das nicht in Ordnung ist, geben Sie nicht auf. Sie haben es gern, wenn man Sie unterschätzt. Sie ermutigen die Leute sogar dazu. Und wenn es sich nicht vermeiden lässt, platzt Ihnen der Kragen, und Sie überraschen alle Welt.«
    »Reed!«, rief Joe und wandte sich ab, um die Zelle zu verlassen.
    »Ihnen traue ich zu, das Richtige zu tun«, erklärte Nate gelassen hinter seinem Rücken.
    Joe drehte sich um. »Bürden Sie mir das nicht auf.«
    »Tut mir leid.« Romanowski lächelte, als habe er Joe gerade beim Fangen abgeklatscht. »Sie sind nun mal der Einzige, der zwischen mir und dem Tod durch die Giftspritze steht.«

    Am Abend arbeitete Joe in seiner Garage. Unter einer nackt von der Decke hängenden Birne ersetzte er die Zündkerzen und den Keilriemen seines Dienst-Motorschlittens, damit er fahrbereit war, wenn er ihn das nächste Mal brauchte. Der klare, sonnige Tag war einer bitterkalten Nacht gewichen. Beim letzten Blick aufs Thermometer war es minus fünfundzwanzig Grad gewesen, und obwohl in einer Ecke der Propanofen zischte, konnte Joe seinen Atem sehen. Die Handschuhe erschwerten es ihm, die Zündkerzen mit der Ratsche loszuschrauben, doch als er sie auszog, schien ihm der eiskalte Stahl geradezu die Hand zu verbrennen.
    Nach dem Abendessen hatte er Marybeth beim Abwasch die Ereignisse des Tages berichtet. Er hatte von seinem Besuch
bei den Souveränen erzählt, von Jeannie Keeleys Absichten, dem Anruf Melinda Stricklands, dem Treffen mit Romanowski und der Möglichkeit, dass der Mörder noch frei herumlief. Marybeth hatte ihm zugehört, während seiner Schilderung immer angespannter und besorgter dreingeblickt und einen Teller versehentlich sogar zweimal abgewaschen.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, hatte er bekannt. »Und ich bin mir nicht sicher, was ich in all diesen Angelegenheiten unternehmen soll.«
    »Wäre Jeannie Keeley bloß im Lager gewesen. Dann hättest du rausfinden können, wie ernst sie es meint«, sagte Marybeth und konzentrierte sich damit auf das, was ihr am wichtigsten war. Am frühen Abend hatte sie Joe von ihrem Gespräch mit einem Anwalt erzählt, der die Chancen der Picketts, falls Jeannie Keeley ihre Tochter wirklich zurückhaben wollte, nicht gerade rosig beurteilt hatte.
    »Warum ist sie jetzt zurückgekehrt? Nach vollen fünf Jahren, Joe! Warum, zum Teufel, ist sie jetzt wieder da?«
    Er sah seine Frau an, die vor Zorn und Angst ganz blass war, und wünschte, er hätte eine Antwort für sie.

    Die Seitentür ging auf, und Marybeth stapfte im Parka in die Garage. Sie hatte die Arme verschränkt und die Hände unter die Achseln geschoben.
    »Hier ist es kaum wärmer als draußen.« Sie schloss die Tür und lehnte sich dagegen. »Kommst du bald rein?«
    »Sind alle im Bett?«
    »Meinst du meine Mutter?«, seufzte Marybeth. »Ja.«
    »Ich komme sofort«, sagte Joe und zog eine Zündkerze fest. Er hatte sie seit einem Jahr nicht gewechselt.
    »Ich hab über das nachgedacht, was du mir beim Abwasch
erzählt hast. Über Brockius, Romanowski, Strickland – all das. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
    Joe sah auf. »Ich auch. Vielleicht würdest du diese Leute besser durchschauen.«
    »Ist das, was Romanowski über Strickland gesagt hat, für dich glaubhaft?«, fragte sie. »Kann sie wirklich so schlimm sein? Oder erinnert sie ihn bloß an jemanden, den

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