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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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letztendlich
     bemühen, ihren Vorstellungen zu entsprechen, so wie er es immer getan hatte.
    Ilana umarmte ihn, und Degan ließ es zu. Seine Mutter liebte ihn ebenso, wie sie ihre eigene Tochter liebte, manchmal meinte
     er sogar, sie würde ihn fast noch mehr lieben als Lin oder zumindest auf eine seltsame Art und Weise, die ihm stets ein wenig
     zu besitzergreifend erschienen war.
    Als Ilana sich von ihm gelöst hatte, sprach er ein kurzes
Belis nani
und konnte nicht schnell genug aus den Gemächern seiner Eltern verschwinden.
    |278| Ilana blickte besorgt zu Tojar. »Bist du sicher, dass diese Entscheidung richtig ist? Degan scheint mir noch immer so ungestüm
     und wechselhaft.«
    Tojar fuhr sich müde durch das Haar. In der letzten Zeit durchzogen immer mehr silberne Strähnen das einst dunkle kräftige
     Talukhaar. Er wurde älter, und Tojar fiel auf, dass er immer weniger Lust verspürte, mit Degan zu streiten oder sich den vielfältigen
     Beschäftigungen eines Königs zu widmen. Insgeheim hoffte er, Degan und Lin bald einige der vielen Aufgaben übertragen zu können
     und sie so langsam, aber sicher den Engilianern als Königspaar näherzubringen. Ilana war noch jung, doch er selbst spürte
     das zunehmende Alter an ihm nagen. Gewiss war auch ihm Degans Launenhaftigkeit aufgefallen. Eben deshalb meinte er, dass es
     gut wäre, etwas dagegen zu unternehmen. Die ersten drei Sommer seines Lebens hatten Tojar und Ilana zu Sala gebetet und ständig
     nach ungewöhnlichen Dingen an seinem Körper gesucht. Doch Degan war gewachsen wie alle anderen Kinder seines Alters, und als
     er im fünften Sommer stand, wussten sie, dass er ein ganz normales Kind war – zumindest äußerlich. Tojar und Ilana wussten
     als Einzige, welches Blut in ihm floss und wer er war. Ilana hatte anfangs gezweifelt, ob ihre sanfte Tochter die richtige
     Gefährtin für ihren Ziehsohn wäre, doch schließlich hatte Tojar gemeint, dass gerade Lins Sanftheit Degan Frieden geben könnte.
    »Vielleicht hätten wir es ihm erzählen sollen, er hat ein Recht darauf, es zu erfahren« sagte Ilana leise, doch Tojar schüttelte
     den Kopf. »Noch ist es nicht an der Zeit … Muruk ist seit über zwanzig Sommern verschwunden, keine seiner Kreaturen wurde
     jemals wieder gesehen. Vielleicht wird er niemals zurückkehren. Warum sollten wir Degan mit seiner Vergangenheit belasten?«
    Ilana legte ihren Arm um Tojars Taille. »Es ist so lange her, fast schon vergessen. Nur noch die Älteren wissen, dass wir
     einmal anders lebten und dass es einen furchtbaren dunklen Gott gab. Die Jüngeren halten die Geschichten der Alten für Märchen.
     Wie kann |279| man es ihnen verdenken? Sie haben niemals einen Greif gesehen oder einen Schjack. Sie kennen Muruk nicht, sie kennen nur Sala.
     Ich wünsche mir nichts mehr, als dass es so bleibt; aber wenn nicht – sollte Degan nicht vorbereitet sein? Und Lin … sie ist
     unsere Tochter. Sollte sie nicht wissen, wer ihr Gefährte ist? Was ist, wenn sie ihr erstes Kind auf die Welt bringt und Seltsamkeiten
     an ihm feststellt!«
    Tojar schüttelte den Kopf. »Du weißt ebenso gut wie ich, dass wahrscheinlich schon unzählige Frauen mit Kindern unseres hübschen
     Ziehsohnes in Engil herumlaufen, die älter als drei Sommer sind. Degan ist den Frauen nicht abgeneigt. Es ist besser, wenn
     Degan seinen Vergnügungen auf dem eigenen Ruhelager nachgeht; schon jetzt zürnen ihm zu viele eifersüchtige Männer, deren
     Gefährtinnen er verführt hat. Lin begehrt Degan und wird ihm mit Freude sein Lager wärmen. Ihre gemeinsamen Kinder werden
     vielleicht allzu hübsch sein, aber es werden ganz normale gesunde Kinder sein.« Er lächelte sie aufmunternd an, und Ilana
     beruhigte sich. Auch sie wusste von den nächtlichen Umzügen Degans, doch da Sala die Liebe segnete, war es etwas ganz Natürliches,
     dass ein junger Mann sich Bettgefährtinnen nahm, bevor er eine feste Gefährtin an seiner Seite hatte. Junge Frauen durften
     das ebenfalls tun, Lin hatte allerdings niemals Lust darauf verspürt. Sie wollte Degan, und Ilana konnte es ihrer Tochter
     nicht verübeln. Degan war fast so schön wie sein Vater … wie sein wirklicher Vater, und auch wenn er es nicht wusste: Er trug
     die Liebe und das Licht Salas in sich. Wer also hätte besser für Lin sein können als er?
    »Dann lass es uns jetzt auch Lin sagen«, beschloss Ilana, um sich selber zu überzeugen. Tojar nickte, und sie sandten eine
     Dienerin nach Lin. In ein paar

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