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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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erwiderte sie. »War nur ein Streifschuss, nicht der Rede wert.«
    »Gibt es eine Verbindung zu Ihrem Auftrag?«
    Naomi deutete ein Nicken an. »Bei den schlechten Lichtverhältnissen und dem schwierigen Schussfeld konnte mich nur ein ausgebildeter Scharfschütze derart erwischen.«
    Gemma funkelte sie aus zusammengekniffenen Augen an. Blitzendes Eis. Naomi war durchschaut. »Und warum haben Sie dann Phin das Gegenteil weiszumachen versucht?«
    Verfluchter Scheißdreck! Hatte der Kerl denn gar keine Geheimnisse vor seinen Eltern? Naomi seufzte. »Weil er«, sagte sie zähneknirschend, »mich meinen Job nicht erledigen ließe, wenn ich ihm erzählt hätte, ich wäre hinter einem bestens ausgebildeten Killer her. Und«, fügte sie rasch hinzu, als sie Gemmas Blick auf sich lasten fühlte, »Sie wissen genauso gut wie ich, dass er versuchen würde, sich Carson entgegenzustellen. Gemma, Carson ist ein Attentäter, der sein Handwerk versteht. Was hätten denn Sie Phin an meiner Stelle gesagt?«
    Gemma atmete einmal tief durch. Dann blickte sie Naomi fest in die Augen und fragte: »Auf wen hat der Scharfschütze gezielt?«
    Die Lüge kam ihr ganz glatt über die Lippen: »Auf mich.«
    »Nun gut.« Gemma stieß sich von der Schreibtischkante ab und begann, den Schreibtisch zu umrunden, wobei sie Naomi mit einer ungeduldigen Handbewegung aus dem Weg scheuchte. »Dann verschaffe ich Ihnen jetzt die verlangten Informationen.«
    Naomi trat beiseite. »Einfach so?« Misstrauen erwachte und schlich sich in ihre Stimme. »Keine weiteren Fragen mehr?«
    Gemma legte die flache Hand auf den Deckel eines Ordners aus Kunststoff und drückte die Schultern durch. Ohne Naomi anzusehen, sagte sie ruhig: »Ich habe jede Menge Fragen an Sie, Miss Ishikawa. Beispielsweise wüsste ich gern, wer Sie in Wahrheit sind und was für Absichten Sie meinen Sohn betreffend haben.« Naomi zuckte zusammen. »Aber vor allem hätte ich gern gewusst, wo einer meiner Gäste steckt und ob sie in Gefahr ist.«
    Das waren ja mal Neuigkeiten. »Wer?«
    Gemmas Augenbrauen schnellten nach oben. »Katie Landers. Sie ist Jordanas Assistentin.«
    Vor Naomis geistigem Auge erschien das Bild einer scheuen Brünetten, die im Frühstücksraum allein in einer Nische gesessen hatte. Rasch ging Naomi sämtliche wahrscheinliche Szenarien durch. »Wann wurde sie zuletzt gesehen?«
    »Gestern im Laufe des Vormittags.«
    »Welche Zimmernummer hat sie?«
    »Sie ist in Jordanas Suite untergebracht, im siebten Stock.« Gemma strich sich eine Locke aus dem Gesicht und schüttelte dann den Kopf. »Wenn das alles hier vorbei ist, Miss Ishikawa, erwarte ich wirklich eine ganze Menge Antworten von Ihnen.«
    »Man wird Sie informieren«, erwiderte Naomi mechanisch. Das war natürlich Blödsinn. Lügen, mehr nicht. Die Kirche entschuldigte sich für nichts und bei niemandem. Auch Erklärungen gab sie nicht ab.
    Andererseits schickte die Kirche normalerweise keinen ihrer Agenten auf eine Mission mitten unter die oberen Zehntausend.
    »Der Dominikaner-Orden?«
    »Ja, Ma’am«, antwortete Naomi. »Der Orden hat alle Karten in der Hand. Ich bin nur eine einfache Agentin im Außendienst.«
    Gemmas Lächeln troff vor Ironie. »Das bezweifele ich dochsehr, Miss Ishikawa. Aber heißt das, was Sie Phin gesagt haben, entspricht der Wahrheit?«
    »Welcher Teil genau davon?«, gab Naomi trocken zurück.
    Das Lächeln ihres Gegenübers verblasste. »Touché, Miss Ishikawa. Die Kirche verdächtigt uns also keiner illegalen Machenschaften? Wir stehen nicht unter Verdacht? Nicht unter Anklage?«
    Naomi schüttelte den Kopf. »Es tut mir wirklich leid. Aber das Zeitlos dient nur als Versteck.«
    »Dann verschaffe ich Ihnen die gewünschten Informationen«, wiederholte Phins Mutter. »Sie hatten jede Menge Zeit, mehr und Schlimmeres zu tun, als ein Schloss zu knacken und zu ein paar Notlügen Zuflucht zu nehmen, und haben es nicht getan.«
    Schlimmeres? Naomis Lächeln bekam etwas Beißendes. Eine Leiche mehr und wie viele Notlügen weiter dann? Sie hatte schon Schlimmeres getan, ja, okay. Sie würde wahrscheinlich noch jede Menge Schlimmeres tun, ehe die Sache hier vorbei war. Aber Naomi sagte nichts, während Gemma die Etiketten auf den Kunststoff-Kisten las.
    »Sie sollten wissen«, fuhr Gemma geradeheraus fort, »dass das Zeitlos und meine Familie das Wichtigste in meinem Leben sind. Wenn jemand, irgendjemand , meiner Familie etwas antut, müsste der eine Zeche zahlen, dass ihm Hören und Sehen

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