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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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über jemand Verdächtiges gestolpert?«
    Abigail Montgomerys Name lag ihr schon auf der Zunge. Naomi merkte es schon, ehe Eckhart seine Frage ganz ausgesprochen hatte. Dieser selbstsüchtigen Zicke mit nichts als Stroh im Kopf eine kirchliche Untersuchung mit allem Drum und Dran an den Hals zu hängen, wäre Naomi ein Fest. Sie würde sich in die Hose machen vor Lachen. Kichern bis zur Luftnot.
    Aber am Ende würde das die Aufmerksamkeit der Kirche nur wieder auf sie lenken. Mit Risikovermerk .
    Zur Disziplinierung überstellbar.
    »Naomi?«
    »Da fällt mir nur der tote Kerl in meinem Schlafzimmerschrank ein«, seufzte sie. »Die Gäste scheinen alle ganz normal, zumindest die, denen ich bisher begegnet bin. Hier kommt viel Volk mit einem Tagespass herein. Aber die Tagesgäste haben im Resort nicht dieselben Zugangsmöglichkeiten wie die Dauergäste.«
    »Was ist mit den Gästen, die du bisher nicht zu Gesicht bekommen hast?«
    »Da gibt es ein einsiedlerisches Paar, aber laut Gerüchteküche verlassen die beiden ihre Suiten weder bei Höllenfeuer noch Hochwasser. Ich muss unbedingt an diese Gästeliste kommen.«
    Sicher legte Eckhart jetzt gerade die Stirn verärgert in Falten. Sein Grummeln verriet ihn. »Um Himmels willen, wir haben gerade mal ein Viertel der offiziellen Personalakten durch!«
    »Sind das denn so viele?«
    »Es handelt sich schließlich um einen Wellnes-Tempel mit mehr Personalkorridoren als die Hölle«, erinnerte Eckhart sie. »Was glaubst du denn?«
    »Scheint ein Dauerthema zu sein«, sagte Naomi mit ironischem Unterton.
    »Was ist mit dem Hexer?«
    »Und schon sind wir wieder bei dem toten Kerl in meinem Kleiderschrank«, erwiderte Naomi mit einem schiefen Lächeln. »Habt ihr das Foto bekommen, das ich euch geschickt habe?«
    »Ja. Hat bisher leider zu keiner Identifizierung des Kerls geführt. Hast du Blutproben genommen?«
    »Habe ich.« Ihr Blick wanderte hinüber zum Schlafzimmerschrank und seiner glänzenden Lackoberfläche. »Während ich sündhaft teures Duschgel dazu benutzt habe, den Boden von der ganzen Schweinerei zu säubern.«
    »Fein. Gib das Zeug Miles mit. Die Blutproben dürften es uns leichter machen, dem Typen auf die Spur zu kommen«, meinte Eckhart.
    »Okay.« Mit einem Stirnrunzeln angelte sich Naomi die hässliche Patchwork-Handtasche vom Boden und fügte hinzu: »Ich bin dann weg. Sobald ihr diese Baupläne in die Finger bekommt, will ich sie haben   – sofort!«
    »Wenn irgendwo noch Pläne existieren«, sagte Eckhart. »Ich sag Miles Bescheid, dass er sich bereithalten soll.« Einen Moment lang schwieg Eckhart, und dann, ganz kurz und kaum wahrnehmbar, vernahm Naomi seinen typischen Drei-Ton-Pfiff. »Also, mit wem gehst du heute Abend eigentlich aus?«
    Naomi verbiss sich ein Grinsen. »Ich gehe nur aus, weil ich dann hier rauskomme.«
    »Ah-ha.« Eckhart klang kein bisschen überzeugt. »Bitte brich ihm nicht alle Knochen, okay?«
    »He   …!«
    »Und vergiss die Blutproben nicht.«
    »Leck mich, Eckhart!« Naomi beendete die Verbindung, ließ das Com in der Regenbogen-Kotz-Tasche verschwinden und ging auf die Suche nach dem weißen Caban-Jäckchen, auf das sie irgendwo in ihrem Gepäck schon einmal einen Blick erhascht hatte.
    Bei den ganzen Klamotten, mit denen die Mission sie für diese Operation ausstaffiert hatte, war nicht ein Outfit, das nach Date-mit-sexy-Phin-Clarke schrie. Zum Henker, wenn’s nach ihr gegangen wäre, hätte sie sich in etwas aus Kunstleder mit massig Schnallen gezwängt, alle ihre Piercings wieder dorthin gesteckt, wo sie hingehörten, und Phin Clarke ins Pussycat Perch oder ins Shell Casing geschleppt, um mit ihm eng umschlungen und schwitzend die Nacht durchzutanzen.
    Hätte ihn dabei beobachtet, wie er es dann wegsteckte, der Fisch an der Angel zu sein.
    Stattdessen war sie von der Schulter bis zum Knie in graue Seide irgendeines namhaften Designers gehüllt, trug blutrote Stiefel mit hohen Absätzen, die gerade so als Reiche-Zicken-Version von Fick-mich -Styling durchgingen. Mehr war nicht drin gewesen.
    Naomi schlüpfte in die kurze Jacke, hängte sich die Handtasche über die Schulter und bemühte sich um ein neutrales Gesicht angesichts der Regenbogenfarben. Das scheußliche Ding war die einzige Tasche, die groß genug war, um darin die Röhrchen mit den Blutproben zu versenken und dann noch eine Waffe aufzunehmen.
    Holster zum Seidenkleid   – das ließe man ihr bestimmt nicht durchgehen.
    Unschlüssig rieb sie sich die

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