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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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ganz einfach, die Haare wuschelig nach hinten zu nehmen und stylisch zerzaust aussehen zu lassen. »Wir sind da, ja? Wo denn?« Naomi machte auf unbekümmert, auf mäßig neugierig. Auf locker und gleichgültig.
    »Das erfährst du noch früh genug. Naomi, verhütest du?«
    Sie lachte nicht. Gern hätte sie es getan, gelacht. Aber Phin, der sich gerade das Hemd in die Hose stopfte, blickte viel zu ernst drein, um ihn auszulachen. Das beruhigende Lächeln, für das sie sich entschied, begleitete ein Nicken. Alle Missionarinnen verhüteten. Eine entsprechende Hormonbehandlung war Teil der jährlichen Vorsorgeuntersuchung. Aber das brauchte Phin nicht zu wissen. »Alles im grünen Bereich. Keine Löcher in der Abwehr«, sagte sie leichthin.
    Der Blick, der sie traf, brannte wie Feuer auf ihrem Gesicht. »Dafür schlägst du Löcher in jedermanns Abwehr, Liebste.«
    Gänsehaut geisterte über ihre Haut. So ernsthaft.
    So   … süß . Mist.
    Der Wagenschlag ging auf, und Phins uniformierter Chauffeur hielt ihnen die Tür auf. Hinter ihm sah Naomi nächtliche Dunkelheit und in Regendunst gehüllte Lichter. Ein Glasdach oder etwas in der Art. Vor einem Palast aus Glas und Stahl.
    Sicherheitsmaßnahmen auf Oberstadt-Niveau.
    Naomi quittierte das mit einer Grimasse und ignorierte die helfend dargebotene Hand des Chauffeurs. Mit beiläufiger Bewegung strich sie sich das Kleid glatt, als sie hinaus in die bittere Kälte trat. Der Wackelpudding in ihren Knien war überraschend beherrschbar.
    Ihr Herz dagegen geriet sogleich aus dem Takt, als Phin sich nach ihr aus der Limousine faltete. Phin Clarke glich keinem der Männer, die Naomi West aus der Mission kannte. Sie wusste, dass unter dem teuren Anzug Muskeln spielten. Aber seine Muskelkraft hatte er sich nicht dadurch erworben, dass er in New Seattles unteren Ebenen um sein Überleben kämpfte. Naomi bezweifelte, dass Phin Clarke je die durch Sicherheitsüberprüfungen markierte Grenze im Karussell, New Seattles Highway-System, überfahren hatte.
    Bei einem Kampf Mann gegen Mann hätte Phin Clarke keineChance. Keine Chance in den ebeneneinwärts gelegenen Straßen der Mittelstadt und schon gar nicht in der Unterstadt, nicht den Hauch einer Chance an all den Orten, die kein Sonnenstrahl je erreichte.
    Warum zum Geier hatte sie sofort einen Kloß im Hals und drückte es ihr die Luft ab, wenn er süßlichen Quatsch von sich gab? Wenn er in dieser albernen Beschützer-Pose die Hand in ihren Rücken legte?
    Phin nahm den schwarzen Regenschirm, den ihm sein Lakai reichte, und lächelte den Mann an, als habe er, der Boss, nicht gerade sein Verabredung auf dem Rücksitz des Wagens gebumst, den dieser Mann fuhr.
    Falls der Chauffeur davon etwas mitbekommen hatte   … Oh, nein, dachte Naomi und lächelte grimmig, und wie Martin das mitbekommen hat! Sie schüttelte den Kopf über die Naivität ihres ersten Gedankens. Wahrscheinlich zahlte Phin dem Chauffeur mehr als genug, damit er nicht einmal mit der Wimper zuckte.
    Phin ließ den Regenschirm aufschnappen. Schützend hielt er ihn über Naomis Kopf und deutete gleichzeitig mit der freien Hand auf die Ladenfront am Ende eines schmalen Gehwegs. »Wir legen hier eine kleine Pause ein, und danach fahren wir zum Abendessen. Alles klar?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte Naomi trocken. »Ich weiß nicht einmal, wo wir sind.« Bestimmt irgendwo im Innenstadtbereich, im Herzen der Oberstadt, wo Geschäft und Geld sich amüsierten. Es war leicht zu erkennen: sauber und ordentlich ein Block neben dem anderen, wie mit dem Lineal gepflanzte Baumreihen, die die Straßen säumten.
    Überwachungskameras an jeder Ecke und automatisierte mobile Sicherheitsüberwachung im langsamen Tiefflug. Alles auf dem Sicherheitsniveau eines Gefängnisses mit geringerer Sicherheitsstufe.
    Nicht gerade sonderlich sicher, aber immer noch ein Gefängnis.
    Mit dem Auto wäre man in fünf Minuten an der Sankt-Domininkus-Kathedrale. Die Mission unterhielt hier oben ein Büro, aber Naomi wusste nicht genau, wo. Sie ging nie in die Oberstadt, wenn es sich vermeiden ließ.
    Phin legte den Arm um ihre Taille. »Es wird dich schon nicht umbringen.«
    Ein grimmiges Lächeln huschte über Naomis Gesicht, und sie zwang sich dazu, die Klappe zu halten. Die Erwiderung hätte Phin nur zu weiteren Fragen provoziert. Zu Fragen, über die sie nicht nachdenken wollte.
    Sie war nicht umsonst Missionarin, und das seit vielen Jahren. Aufzuspüren, was willens und

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