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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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trotzdem nein. Ich helfe dir, deine Kontrolle über dich und deine Gabe zu vervollkommnen. Das kann ich ganz freimütig anbieten. Ohne Hintergedanken«, fügte sie trocken hinzu. »Jeder Magiebegabte muss Kontrolle erlernen, egal, um welche Gabe es geht.«
    Langsam leckte sich Naomi die Unterlippe. Ihr Blick wanderte von der einen Hexe zum Ex-Hexenjäger zur nächsten Hexe.
    Welche Alternativen hatte sie?
    Auf der Flucht zu sein, wie Silas es ihr gegenüber schon ganz klar herausgestrichen hatte. Es würde nicht lange gut gehen, auch das hatte Silas bereits gesagt. Zurück in den Orden, zur Mission, wo es unweigerlich dazu käme, dass sie als Hexe enttarnt und anschließend hingerichtet würde.
    Auf ihrem Hintern sitzen und gar nichts tun?
    Zur Hölle damit   – das ganz sicher nicht!
    »Okay«, sagte Naomi schließlich und zeigte mit dem Finger auf Jessie. »Aber wenn ich für euch drei den Doktor spielen soll, musst du, Prinzessin, auch mit mir ein paar Trainingsrunden drehen.«
    Um Jessies Mundwinkel zuckte es. »Ich bin schon ziemlich gut, was Kontrolle angeht. Aber wenn du unbedingt willst, mach’ ich die Trainingsstunden noch mal mit.«
    »Ich spreche nicht von Magie-Training«, entgegnete Naomi und wusste, sie klang selbstgefällig. Silas’ Gesichtsausdruck wirkte plötzlich seltsam besorgt. »Ich meine Körpertraining, Nahkampf, Selbstverteidigung, Überfalltechniken. Dein Kampfstil ist Klein-Mädchen-Mist, Prinzessin!«
    Jessie öffnete schon den Mund für eine Erwiderung, zögerte dann aber.
    Silas strich mit seinen Händen zärtlich ihre Arme hinunter und meinte leise: »Du musst das natürlich nicht machen. Aber wie ich schon gesagt habe: Sie ist besser als ich.«
    Jessie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, als sie Naomis Blick begegnete. »Einverstanden.«
    Immerhin ein Erfolg. Die blonde Prinzessin mit der Schnauze voran auf die Matte zu werfen würde Naomi sicher auf andere Gedanken bringen.
    Die einsamen Nächte wären da schon eine andere Nummer. Aber mit ein bisschen Glück wäre sie nach Kontrolltraining in Sachen Magie und ordentlichen Zweikämpfen, die voll in die Knochen gingen, zu müde, um noch etwas anderes zu wollen oder zu tun als schlafen. Traumlos.
    »Was fehlt, ist immer noch ein Ansatzpunkt für unser weiteres Vorgehen«, seufzte sie. Aber endlich konnte sie die Hände entspannen und musste sie nicht mehr zu Fäusten ballen. Überhaupt wich die ganze Anspannung. Übrig blieben Leere und Erschöpfung, ein Schmerz, tief in ihrem Herzen, der sie seit den Ereignissen im Zeitlos begleitete.
    Silas nickte. »Gib mir ein paar Wochen Zeit. Ihr zwei zieht eure Trainingseinheiten durch und bis dahin   …«
    Jessie schnaubte übertrieben aufgebracht. »Bei dir klingt das, als machten wir einen Häkelkurs!«
    »…   sehe ich zu, was ich so organisiert bekomme«, sprach Silas unbeirrt weiter, als hätte er ihren Einwand gar nicht gehört. Aber er zog sie in seine Arme. Legte das Kinn auf ihren blonden Scheitel. Er tat es so hingebungsvoll, so voller Zuneigung, dass Naomi sich abwenden musste. Es schnürte ihr die Kehle zu.
    »Ah, und wie das?«, fragte Jessie.
    »Ich habe da ein paar Ideen. Wird ’ne Weile dauern.«
    »Oh-kay«, meinte Naomi und zog die beiden Silben in die Länge. Sie wandte sich wieder Silas zu und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Von dir will ich auch etwas, klar?«
    »Was immer es ist.« Er sagte es mit solch feierlichem Ernst, dass Naomi die Worte auf der Zunge erstarrten.
    Herrgott noch mal, der Kerl wusste sie verdammt gut zu nehmen! Früher einmal Missionar und Missionarin, sie beide. Partner fürs Leben. Allmählich erhellte ein breites, sehr schalkhaftes Grinsen Naomis Gesicht. »Echt, egal was?«
    »Ach, leck mich«, murmelte Silas, und Matilda brach in meckerndes Gelächter aus. »Ja«, sagte er, allerdings um einiges vorsichtiger, »egal was.«
    »Gut. Ich hab da den Namen von einem Typen, der mir was schuldet. Ich möchte, dass du bei ihm etwas einsammelst, das mir gehört.«
    »Ah, und das wäre?«
    Mit dem Zeigefinger klopfte sie sich auf die Unterlippe.
    Silas’ Schultern zuckten, während er herzhaft lachte. »Ah so! Tja, warum nicht? Klar, ich sorg dafür, dass du dir dein ganzes Metall wieder ins Gesicht hängen kannst.«
    Sie alle vier grinsten, entspannt, wie Naomi bemerkte.
    Vielleicht, ganz vielleicht würde ihr das auch gelingen. Vorausgesetzt, es bliebe ihr genug Zeit dafür.
    Vorausgesetzt, die Stadt, die sie fast das Leben gekostete

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