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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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geben und dann seine blutende Lippe lecken, bis es wieder besser wäre.
    »Was ist das Problem, Naomi?« Phin hob eine Augenbraue und lächelte ihr mitten ins verärgerte Gesicht. Mit der Fingerspitze seines rechten Zeigefingers berührte er ihre Unterlippe. »Sind Sie sauer, weil Sie es nicht wussten oder weil meine Mütter sie kennenlernen wollten?«
    »Weder noch!«, fuhr sie auf. »Ich   …«
    Ja, was? Warum war sie eigentlich sauer? Weil sie in die Falle getappt war? Weil sie nicht hatte wissen wollen, dass Phin zwei Mütter hatte?
    Weil sie nicht einmal eine Mutter hatte?
    Sie wischte sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die es eigentlich umrahmen sollten. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Ach, nicht weiter wild. Lassen Sie’s gut sein. Können wir los?«
    »Ganz wie Sie wollen«, meinte er leise und stieß die Tür für sie auf.
    Sie führte zu einem weiteren Korridor. Zu einem schlicht gehaltenen, hübsch angestrichenen Flur. Ohne ein weiteres Wort geleitete Phin Naomi durch ein Netz von Abzweigungen, vorbeian Türen, die zu vielerlei Räumen führten, die Naomi nicht zu Gesicht bekam.
    Schließlich gelangten sie in ein größeres Vestibül, ein kreisrundes Foyer, ringsum von Säulen umgeben; herrliche Vasen und üppige Topfpflanzen bildeten mit kraftvollen Farben den Kontrast zu cremefarbenen Borden, die in die Wände zwischen den Säulen eingelassen waren. Die Mitte des Foyers markierte eine Aufzugsröhre aus Messing, die Zugang zu anderen Stockwerken versprach.
    »Hier wohne ich«, erklärte Phin. Er hatte mitbekommen, wie Naomi sich den Nacken verrenkte, um herauszufinden, was es hinter dem Aufzug zu sehen gäbe. »Das ist der Familienflügel. Gegenüber geht’s zum Personalflügel.«
    »Ach, das Personal wohnt hier im Zeitlos ?«
    »Nicht das ganze Personal«, erwiderte Phin und stieß eine weitere Tür auf, wieder eine mit einem ganz einfachen Schloss. »Hier entlang.« Naomi trat in die Kühle und Dunkelheit eines Parkdecks.
    Ihre rechte Augenbraue schnellte hoch. Wer hätte das gedacht? Doch, ja, denken hätte sie sich das schon können! Aber warum hatte der Nachrichtendienst der Mission nichts von einem Parkdeck erwähnt? Schlampige Aufklärung? Denn eines war doch wohl klar: Es musste mehr als einen Weg hinein in das Spa- und Wellness-Resort geben. Vorratslieferungen würden gewiss nicht über den Hauptfahrstuhl abgewickelt, der das Zeitlos mit der Stadt verband.
    Zum Teufel, sie brauchte diese Baupläne fast genauso dringend wie ihre Waffe!
    »Ihr Wagen erwartet Sie.« Phin zeigte auf eine schicke, silberne Luxuskarosse, deren Motor im Leerlauf schnurrte wie ein träges Kätzchen. Der Wagen hatte fast die Länge einer Stretch-Limo.
    Und war damit genauso überflüssig und genauso widerlich selbstgefällig wie ein solches Gefährt.
    Reiche Erbin!, ermahnte sich Naomi. Sie ging die Stufen der Treppe hinunter und auf den Wagen zu. Phin war unmittelbar hinter ihr und lachte leise vor sich hin. Im selben Augenblick stieg ein Mann in adretter schwarzer Uniform aus dem Wagen. Er öffnete Naomi die Tür im Fond, um sie einsteigen zu lassen.
    »Danke«, sagte sie steif. Sie glitt in das geräumige, luxuriös ausgestattete Innere der Limousine. Cremefarbene Ledersitze; echtes Leder, wenn sich Naomis nervös kribbelnde Fingerspitzen nicht irrten. Weich wie Butter die Polsterung, in die Naomi in genau dem richtigen Maße einsank, um herrlich bequem zu sitzen. Sie konnte ihr Beine ausstrecken und sich breitmachen, wie sie lustig war, und es wäre immer noch reichlich Platz für fünf weitere Passagiere auf den ausladend breiten Rücksitzen.
    »Danke, Martin.« Phin ließ sich ihr schräg gegenüber auf die bequemen Sitze gleiten und knöpfte sich in einer geschmeidigen Bewegung das Jackett auf. »Champagner?«
    »Ist das Ihr Ernst?!« Reiche Erbin!, warnte sie ihr von der Mission trainiertes Gehirn erneut. »Doch nicht vor dem Essen«, bügelte sie den Fauxpas hastig aus. »Sonst steigt mir der Alkohol direkt zu Kopf.«
    »Das höre ich gern.«
    Naomi runzelte die Stirn und stützte sich übervorsichtig mit beiden Händen ab, als die Limousine anfuhr. »Dass mir Champagner zu Kopf steigt?«
    »Dass es überhaupt etwas gibt, das Ihnen zu Kopf steigt«, meinte Phin leichthin. »Trotzdem.« Er beugte sich vor und öffnete die Schiebetüren einer in die Abtrennung zur Fahrerkabine eingelassenen Mini-Bar. Zwei Sektkelche und eine Flasche, in der Naomi sündhaft teuren Champagner vermutete, kamen zum

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