Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
Vorschein. »Zumindest ist Champagner da, wenn Sie mögen.«
    Naomi war hin- und hergerissen. Mit einem Glas Champagner hätten ihre Hände und ihr Mund eine Beschäftigung, die nicht darin bestünde, Phin Clarke auf den butterweichen Sitzenfestzunageln und seine Brust zu erkunden, seinen Bauch und seinen   …
    Ihr Blick zuckte zu der undurchsichtigen Trennscheibe hinüber, die den Fond von der Fahrerkabine abschirmte. Naomi fuhr zusammen, als Phins raues, wissendes Lachen ihr unter den Kragen der Caban-Jacke schlüpfte und sich wie eine Schraubzwinge um ihren Brustkorb legte.
    »Das Massageöl habe ich leider vergessen«, sagte Phin und streckte die langen Beine auf dem penibel sauberen, hellen Boden des Wagens aus. Seine auf Hochglanz polierten Schuhe stießen wie zufällig gegen Naomis rote Stiefel. Eine Berührung, mehr nicht. »Aber vermutlich kann ich etwas finden, dass genauso gut funktioniert.«

KAPITEL 11
    Phin Clarkes Hände reichten schon. Die Erinnerung war da und beflügelte Naomis Fantasie. Die Wärme seiner Handflächen. Seine geschickten, kräftigen Finger auf ihrem Körper, die Muskeln kneteten und bearbeiteten. Hitze lief in einer Welle durch Naomi hindurch, verebbte gleich darauf wieder. Sie streckte den Rücken durch, straffte die Schultern. »Das hätten Sie wohl gern«, erwiderte sie leichthin auf sein Massageangebot. Eine Herausforderung. Was sonst.
    »Sie sind schon wieder völlig verspannt.«
    Jenseits der getönten Limousinenscheiben fiel Regen auf Straßen und Stadt. Unzählige glitzernde Bächlein aus Wasser und Licht liefen an den Fenstern des Wagens hinab. Die Stadt summte vor Geschäftigkeit. Die Geräuschkulisse dieser Ebenen, der obersten in der Stadt, unterschied sich von dem stetigen tiefen Dröhnen und pulsierendem Brummen in den Mittelebenen. Aber die Oberstadt war nicht weniger lebendig.
    Nicht weniger hungrig.
    »Ich frage mich«, begann Naomi, und in ihren Augen funkelte es, »was mich dieser Abend wohl kosten wird.«
    »Kosten?« Phin lächelte. Er musterte sie, ließ den Blick von ihren blutroten Stiefeln ihre nackten übergeschlagenen Beine hinaufwandern, bis zum Saum ihres Seidenkleids. Dann sprang sein Blick weiter hinauf, verweilte auf Naomis Lippen. »Habe ich das falsch in Erinnerung? Sagten Sie nicht, ich hätte für meine Frauen zu zahlen?«
    Um ihre Mundwinkel herum zuckte es. »Ich bin keine Ihrer Frauen.«
    »Darf ich Sie mir denn trotzdem etwas kosten lassen?«
    »Ich stehe nicht zum Verkauf.« Am liebsten hätte Naomi ein Bad in diesen Augen genommen, ihren ganzen Körper mit Schokolade überzogen. Den verbalen Schlagabtausch nahm sie nur am Rande wahr. Denn ihre Aufmerksamkeit fesselte ganz anderes. Mit der Zunge fuhr sie sich über die Unterlippe, suchte mit der Zungenspitze das fehlende Lippen-Piercing in deren Mitte. Phin beobachte, wie sie dort den Lipgloss ableckte. Schalk blitzte in seinen Augen auf. Zugleich erwachte ein ganz bestimmter Hunger in ihm.
    »Gut«, erwiderte Phin heiser, »damit hätten wir wohl alles unmissverständlich geklärt.« Und dann, die Sache eines Augenblicks, saß er nicht mehr ihr gegenüber und damit weit weg. Er kniete vor ihr. Ganz nah war das Funkeln seiner dunklen Augen, die Anspannung in seinem Gesicht. Er spürte die Hitze, die von Naomi ausging, ihn anzog, unentrinnbar. Wie eine Motte zum Licht.
    Denn das genau war Naomi, Licht, Hitze, die alles in Flammen setzte, alles verzehrte. Naomi selbst spürte, wie sich zwischen ihren Schenkeln die Hitze an dem einen Ort konzentrierte, der vor Erregung feucht in unerfüllter Erwartung pulsierte. Wie flüssiges Silber breitete sich die Hitze träge in Naomi aus, eroberte ihre Arme und Beine, als Phin ihr die kurzen Strähnen aus dem Gesicht strich, die aus ihrem hochgesteckten Haar fielen. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände.
    »Phin«, warnte sie ihn, und ihr Blick bohrte sich in seinen, »du wirst dir die Finger verbrennen!«
    »An dir, o Gott, wie gern!«, erwiderte er heiser und küsste sie.
    Er küsste sie wie ein Ertrinkender, der verzweifelt nach Luft ringt. Er suchte sein Verlangen, seinen Hunger im lasziven Schwung ihrer Lippen zu stillen, in deren üppiger Fülle. Er raubte ihr Küsse und war trotzdem nicht gierig und fordernd, zwang sie zu nichts. Zum Teufel, das brauchte er auch nicht.
    Naomi wollte ihn. Wollte es.
    Wollte mehr.
    Um sie beide herum die Luxuslimousine, eine seidige Katze, die ununterbrochen wohlig schnurrte, stieß Phins Zunge in Naomis Mund vor.

Weitere Kostenlose Bücher