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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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heilen, den Naomis wilde Anschuldigungen Phin versetzt hatten.
    »Mutter«, sagte er gegen Lillians warmen Hals.
    »Hmm?«
    »Ich möchte, dass ihr beide packt und irgendwohin fahrt, wo ihr in Sicherheit seid. Besucht einfach jemanden, jemanden, den ihr sowieso schon lange besuchen wolltet.«
    Lillian lachte leise. Ihr Körper vibrierte unter diesem Lachen, und Phins Kopf hallte davon wider. Phin richtete sich auf und blickte mit gerunzelter Stirn auf Lillians geliebtes Gesicht hinunter. Seine Mutter schüttelte den Kopf. »Du weißt ganz genau, dass wir das nicht tun werden.«
    »Dieser Carson ist gefährlich. Naomi hat sich das nicht ausgedacht. Du hast es doch selbst gesagt: Zwei Menschen sind tot.« Phin verlagerte sein Gewicht von einem auf den anderen Fuß und ergriff seine Mutter bei den Schultern. »Ich kann nicht garantieren, dass ich noch weiß, was ich tue, wenn einer von euch beiden etwas passiert. Ihr müsst einfach hier weg. Bitte!«
    Langgliedrige, schmale Finger streichelten seine Wange. »Wir sind eine Familie, Phin. Wenn wir zusammenhalten, sind wir am stärksten.«
    »Aber ich   …«
    Die Doppeltür zur Lobby schwang auf. Herein kam Michael Rook, seine hagere Gestalt vibrierte förmlich vor mühsam bezwungener Selbstgerechtigkeit. Offenkundig der Anführer seines kleinen Protestmarsches hatte er Jordana an seiner Seite, die er zurück in die Lobby geleitete. Jordana selbst stolzierte neben ihm her, einen entschlossenen Zug um ihren Schmollmund.
    »Herrje!«, seufzte Phin und stieß sich vom Tresen ab, um diebeiden abzufangen, ehe sie die Lobby durchquert hätten. »Es tut mir leid, aber die Schließung des Zeitlos ist nicht verhandelbar.«
    Hinter Rook und Jordana wieselte Joel durch die Eingangstür herein. Mit beiden Händen würgte er die Luft vor sich und zeigte damit, was er von den beiden hielt.
    Aber Rook ließ sich von Phins Worten nicht aufhalten. »Ach was! Verstehen Sie, wir haben für unseren Aufenthalt hier bezahlt, und wir beabsichtigen, in Anspruch zu nehmen, wofür wir bezahlt haben. Also schlage ich vor, Sie nehmen Kontakt zu einem Ihrer Schickeria-Anwälte auf, den Sie irgendwo in der Hinterhand haben, und   …«
    Das Licht flackerte.
    Abrupt blieben alle stehen, wo sie gerade waren. Erstarrten zu einem lebenden Bild reinster Überraschung und plötzlich aufkeimender Panik. Die schweren automatischen Doppeltüren schlossen sich. Sie fielen mit einem von der Automatiksteuerung gedämpften, aber nichtsdestotrotz endgültigen Klacken zu. Jordana schrak zusammen und unterdrückte mühsam einen Aufschrei.
    »Das war doch nur eine Verzögerung der automatischen Türschließung«, klärte Rook sie gereizt auf. »Jetzt reißen Sie sich mal zusammen!«
    Jordana lief rot an, und Phin nutzte die Gelegenheit, auch wenn er es gern vermieden hätte, Rooks Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. »Verzeihen Sie bitte«, sagte er fest, »aber es ist unser gutes Recht, abzulehnen, Dienstleistungen zu erbringen, und zwar jedermann gegenüber. Wir sind sogar verpflichtet, dieses Recht durchzusetzen, wenn es um die Sicherheit unserer Gäste geht.«
    »In Anbetracht der übertrieben hohen Honorare, die Sie für Ihre Dienstleistungen verlangen   …«
    Mit dem typisch hohen Laut zwischen Kratzen und Kreischen schrappte Metall an Metall entlang, dann ein Schlag, begleitet von einem dumpfen metallischen Dröhnen. Rook unterbrachsich beim ersten surreal wirkenden Geräusch und runzelte die Stirn.
    Kriieck, kriieck, klanck!
    Phin hingegen kannte das Geräusch. Er wusste, was passierte: Eines nach dem anderen würden jetzt die großen, hohen Fenster hier in der Lobby und überall dunkel, sobald sich massive Metallplatten davorschöben wie gerade vor das erste und zweite Fenster hier.
    Lillian erwachte als Erste aus der Erstarrung. »Kommen Sie, rasch, wir müssen zusammen bleiben.«
    Phin drehte sich um und angelte an der Rezeption nach dem Com hinter dem Tresen. Hinter ihm stieß Jordana in tiefem Schrecken ein schrilles, lang gezogenes Wimmern aus. Rook fuhr sie an, damit sie aufhörte.
    Mit vor Wut zusammengebissenen Zähnen wählte Phin die Nummer des Sicherheitsdienstes und fluchte leise vor sich hin, während er darauf wartete, dass abgenommen würde. Er wartete. Und wartete.
    »Bring sie rüber in die Lounge!«, rief er seiner Mutter über die Schulter hinweg zu, während er in Richtung der in den Innenhof führenden Flügeltür losrannte. Tageslicht wandelte sich in scheinbar nächtliche

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