Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
danach gern spürte.
    Aber jetzt war Tag, und sie hatte zu tun.
    Dinge, bei denen sie Phin würde hintergehen müssen.
    Nun, okay, so ganz stimmte das nicht. Sie hatte keine Versprechen gegeben. Keine Garantien. Die Nacht war traumhaft schön gewesen, verflucht zu schön, um mehr als ein Traum zu sein.Naomi als Märchenprinzessin, aufgehübscht und ausstaffiert, und Phin hatte ihr alles vom Leib gerissen.
    Jetzt küsste die Morgensonne die Fensterscheiben des Schlafzimmers, und der Traum war vorüber. Kugelhagel und Blutvergießen, das bliebe.
    Naomi hatte keine drei Wünsche frei, nicht einmal einen.
    Auf der Suche nach ihren Kleidern ließ sie den Blick durch das verdächtig aufgeräumt wirkende Schlafzimmer schweifen. Auf dem Boden lag nichts mehr herum. Ihre Taschen und Koffer waren ausgeräumt, aufeinandergestapelt beziehungsweise ineinander verstaut worden   – aus dem Weg geräumt, Herrgott noch mal! Die Lacktüren des Kleiderschrankes starrten sie an.
    Jesses und, verflucht noch mal, Maria! Hatte Phin mitten in der Nacht ihre Kleidung zu einer Leiche in den Schrank gestopft? Und es nicht einmal bemerkt?
    Das war völlig unmöglich. Er hätte es bemerken müssen .
    Nur sie, Naomi West, konnte ausreichend neben der Spur sein, um einen Kerl im selben Zimmer zu ficken, in dem eine Leiche verrottete.
    Obwohl jeder Muskel in ihrem Körper ihr zuschrie, aufzuspringen   – beweg dich, verdammt noch mal, du lahme Ente, jetzt verflucht sofort!   –, zwang Naomi sich, sich Stück für nervenaufreibendes Stück aus dem Bett zu schieben. Sie biss sich auf die Unterlippe und schlich zum Schrank. Leise öffnete sie die Schranktüren. Dass sie die Luft angehalten hatte, bemerkte sie erst, als sie die Luft gemeinsam mit einem lautlosen Fluch wieder ausstieß. Phins Hemd hing im dämmrigen Licht im Schrank, männliche Begleitung für die ganze Batterie fließender Seidenoberteile, mit der die Mission Naomi in diese verdeckte Ermittlung geschickt hatte. Phins teure Schuhe standen fein säuberlich neben Naomis. Ihre Hosen hingen auf besonderen Hosenbügeln, alle so ordentlich, als ob Phin sie vor dem Aufhängen auch noch extra gebügelt hätte.
    Aber keine Leiche im Schrank. Sie nahm sich eine Designer-Jeans, einen roten Pullover und ein Paar halbwegs bequeme Stiefel.
    Wandelnde Leichen   – die Vorstellung war so absurd, dass es Naomis Verstand zum Schlingern brachte. Trotzdem erwischte sie sich bei einem sardonischen Grinsen, als sie sich zum Bett mit dem schlafenden Phin umdrehte. Sie musterte ihn, wie er ausgestreckt in den Kissen lag.
    Phin schlief, als gehörte ihm das Bett ganz allein. Sein Gesicht im Kissen vergraben, mit zerzausten Locken, ein Fuß hing aus dem Bett, hielt Phin sich am Kissen fest wie ein Ertrinkender am Rettungsring und schlief wie ein Toter. Wie ein Mann, der die Stunden zwischen tiefer Nacht und erster Andeutung von Tag noch wach verbracht hatte, in denen er längst hätte schlafen sollen.
    Naomi könnte Gefallen daran finden, neben ihm aufzuwachen. Mit ihm gemeinsam nicht nur einen Morgen oder zwei wach zu werden. Vielleicht, wenn die Umstände anders wären. Vielleicht, wenn er ein Kerl aus der Mittelstadt gewesen wäre, irgendein Arbeiterklasse-Typ   …
    Was zum Henker dachte sie da nur?!
    Wach auf, Naomi!, dachte sie grimmig und wandte sich entschlossen ab. Leise, mit angehaltenem Atem, fand sie Phins Hosen, die achtlos auf den Boden geworfen neben dem Bett lagen. Heißer Stolz flutete ihren Unterleib, als sie nach der Hose angelte.
    Gestern Nacht hatte sie Phin derart rattig gemacht, dass er ganz wild nach ihr gewesen war.
    Er hatte ihr Innerstes nach außen gekehrt und ihr nur gelassen, sich mehr, so viel mehr zu wünschen.
    Naomis Lächeln bröckelte. Hastig durchsuchte sie seine Hosentaschen, bis sie die Schlüsselkarte gefunden hatte. Als sie die Hose über die Stuhllehne hängte, wollten ihre Finger, ohne Naomis bewusstes Zutun, über den herrlich weich fallenden Stoff streichen. Phin sah im Anzug so gut aus.
    Wie gestern Abend. So gut hatte er in diesen anthrazitfarbenen Hosen ausgesehen.
    Momentan sah er sogar noch besser aus. Verführerischer als Schokoladentorte. Die Morgensonne strich mit warmen Fingern über sein nacktes Bein, legte Streifen aus Licht und Wärme über seinen knackigen Hintern. Das Laken, seit der Nacht nichts mehr als ein wirrer Wust aus Stoff, lag um Phins Taille und tat nichts, um seinen hinreißend schönen, braun gebrannten Körper vor Naomis Blick zu

Weitere Kostenlose Bücher