Blutschuld
einzigen Grund so akribisch archivierte: um zu helfen, um zu lindern und es allen wohlergehen zu lassen, ach, diesen ganzen verfluchten Scheiß eben! In seinen Händen, was wäre das Wissen da? Eine Waffe.
Waffen machten so viel mehr Spaß.
Joe hatte sein nächstes Ziel bereits ausgesucht, und Junge, Junge, war das ein Volltreffer! Abigail Montgomery war zwar nur irgendeine Tusse mit Geld, jedenfalls soweit Joe wusste, aber mit ihr hätte er endlich den Hebel, der ihm die ganze Zeit über gefehlt hatte. Die Beziehung zwischen der Montgomery und der West, egal, wie vage sie sein mochte, war genau, was er brauchte.
Mit zitternden Händen hatte er zwei Stunden lang Schwerstarbeit geleistet. Er hatte sich nur eine kurze Erholungspause gegönnt, und zwar weil ihm seine Finger den Dienst versagten. Aberdanach hatte er sich gezwungen, wieder an die Arbeit zu gehen und dranzubleiben.
Zu isolieren, zu trennen und neu zu verbinden.
Jetzt war alles vorbereitet. Joe hatte Abigail Montgomery im Visier.
Wenn sie draufging, erschiene Naomi West auf der Bildfläche. Ihre enge Beziehung zum Zeitlos würde die Magiebesessenen zwingen, sich selbst zu entlarven. Ihr Schweigen zu brechen und aller Welt zu offenbaren, was bisher allein ihr Schatz gewesen war.
Reiches, verwöhntes Pack, selbstsüchtig und aufgeblasen! Sie horteten, was ihm, Joe Carson, gehören sollte. Versteckten es vor einer Welt, mit der sie es teilen sollten. Mit ihm, verfluchter Dreck! Mit Menschen wie ihm.
Naomi würde auftauchen, weil er sie geärgert hatte. Joe hatte seine Kollegin nicht verletzen wollen. Er hatte es auf Clarke abgesehen gehabt. Seine Kugel hätte das Jüngelchen so schwer verletzt sollen, dass sie alle nichts Hastigeres zu tun gehabt hätten, als die Quelle zu offenbaren.
Stattdessen hatte West das Bürschchen aus der Schussbahn gestoßen. Joe hatte stattdessen sie erwischt. Einen kurzen Moment lang hatte er wegen des vielen Blutes befürchtet, er könnte sie tödlich getroffen haben. Der Tod war jenseits alles Erreichbaren, selbst für Magie. Aber gestern Abend hatte Joe gerade noch einmal Glück gehabt.
Gott hatte seine Hand über ihn gehalten. Der Unfall, der schlampig gesetzte Schuss, hatte Joe Carson den lang ersehnten Beweis beschert.
Naomi geheilt zu haben würde den Clarkes das Genick brechen. Sie hatten sie. Sie hatten Joes Schatz in ihrer Gewalt, seine Erlösung, seine Rettung. Er war nicht schnell genug zurück gewesen, um Zeuge der Heilung zu werden. Aber er hatte Naomi bereits herumspazieren sehen. Deutlicher konnte es nicht werden.
Die Quelle existierte. Jetzt musste er sie nur noch in seine Gewalt bringen. Ganz wie sein Kontaktmann es ihm gesagt hatte.
Er hatte das Schloss gefunden. Jetzt galt es nur noch, den Schlüssel einzuführen.
KAPITEL 16
Naomi hatte den kleinen Park im Innenhof bereits zur Hälfte durchquert, als es ihr wieder einfiel: Ein gründlich sexbeseelter Phin hatte ihr Bett in Beschlag genommen. Abrupt blieb sie stehen.
Von Gemma wusste sie, dass Phin ihre Suite längst verlassen haben musste. Er war schließlich in seinem eigenen Appartement im Familienflügel aufgetaucht. Aber wartete er vielleicht jetzt doch wieder oben im Penthouse des Gästeflügels auf sie? Um mit ihr zu frühstücken, wie sie selbst es vorgeschlagen hatte?
Leck mich! Jetzt in ihre Suite zurückzukehren kam überhaupt nicht in Frage.
Geflissentlich überhörte sie die leise Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie einen Feigling schimpfte. Duschen. Sie musste vor allem jetzt erst einmal duschen. Und dann müsste sie Meldung bei ihrem Vorgesetzten machen. Mit ein bisschen Glück könnte ihr Team mit etwas Hilfreichem aufwarten. Etwa mit einem Plan, bei dem es nicht nötig wäre, herumzusitzen und darauf zu warten, dass ihre Zielperson den nächsten Zug tat.
Wenn sie kein Glück hatte, würde ihr selbst schon noch etwas einfallen.
Sich etwas einfallen zu lassen, irgendetwas zumindest, darin war sie echt gut.
In ihre Suite für Dauergäste zurückzukehren und Zeit damit zu verschwenden, mit Phin für die nächste Nummer ins Bett zu springen, gehörte nicht dazu.
Nicht, wenn ihr der bloße Gedanke daran, Phin ein weiteres Mal zu vögeln, den Atem nahm.
Den Aufzug zum Flügel der Dauergäste ließ Naomi links liegen. Stattdessen hielt sie jetzt auf die Doppeltüren zum Pool-Bereich zu. Dort gab es Duschen und genügend Seife zur freien Verwendung durch die Gäste, um Phins Geruch von Naomis Haut zu schrubben. Aus ihrem Haar zu
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