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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Dunkelheit, als die Glaskuppel eine Haube aus Stahl bekam und die Beleuchtung flackerte, weil die Stromzufuhr zeitweise unterbrochen war. In diesem Moment betete Phin, die Sache möge sich ohne weiteres Blutvergießen beenden lassen.
    Dass er dem Gegner geben könnte, was er verlangte.
    Wenn Phin es nämlich nicht könnte, wären sie hinter den Schutz- und Befestigungsmaßnahmen gefangen, die eigentlich zur Abwehr möglicher kommender Katastrophen gedacht waren. Sie waren von der Umwelt abgeschnitten, abgeschottet von allem draußen.
    Gefangen mit einem Mann, dem es egal war, ob er töten musste,um zu bekommen, was er wollte. Zwei Menschen waren bereits tot.
    Um Phins Mund erschien ein entschlossener Zug.
    Gerade, als Phin in Richtung Personalflügel durch die Tür setzte, erwachte knisternd die gebäudeweite Sprechanlage zum Leben. »Einen wunderschönen guten Tag. Wie Sie alle sicher bemerkt haben dürften, haben die Sicherheitsvorkehrungen für Katastrophenfälle Sie in diesem Gebäude eingeschlossen.«
    Es war eine angenehme Stimme, klar und deutlich zu verstehen. Eine Allerweltsstimme. Die Tonlage nicht zu tief, nicht zu schrill, durchschnittlich eben. Freundlich und höflich.
    Phin stürzte in das große Vestibül gleich hinter dem Eingang, hastete hindurch und kam schlitternd vor dem verborgenen Mechanismus zum Stehen, mit dem sich die unsichtbare Tapetentür ins Geheimgangsystem des Zeitlos öffnen ließ. Mit fliegender Hast tastete Phin nach der Verriegelung. Wenn der Scheißkerl irgendwo an der Sprechanlage stand, geisterte er   – zumindest momentan   – nicht durch die Gänge. Phin blieb wenig Zeit.
    »Mr.   Clarke.«
    Phin erstarrte. Langsam drehte er sich um und blickte hinauf in die Linse einer der Sicherheitskameras, die überall im Gebäude unter den aufwendig gearbeiteten Stuckprofilen zwischen Wänden und Decke verteilt waren.
    »Ja, richtig, Mr.   Clarke, ich sehe Sie.«
    Die Zentrale des Sicherheitsdienstes. Der einzige Raum, der genug Monitore hatte, um alle Übertragungen der Sicherheitskameras im Blick zu behalten. Der Zugriff auf die gesamte Sicherheitstechnik gewährte.
    »Sie werden mir jetzt den Gefallen tun und sicherstellen, dass alle im Gebäude befindlichen Personen den Weg in den Pool-Bereich finden und sich dort versammeln.«
    Angst ließ Phins Puls rasen. »Ich werde nicht   …«
    »Ich kann Sie nicht hören, Mr. Clarke, also sparen Sie sich IhrenAtem. Ich erlaube mir, die Botschaft an Ihrer Stelle an alle weiterzugeben. Jeder, ja? Hallo allerseits, hallo!«, sagte die körperlose Stimme aufgeräumt. Und sehr laut. »Mr.   Clarke bittet jeden, der noch im Gebäude ist   – und ja, ich kann Sie alle sehen!   –, sich im Pool-Bereich zu versammeln. Jedem, der dieser Bitte nicht nachkommt, wird das noch sehr, sehr leidtun.« Kurze Kunstpause. »Zumindest solange dieser Jemand damit beschäftigt ist zu sterben. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt, ja?«
    Es gab eine Rückkopplung, dann folgte ein Klicken. Die Sprechanlage war ausgeschaltet. Phin setzte sich in Bewegung. Augenblicke später, kaum dass er den Innenhof halb durchquert hatte, schwang die Doppeltür der Lobby auf, und Lillian kam heraus, Rook und Jordana im Schlepptau. Seine Mutter war blass, wirkte aber äußerlich so ruhig und gelassen wie immer.
    »Phin, was geht hier vor?«, fragte sie.
    »Der Mistkerl hat Zugriff auf die Sicherheitstechnik.« Was bedeutete, dass die Mitglieder von Phins Sicherheitsteam entweder irgendwo im Haus unterwegs waren oder tot. Er schluckte schwer und bot seiner Mutter die Hand. »Weißt du, wo die anderen sind?«
    »Deine Mutter war im Beauty-Bereich, um ein paar Sachen zu holen«, erwiderte Lillian und umklammerte Phins Hand fest. »Das Personal ist im ganzen Haus verteilt, ich habe keine Ahnung, wo. Die meisten sind wohl schon nach Hause gegangen.«
    Hinter ihr sah Jordana grün um die Nase aus. Tränen verunzierten ihr Gesicht mit verlaufener schwarzer Wimperntusche.
    »Wir lassen uns doch jetzt nicht wie die Schafe zusammentreiben, oder?« Rook schlug mit einer knochigen Faust in eine nicht minder knochige Handfläche. »Wir wissen doch, wo er ist. Warum stürzen wir uns nicht alle auf ihn?«
    »Weil er jetzt bewaffnet ist«, erklärte Phin ruhig. Mit dem Kopf machte er eine Bewegung in Richtung Pool-Bereich. »Also um hier mit heiler Haut und ohne größeres Blutvergießen wieder herauszukommen, sollten wir alle uns wie gute Geiseln verhalten.«
    »Das ist  

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