Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
verginge!« Gemma warf einen Blick über die Schulter.
    Naomi blieb stumm und steif stehen.
    »Sie können das nachfühlen, nicht wahr?«
    Naomi ballte die Fäuste und machte einen Schritt rückwärts. Rückzug ist die beste Verteidigung. »Danke, dass Sie mir die nötigen Unterlagen heraussuchen«, beeilte sie sich zu sagen. Sie wusste, dass sie gerade zum Feigling mutierte. Anspannung und Ungeduld färbten ihre Worte. »Wir werden selbstverständlich alle Informationen vertraulich behandeln.«
    »Da bin ich mir sicher.« Gemma beugte sich zu einer Kiste inder zweiten Reihe hinunter. »Ich lasse Ihnen die Unterlagen dann zukommen. Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    »Nun, die Baupläne vielleicht?«
    Gemma warf ihr ein bedauerndes Lächeln zu. »Es existieren keine solchen Pläne.«
    Wieder ein kurzes, abgehackt wirkendes Nicken von Naomi. »Hab’ mir schon so was gedacht. Na ja, ich muss dann jetzt   …«
    »Naomi?«
    Sie wollte nicht stehen bleiben. Sie wollte nicht hören, was die Frau mit Phins dunklen wissenden Augen ihr zu sagen hatte. Aber sie tat es dennoch.
    Es nicht zu tun, wäre ihr weder vernünftig noch angemessen erschienen.
    Feigling.
    Sie stützte sich am Türrahmen ab. »Ja?«
    »Bleiben Sie noch lange im Zeitlos ?«
    Falsche Frage. »Nein«, sagte sie, »nur solange ich brauche, um hier aufzuräumen.«
    Gemma nickte. »Werden Sie es Phin sagen, bevor Sie gehen?«
    Oh, Herr im Himmel! »Er erfährt es«, sagte sie tonlos. Sie bräuchte nicht einmal etwas zu sagen, und er wüsste dennoch Bescheid.
    Sie war eine hervorragend ausgebildete Tötungsmaschine, zur Therapeutin hingegen taugte sie nicht.
    »In Ordnung«, sagte Gemma, »aber bitte seien Sie so gut und verletzen Sie niemanden.« Sie wandte sich wieder dem Stapel aus Kunststoff-Boxen zu, zog die nächste Kiste heraus und brach deren Versiegelung auf. Naomi suchte schnellstens das Weite.
    Bitte seien Sie so gut und verletzen Sie niemanden.
    Auf diesem Gebiet taugte sie rein gar nichts.

KAPITEL 15
    Sie hatte sich kaum gewehrt.
    Joe gab sich nicht die Mühe, ihre Leiche an einem weniger offensichtlichen Ort zu verstecken. Der Schrank in der Umkleide würde ihn zumindest nicht noch mehr wertvolle Zeit kosten. Na ja, um Zeit ging es eigentlich gar nicht mehr. Entweder bekam er, was er brauchte, oder er war ein toter Mann. Naomi West war ihm schon gefährlich dicht auf den Fersen.
    Er konnte sie förmlich spüren.
    Also jetzt oder nie.
    Eines war sicher: Die Gerüchte, die Legenden waren wahr. Das sagte ihm sein Bauchgefühl, und seine Ahnungen hatten ihn noch nie getrogen. Deswegen war er ein verflucht guter Missionar. Der Beste. Seine Ahnungen und seine Vorgehensweise.
    Erfahrung und Instinkt.
    Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die Quelle hier war. Dass er sie endlich gefunden hatte. Er brauchte nur den richtigen Schlüssel. Und das richtige Schloss, in das der Schlüssel auch passte.
    Als der herausragende Missionar, der Joe nun einmal war, würde er sicher finden, was er suchte, keine Frage.
    Nur war er dieses Mal nicht so schnell ans Ziel gelangt wie sonst. Die Fäden zu ziehen, die Falle aufzustellen   – das alles hatte viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als er geplant hatte. Jetzt aber hatte er mit der Schlüsselkarte der Kleinen, was er brauchte. Die Schlüsselkarte gewährte ihm Zugang zur Suite im siebten Stock. Von dort aus war es nur ein Katzensprung bis zu der Etage mit den Schönheitssalons.
    Von dort aus könnte er überallhin, ohne gesehen zu werden. Und niemand würde etwas mitbekommen.
    Es ärgerte ihn, dass die Innenflure nicht zu den Verwaltungsbüros führten. Aber nachdem er jetzt dieser nutzlosen Schlampe die Schlüsselkarte abgenommen hatte, würde eine clevere Umprogrammierung ihm Zugang überall dort gewähren, wo er ihn brauchte. Das einzige Risiko war die Kamera im Aufzug. Aber wahrscheinlich, damit rechnete er jedenfalls, war die ganze Sache vorbei, ehe man in ihm mehr als ein paar Pixel in einer Zeitlos -Uniform erkannte.
    Geheimgänge, das nötige Händchen fürs Digitale und eine Liquidierung, die darauf wartete, in die Tat umgesetzt zu werden. Herrgott, er liebte seinen Job!
    Obwohl er dem hübschen Jüngelchen zugestehen musste, zumindest versucht zu haben, seine archivierten Gäste-Unterlagen sicher wegzuschließen, hatte sein simples Kodierungssystem Joe nicht allzu lange aufhalten können.
    Wissen war eine wunderbare Sache. Joe etwa wusste, dass die Familie Clarke Daten und Einzelheiten nur aus einem

Weitere Kostenlose Bücher