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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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spülen.
    Aus ihrem Denken und Fühlen.
    Sie stieß die Tür auf und schlenderte durch die hohe Halle, in der Wasser und Wände jedes Geräusch zigfach verstärkten. Die glatten Fliesen spiegelten das gedämpfte Licht; überall Blau- und Grüntöne, die mit dem Blau des Wassers in den Schwimmbecken und Whirlpools harmonierten, und üppige Pflanzen, satt von der warmen, feuchten Luft. Ein Tropenparadies inmitten der höchsten zu den Wolken strebenden Türmen New Seattles.
    Wo optisch grün und blau um die Vorherrschaft stritten, dominierte akustisch das Rauschen von Wasser. Warme Strömungen aus unzähligen Düsen sorgten dafür und am anderen Ende der Halle sprudelte ein kristallklarer Wasserfall. Unter ihren Füßen spürte Naomi das stetige Summen von Elektrizität, die die künstliche Welt am Leben hielt.
    Am Beckenrand erhob sich ein Service-Mensch in der üblichen Zeitlos -Uniform. In seiner Hand hielt er einen röhrenförmigen Gegenstand. Jetzt kam er Naomi entgegen. Auf ihrer Höhe lächelte er sie kurz an. »Das Wasser hat genau die richtige Temperatur zum Schwimmen«, versicherte er ihr. »Die Sonnenbänke stehen ebenfalls zu Ihrer Verfügung, und ich bringe gleich noch Getränke in den Ankleidebereich, dauert nur noch einen Moment!«
    »Danke«, murmelte Naomi, aber der Mann war bereits weg. Die Flügel der Schwingtür, durch die er verschwunden war, pendelten noch. Ziemlich tüchtig, der Mensch.
    Geistesabwesend kratzte Naomi sich dort, wo der Verband aufhörte. Die immer noch verschlossene und versiegelte Sauna zog ihren Blick an. Immerhin hatte man die Scheibe schon ersetzt.
    Im Zeitlos ließ man nichts schleifen.
    Naomis Absätze klapperten einen knackigen Stakkato-Rhythmus auf den Fußboden aus Rotschiefer. Wasser leckte an den farbenfroh eingefassten Rändern jedes Beckens, kleine und größere Wellen. Es hüllte Naomi in einen Klangteppich aus Plätschern, Gluckern und Glucksen. Wahrscheinlich hielten andere das für eine beruhigende Geräuschkulisse.
    Hier war ja auch nur fast eine ältere Dame zu Tode gekommen.
    Der Ankleidebereich unterteilte sich in zwei Sektionen, jede mit einem entsprechenden Schild gekennzeichnet. Naomi stieß die Tür zur Damen-Umkleide auf, während sie sich bereits den Pullover über den Kopf zog.
    Aus dem mehrteiligen Spiegel heraus, der eine der Wände in gesamter Breite einnahm, starrte Naomi Abigail Montgomery an. Sie war gerade dabei, Make-up aufzulegen. Naomi erstarrte.
    Abigail trug, so jedenfalls Naomis Vermutung, was in einem Wellness-Tempel modisch sicher der letzte Schrei war. Ihre weiße Hose war makellos sauber und gebügelt, die Bluse mit U-Boot-Ausschnitt leuchtend grün. Abigail sah hinreißend aus, gepflegt und elegant.
    Zur Schönheit veredelt.
    Ihr Lächeln war so oberflächlich wie flüchtig, das Lächeln gewordene Desinteresse, hellrot angemalt. »Ich bin in einer Minute fertig«, sagte sie in demselben Tonfall, in dem sie gestern Naomi entlassen hatte wie eine huldvolle Königin einen Untertan.
    Kühl. Kultiviert. Alle anderen hatten gefälligst zu warten, bis sie fertig war, ehe sie die gleiche Luft wie sie atmen durften.
    Während Naomi zeitlupenlangsam, wie ihr schien, die Hand zur Faust ballte, kratzten ihre Fingernägel über die Tür. »Kein Problem.« Eigentlich hätten ihr die Worte im Hals stecken bleiben müssen, so zugeschnürt schien ihre Kehle. Sie drehte sich um, um in Richtung Schwimmhalle zu verschwinden, hielt die Schwingtür aber dann mit dem Ellenbogen fest, als Abigail sagte: »Warten Sie bitte einen Moment.«
    Es gelang ihr nicht, einfach weiterzugehen. Der Kloß in ihrem Hals machte es ihr außerdem unmöglich, etwas zu sagen. Sie hätte einfach gehen sollen.
    Keine Ahnung, warum sie stehen geblieben war, worauf sie eigentlich wartete.
    Hinter ihr hörte sie Abigail den Lippenstift auf die Ablage legen. Die Metallhülse klapperte auf den blanken Marmor. Naomi drehte sich halb um und sah Abigail, die Arme vor der Brust verschränkt, sich mit einer Hüfte gegen die Fliesen lehnen.
    Ihre blauen Augen waren nachdenklich zusammengekniffen.
    Nur dass sie nicht über neuen Schmuck oder die neueste Modekreationen nachdachte, die ihre endlosen Kleiderschränke füllen sollten. Nicht dieses Mal.
    »Verzeihen Sie bitte, wenn ich so unhöflich bin, Sie danach zu fragen«, sagte die Fremde, die ihre Mutter war, »aber sind wir uns vielleicht schon einmal bei einer Gala oder Benefizveranstaltung begegnet?« Beim Sprechen betonte sie jede

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