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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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ihr, dem ernsten Blick standzuhalten, mit dem Phin sie musterte. Sie drückte die Knie durch, die gerade unter ihr nachgeben wollten. Naomi blieb kerzengerade stehen, die Rücken- und Bauchmuskeln angespannt, und neigte den Kopf. Als wäre alles in Butter. Die Gleichgültigkeit in Person. »Ach, bin ich, ja?«
    »Dein Tattoo war nicht zu übersehen.«
    Oh, Mist, natürlich! Wie hätte es anders sein können. Im ganzen Zimmer hing als dichte Pheromonwolke der Geruch von Sex   – als hätte es eines Anstoßes von außen bedurft, um sich daran zu erinnern, wie sich Phins harter Schwanz in ihr angefühlt hatte. Die Erinnerung zerbröselte ihren Verstand in winzige Partikel. Nur so ließ sich erklären, dass sie hatte annehmen können, Phin könnte in der Dunkelheit des unbeleuchteten Zimmers das Tattoo übersehen haben.
    Scheiße.
    Naomi straffte die Schultern. Sie wusste, dass ihr Gesicht bereits zur Maske erstarrt war, konnte spüren, wie ihr Blick wachsam und argwöhnisch wurde. Alles, was sie jetzt noch tun konnte, war locker klingen und ignorieren, dass ihr war, als drücke ihr eine Faust um ihre Kehle die Luft ab. »Und?«
    Phin holte tief Luft. »Sucht die Kirche im Zeitlos nach Magiebesessenen?«
    Verfluchte Affenscheiße! »Lass mich die Frage einmal so stellen«, antwortete Naomi vorsichtig. »Wäre es überhaupt im Bereich des Möglichen, dass ich von dir eine wahrheitsgemäße Antwort bekäme, wenn ich dich fragte, ob das Zeitlos Magiebesessenen Unterschlupf gewährt?«
    Phin sah ihr direkt in die Augen. Sein Blick war fest, von einer gewissen Unnachgiebigkeit und Härte. »Das würdest du«, sagte er, so ernst, dass Naomi einen Augenblick brauchte, bis sie es begriff. Sie brauchte länger, als ihr lieb war. Als ihr pheromon-vernebeltes, völlig aus dem Tritt geratenes Hirn es endlich begriff, wäre Naomi fast vornüber gekippt, so erleichtert war sie.
    Stattdessen erlaubte sie ihren weichen Knien nachzugeben und ließ sich in einen Sessel sinken. Lachen perlte ihre Kehle hinauf und über ihre Lippen.
    »Herrje, oh, Scheiße, Phin!«
    »Was?«, verlangte er zu wissen.
    »Bekäme ich, ach Scheiße!« Sie spie es ihm entgegen, halb schon ein Fluch, halb noch ein Lachen. »Bekäme ich, ach echt? Was würdest du mir denn beichten wollen? Dass du einen geheimen Hexenzirkel beherbergst, der deine eigenen Gäste umbringt?«
    Phin kniff die Augen zusammen. »Nein.«
    »Unter diesen Umständen, glaube ich«, sagte Naomi und versuchte nicht zu beachten, dass es ihr den Magen zusammenzog, »bin ich auf der sicheren Seite, wenn ich sage, dass die Kirche im Zeitlos nicht nach Magiebesessenen sucht.«
    Was nicht hieß, und das war Naomi nicht bereit, offen auszusprechen, dass Magiebesessene die Clarkes nicht vielleicht doch benutzten, um an ihr Ziel zu kommen. In diesen Sumpf aber sollten Phin und seine Familie nicht hineingezogen werden, dafür wollte Naomi schon sorgen.
    Der Hexer war tot. Naomi West als versierte Hexenjägerin hatte keine anderen Anzeichen dafür entdecken können, dass im Zeitlos Magie praktiziert wurde. Alles drehte sich also nur noch um Carson und Naomis Auftrag ihn betreffend.
    Völlig andere Baustelle.
    »Aber warum bist du sonst hier?«, fragte Phin. Er schaute sie mit solcher Ernsthaftigkeit und Konzentration an, dass Naomis Erheiterung erstarb wie das Lächeln auf ihrem Gesicht. Die Erleichterung ließ sie beinahe würgen. Die Hand auf dem Brustbein versuchte sie es erneut mit Takt und Feingefühl.
    Feingefühl, ach Mist. Sie war verflucht schlecht darin.
    »Ich möchte und darf dir nicht alles erzählen«, begann sie, um gleich darauf warnend die Hand zu heben. Denn Phin war aufgestanden, und das Bettlaken hing verdammt schief und sehr tief auf seinen Hüften. Naomi riss sich von dem Anblick los und suchte Phins Blick. »Nein, halt! Mach ja keinen Schritt weiter, oder, ich schwör’s bei Gott, ich kann für nichts mehr garantieren!«
    Phin zögerte. Aber um seine Augen erschienen Lachfältchen, und der konzentrierte Blick hatte wieder die samtene Wärme, die Naomi als typisch für Phin kannte. »Okay, ich hab’ verstanden.«
    »Und zieh bloß dieses Laken höher und am besten auch gleich fester!«, verlangte Naomi gereizt. Phin gehorchte. Unter seiner gebräunten Haut bewegten sich geschmeidige Muskeln. Naomi holte tief Luft. Hastig kratzte sie genug Wahrheit zusammen, um die Lüge plausibel klingen zu lassen. »Die Kirche hat mich hierhergeschickt, weil ich eine Pause brauchte. Das

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